Warrior Cats - Die Macht der drei - Der Fluss der Finsternis - III Band 2
Gewissen, weil er seine Wut nicht gezügelt hatte, und ließ den Kopf hängen. »Tut mir leid, Distelpfote«, murmelte er. Der Zorn, der schon den ganzen Vormittag in ihm gebrodelt hatte, verschwand. »Es tut mir wirklich leid.« Nervös schaute er zu seinem Vater und erwartete, ihn zornig zu sehen, doch Brombeerkralles Augen waren lediglich voller Sorge.
»Könnt ihr heute mit Beerenpfote und Distelpfote trainieren?«, fragte der Zweite Anführer des DonnerClans die beiden Krieger. »Ich gehe mit Löwenpfote auf die Jagd.«
Löwenpfote folgte seinem Vater aus der Trainingskuhle. Sein Pelz brannte vor Scham. Er machte sich auf eine Standpauke gefasst, aber Brombeerkralle trottete schweigend durch den Wald.
»Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass meine Wut mit mir durchgeht«, platzte Löwenpfote heraus, um gleich zur Sache zu kommen. »Aber sie nervt mich schon den ganzen Morgen.«
Brombeerkralle sagte immer noch nichts.
»Ich weiß, das ist keine Entschuldigung«, fuhr Löwenpfote fort. »Es wird nie wieder vorkommen.«
»Ich weiß«, miaute Brombeerkralle. Er blieb stehen und schaute Löwenpfote an. »Das passt gar nicht zu dir.« Der getigerte Krieger seufzte. »Ich habe immer darauf vertraut, dass du auf deine Wurfgefährten achtgibst.«
Löwenpfote ließ den Kopf hängen. Er hatte seinen Vater enttäuscht.
»Bedrückt dich etwas?«, fragte Brombeerkralle. »Gibt es etwas …« Der Kater hielt inne. »Ist da etwas, das dir Kummer macht?«, miaute er schließlich.
Löwenpfote wusste, dass er seinem Vater nichts von Heidepfote erzählen durfte und auch nicht davon, dass Distelpfote ihn daran gehindert hatte, sie zu treffen.
»Es ist nur …« Seine Stimme erstarb. Wie sollte er seine Wut erklären? »Ich habe das Gefühl, Distelpfote meint, ich sei kein loyaler Krieger.«
Brombeerkralle nickte. »Ich kenne dieses Gefühl.« Er lief weiter durch den Wald. Verdutzt trabte Löwenpfote ihm hinterher.
»Als Tigersterns Sohn musste ich immer wieder aufs Neue das Vertrauen jeder DonnerClan-Katze gewinnen«, fuhr Brombeerkralle leise fort. »Deshalb weiß ich, wie frustrierend es ist, etwas beweisen zu müssen, das eigentlich keines Beweises bedarf.«
Der mit Laub bedeckte Waldboden stieg vor ihnen steil an, und sie bohrten die Krallen in die süß duftende Erde, um besser voranzukommen.
»Das Problem ist, dass alle nur das Böse in Tigerstern sahen. Sie hatten vergessen, was für ein kühner und fähiger Krieger er war.«
Löwenpfote spitzte die Ohren. Wollte Brombeerkralle Tigerstern verteidigen ?
»Ich habe nicht vergessen, wie Tigerstern seinen Clan verraten hat«, miaute Brombeerkralle, als hätte er Löwenpfotes Überraschung bemerkt. »Aber wir alle haben Stärken und Schwächen. Es muss traurig sein, wenn man nur wegen seiner Schwächen in Erinnerung bleibt. Ich hoffe sehr, dass man mich einmal für meine Stärken im Gedächtnis bewahrt.«
»Natürlich wird man das«, miaute Löwenpfote. Sein Fell prickelte bei dem Gedanken, sein Vater könnte irgendwann nur noch eine Erinnerung sein. »Jede Katze im Clan achtet dich.«
»Ich wünschte, es wäre so.«
»Was meinst du damit?«
»Ich fürchte, einer unserer Clan-Kameraden will mir Böses.« Die Worte waren nur ein leises Flüstern.
Löwenpfotes Herz stockte. »Wer?«
Brombeerkralle schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wichtig. Vergiss, was ich gesagt habe.«
»Aber wenn es eine Katze gibt, der du nicht traust …«
Brombeerkralle schnitt ihm das Wort ab. »Wenn du wegen deiner Stärken in Erinnerung bleiben willst, dann musst du an ihnen arbeiten. Und wenn das bedeutet, dass du dich denen gegenüber beweisen musst, die an dir zweifeln, dann tu es! Du kannst Distelpfote nicht zwingen, an dich zu glauben. Du kannst ihr nur zeigen, dass du ihr Vertrauen verdienst.«
Löwenpfote spürte, wie seine Pfoten schwer wurden vor Müdigkeit. Warum musste er sich Distelpfote gegenüber beweisen? Ich habe nichts Falsches getan!
Klack!
Ein Stein schlug gegen die Lagerwand und fiel vor dem Schülerbau zu Boden. Löwenpfote hob den Kopf und blinzelte in die Dunkelheit. War das ein Kaninchen, das oben am Felsenkessel nach Futter suchte?
Klack!
Nein, das war kein Kaninchen. Es hätte sich schon beim ersten Gepolter in den Wald geflüchtet.
Löwenpfote war neugierig geworden und stand lautlos auf. Er schaute zu Distelpfote hinüber. Sie schlief tief und fest. Danke, Farnpelz! Distelpfotes Mentor war tief im Wald mit ihr jagen gewesen. Sie war
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