Warrior Cats - Die Macht der drei - Der Fluss der Finsternis - III Band 2
sein. Er musste eine Ausrede finden, warum er das Lager so früh verlassen hatte, sonst würde er Heidepfote in der kommenden Nacht nicht treffen können.
Der Gang wurde immer enger und etwas streifte sein Fell. Bestimmt die Wände, die immer näher kamen. Hatte Heidepfote sich auch den richtigen Weg gemerkt? Panik stieg in ihm auf. Und wenn er nun nicht mehr hinausfand? Wieder streifte etwas sein Fell. Es fühlte sich nicht an wie Erde, sondern weicher, wie die Pelze anderer Katzen, die sich an ihn drückten. Angst schoss durch ihn hindurch. Er rannte los, raste durch die Schwärze, während die Furcht ihm die Luft aus den Lungen presste.
Da, ein Licht schimmerte vor ihm. Seine Beine waren schwach vor Verzweiflung und Erleichterung, als er endlich aus dem Loch herausschoss. Das Morgenlicht stach ihm in die Augen und ließ ihn blinzeln, während er sich verstohlen umsah. Keine Anzeichen einer Patrouille. Geduckt krabbelte er durch das Brombeergestrüpp und rannte nach Hause.
Ich kann nicht mit leeren Pfoten zurückkehren! Der Gedanke ließ ihn jäh stehen bleiben.
Ein Spatz flatterte über ihm. Niemand kann sich beschweren, wenn ich meinem Clan Beute bringe. Löwenpfote ließ sich ins Jagdkauern sinken und machte sich zum Angriff bereit. Reglos wie ein Stein beobachtete er, wie der Spatz sich auf dem Boden niederließ. Er wartete, während der Vogel näher hüpfte, und bekämpfte den Drang, schon jetzt loszuspringen. Die Blätter raschelten, der Spatz kam immer näher. Löwenpfote knetete den Boden mit den Hinterpfoten. Noch ein Hüpfer …
Hab dich! Schnell wie eine Schlange schoss Löwenpfote vor und tötete den Vogel mit einem Hieb. Er nahm den schlaffen Körper zwischen die Zähne und sprang zum Lager.
»Hallo, Löwenpfote.« Weißflug bewachte immer noch den Eingang. »Ich habe dich gar nicht rausgehen sehen.«
Löwenpfotes Maunzen klang gedämpft, weil er das Maul voller Federn hatte. »Ich bin durch den Schmutzplatztunnel gegangen.« Sein Schwanz kribbelte bei dieser Lüge, aber er hatte keine Wahl.
»Oh, da kann sich jemand auf ein leckeres, frühes Frühstück freuen«, bemerkte Weißflug.
»Mmm.« Löwenpfote nickte und preschte an ihr vorbei ins Lager.
Distelpfote lag mit Häherpfote neben dem Halbfelsen und sah auf, als Löwenpfote ins Lager kam. Er schnippte mit dem Schwanz in ihre Richtung und ließ seinen Fang auf den Haufen fallen.
»Du warst schon früh unterwegs«, miaute Häherpfote, während Löwenpfote auf den glatten Halbfelsen kletterte und anfing, sich zu putzen.
»Die Vögel machen so viel Krach. Mich wundert, dass ihr davon nicht wach werdet«, erwiderte Löwenpfote schlagfertig.
Distelpfotes Augen wurden schmal. »Nach der Jagd mit Farnpelz gestern hätte mich nichts wecken können.«
Löwenpfote fuhr sich mit der Pfote über ein Ohr. Sein Magen war ein harter Knoten. Er hasste es, zu lügen. Er tat nichts Schlimmes, wenn er mit Heidepfote spielte, aber er wusste auch, dass seine Clan-Gefährten das nicht so sehen würden.
Ich bin meinem Clan treu ergeben, sagte sich Löwenpfote. Ich sollte es nicht beweisen müssen.
Dennoch brannte ihm der bittere Geschmack seiner Lüge im Hals.
6. KAPITEL
Distelpfote gähnte. Sie stand im Eingang zum Bau und streckte sich. Die frühe Morgensonne schien warm auf ihre Pfoten. Sie sah sich um. Löwenpfote schlief immer noch in seinem Nest, während Rußpfote schon draußen beim Frischbeutehaufen saß.
»Gibt’s noch was zu fressen?«, rief Distelpfote ihrer Freundin zu.
»Nur eine Maus.« Rußpfote betastete sie unentschlossen mit der Pfote. »Ein bisschen alt, aber noch genießbar.«
Distelpfote tappte zu ihr. »Vielleicht sollten wir erst fragen, ob Minka sie für die Jungen möchte.«
»Nein, vielen Dank!« Minka sonnte sich vor der Kinderstube, während Rauchfells Jungen um sie herumtollten. »Sie können warten, bis die Morgenpatrouille mit warmer, frischer Beute zurückkommt.«
»Mir macht es nichts aus, eine alte Maus zu fressen!«, bot Fuchsjunges an.
»Nein«, miaute Minka, »du hast eine Erkältung. Du darfst nur warme Beute fressen.«
»Aber ich habe Hunger!«
»Verfressen bist du, sonst nichts!«, neckte Eisjunges. Das flauschige, weiche Kätzchen gab ihrem Bruder einen Klaps aufs Ohr. Sofort schoss er herum und griff an. Eisjunges quiekte und trommelte mit den Hinterpfoten auf ihn ein.
Minka zog ihren Schwanz zur Seite, als die Kleinen an ihr vorbeipurzelten. »Was bin ich froh, wenn sie in den Schülerbau kommen«,
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