Warrior Cats - Die Macht der drei - Der Fluss der Finsternis - III Band 2
seine Gedanken wie leise plätschernde Wellen. Seine Pfoten spürten dem Muster auf dem Holz nach. Sie verharrten auf den Strichen, die nicht durchkreuzt waren, und er spürte Trauer in seinen Tatzen. Jeder Kratzer ist eine nicht erzählte Geschichte.
Regen spritzte auf die Blätter über ihnen und platschte in riesigen Tropfen auf seinen Rücken.
»Wir sollten zurückgehen«, entschied Blattsee.
»Und was ist mit dem Stock?«
Donner grollte in der Ferne. Wind peitschte vom See herüber und schubste und stieß sie hin und her wie ein schlecht gelaunter Dachs.
»Wir müssen zurück zum Lager.« Blattsee klang besorgt. »Die Sturmwolken kommen immer näher. Bei so einem Wetter sollten wir nicht draußen sein.«
Häherpfotes Fell sträubte sich. Er spürte das Kribbeln eines Blitzes in der Luft. Ein Windstoß schob ihn zur Seite, stieß ihn von dem Stock weg.
»Nun komm schon!«, drängte Blattsee.
Vom Sturm aufgepeitscht, schlugen die Wellen hoch an das Ufer.
»Was ist mit dem Stock?«, rief Häherpfote noch mal.
Doch Blattsee eilte schon davon. »Komm jetzt endlich!«, befahl sie.
Ihm blieb keine Zeit, den Ast zurück in das sichere Versteck unter der Wurzel zu ziehen. Wind zerrte an seinem Fell und wehte ihm die Ohren flach an den Kopf, Regen stach ihm in die Augen. Geduckt rannte Häherpfote hinter seiner Mentorin her zurück in die Sicherheit des Lagers.
Der Regen hatte aufgehört, aber der Wind brüllte immer noch über dem Felsenkessel.
Häherpfote lag in seinem Nest und lauschte dem Wald, der hoch über dem Heiler-Bau knarzte. Die Blätter raschelten wie Wellen an einem Ufer. Doch Häherpfote hörte sie kaum, seine Ohren waren von einem Flüstern erfüllt. Seine Krallen juckten bei dem Gedanken an den erdigen Geruch des Stocks. Er rollte sich in seinem Nest herum und legte die Ohren an, aber das Flüstern hauchte immer noch in seinen Ohren. Er streckte sich und stieß seine Pfoten rastlos gegen das Moospolster.
»Warum machst du nicht einen Spaziergang«, murmelte Blattsee aus ihrem Nest. »Bevor du mit deinem Gezappel auch noch Rußpfote weckst.«
»Na gut.« Häherpfote setzte sich auf. Seine Pfoten sehnten sich danach, im Freien zu sein. Er wollte den Stock noch einmal berühren.
Er schob sich durch die Brombeerranken. Draußen wirbelte der Wind die ruhelosen Gerüche der Blattfrische auf. Der ganze Wald schien in Bewegung und zappelig vor Ungeduld. Instinktiv wusste Häherpfote, dass der Himmel klar war und der Mond hell leuchtete. Er fühlte das kalte Licht auf seinem Fell. Als er zum Lagereingang ging, zitterte die Dornenbarriere.
»Häherpfote?«
Löwenpfote zwängte sich aus dem Gang zum Schmutzplatzgang.
»Hallo, Löwenpfote«, begrüßte Häherpfote ihn neugierig. Der Pelz seines Bruders war gespickt von Schuldbewusstsein und Unruhe. Und er roch nach Wind.
Er ist draußen im Wald gewesen!
»Ich war nur kurz beim Schmutzplatz«, log Löwenpfote.
Häherpfote kniff die Augen zusammen. Hat denn jede Katze im Clan Geheimnisse?
»Ich will ein bisschen draußen spazieren gehen.« Er spürte die Müdigkeit in den Pfoten seines Bruders und beschloss, ihn auf die Probe zu stellen. »Kommst du mit?«
»Wenn du möchtest«, miaute Löwenpfote erschöpft.
Er hat ein zu schlechtes Gewissen und wagt daher nicht, abzulehnen.
Birkenfall rief ihnen vom Lagereingang zu. »Wer ist da?«
»Nur wir«, gab Häherpfote zurück. Er tappte zum Dornentunnel. »Wir wollen kurz raus in den Wald.«
Birkenfall schnurrte. »Ein Mitternachtsabenteuer«, miaute er. »Das erinnert mich an meine Schülerzeit.« Er klang sehnsüchtig, obwohl er erst seit ein paar Monden Krieger war. Birkenfall tat vor den Schülern gerne so, als wäre er unglaublich klug und erfahren, aber Häherpfote hatte nicht vergessen, was für ein Theater er aufgeführt hatte, als er den Dorn im Fuß hatte.
Der Krieger trat beiseite. Der Wind pfiff durch den Tunnel. Häherpfote schnippte mit dem Schwanz. »Kommst du?«
Sein Bruder folgte ihm durch die Barriere.
»Hütet euch vor Füchsen!«, rief Birkenfall ihnen nach.
Häherpfote zitterte. Bei der Erinnerung an den Fuchs, der aus dem Unterholz hervorgestürzt war, als er mit Lichtherz durch den Wald wanderte, zog sich sein Magen zusammen.
»Keine Sorge«, beruhigte ihn Löwenpfote. »Mit Füchsen werde ich mittlerweile locker fertig.«
Sie liefen den Hang hinauf und auf den Felskamm.
»Wohin gehen wir?«, fragte Löwenpfote.
»Zum See.«
Löwenpfote sagte nichts. Keinerlei
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