Warrior Cats - Die Macht der drei - Der Fluss der Finsternis - III Band 2
leugnen, dass er in letzter Zeit abgelenkt gewesen war, aber er dachte, niemand hätte es bemerkt. »Ich verspreche, dass ich härter trainieren werde.«
»Das musst du auch. Sonst wirst du im Schülerbau zurückbleiben und zusehen müssen, wie Fuchsjunges und Eisjunges vor dir zu Kriegern ernannt werden!«
»Versprochen!« Furcht rumorte in Löwenpfotes Bauch, nicht vor Aschenpelz, sondern vor dem Versagen. Früher war ihm alles immer leichtgefallen. Die Vorstellung, mit den anderen nicht mehr mithalten zu können, erfüllte ihn mit Schrecken.
»Gut.« Aschenpelz nickte kurz. »Dann lass uns noch mal anfangen.«
Löwenpelz reckte die Schultern. »In Ordnung.«
»Wir werden die Dachs-Verteidigung ausprobieren.«
Löwenpfote blinzelte überrascht. »Aber die ist eine der schwierigsten.«
»Ich weiß.« Aschenpelz kauerte sich nieder. »Sieh genau zu.« Er bäumte sich auf und sprang los, hoch genug, um über den Rücken eines Dachses zu fliegen. Er landete, ohne auf die Vorderpfoten zu sinken, und wirbelte sich so schnell auf den Hinterbeinen herum, dass Löwenpfote sich staunend fragte, wie er das Gleichgewicht hielt. Dann duckte er sich, ging hinunter auf alle vier Pfoten, drehte sich flink und schnappte mit den Zähnen zu, als würde er sie in das Hinterbein eines Dachses schlagen.
»Jetzt du«, befahl er. »Und vergiss nicht: Ein Dachs ist zweimal so groß wie eine Katze, also spring so hoch du kannst. Du willst auf keinen Fall auf ihm landen. Sonst lässt er sich auf den Rücken fallen und zerquetscht dich.«
Mit klopfendem Herzen bäumte Löwenpfote sich auf. Er versuchte, sich mit den Hinterbeinen abzustoßen und zu springen, verlor jedoch das Gleichgewicht und plumpste mit den Vorderpfoten auf den Boden.
»Noch mal!«, befahl Aschenpelz.
Löwenpfote richtete sich wieder auf und versuchte zu springen. Diesmal gelang es ihm, einen kleinen Satz zu machen, aber dann strauchelte er und fiel erneut unbeholfen auf alle vier Pfoten.
»Du musst dich stärker abstoßen«, miaute Aschenpelz. »Die meiste Kraft sitzt in deinen Hinterbeinen – nutze sie!«
»Aber ich kann das Gleichgewicht nicht halten«, protestierte Löwenpfote.
»Dann übe so lange, bis du es kannst!«
»Aschenpelz!«, rief Brombeerkralle von der anderen Seite der Lichtung. »Ich möchte gerne einen Doppelangriff auf Beerenpfote versuchen. Kannst du mir helfen?«
War Beerenpfote schon bereit, es mit zwei Kriegern aufzunehmen? Löwenpfotes Tatzen prickelten vor Eifersucht. Mir würden sie das niemals zutrauen!
Aschenpelz kniff die Augen zusammen. »Mach weiter«, ordnete er an und sprang hinüber zu Brombeerkralle.
Löwenpfote spürte, wie Verzweiflung an seinen Pfoten zerrte. Warum hatte Aschenpelz ihm nur so etwas Unmögliches zum Üben aufgetragen? Wollte sein Mentor ihm zeigen, wie untauglich er war? Halbherzig bäumte er sich auf die Hinterbeine. Noch vor dem Sprung geriet er ins Taumeln und die Bäume vor ihm schwankten. Frustriert sank er auf alle vier Pfoten. Das schaffe ich nie!
»Natürlich schaffst du das!« Ein Pelz streifte ihn und stieß ihn so grob an, dass er mit ausgestreckten Beinen auf dem nassen Moos landete.
Löwenpfote rappelte sich verärgert auf. »Was machst du …« Er verstummte.
Brombeerkralle, Aschenpelz und Beerenpfote trainierten immer noch auf der anderen Seite der Lichtung.
Wer hat mich gestoßen?
»Richte deinen Blick ganz fest auf etwas vor dir«, knurrte eine Stimme. »Nur so kannst du das Gleichgewicht halten.«
Löwenpfote schaute sich ängstlich um. Zwei Augen glühten vor dem grünen Hintergrund des Waldes. Ein verschwommener Umriss bewegte sich wie Nebel vor den Farnen.
»Tigerstern!« Löwenpfote schaute nervös zu seinen Clan-Gefährten. Ob sie ihn auch sahen?
»Nur du kannst mich sehen.« Tigerstern konnte offenbar seine Gedanken lesen. »Für sie bin ich nicht da.«
»Und warum bist du hier?« Löwenpfote zitterte.
»Um dir zu helfen.« Tigersterns Augen wurden schmal. »Sieht aus, als hättest du Hilfe nötig.«
In Löwenpfote brannte die Scham.
»Ich bin der Dachs.« Tigerstern kauerte sich vor ihm hin.
Löwenpfote zögerte. Wie sollte er diesen geisterhaften Krieger denn packen? Er sah ihn ja kaum.
»Versuche es!«, befahl Tigerstern. »Und vergiss nicht, den Blick ganz fest auf etwas vor dir zu richten.«
Löwenpfote holte tief Luft und starrte auf eine Birke am Rand der Lichtung. Konzentriert bäumte er sich auf die Hinterbeine, und tatsächlich – diesmal hielt er
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