Warrior Cats - Die Macht der drei - Der Fluss der Finsternis - III Band 2
nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen«, meinte der Zweite Anführer entschieden.
»Wie ich Distelpfote kenne, ist sie einfach auf eigene Faust losgezogen«, miaute Eichhornschweif.
Häherpfote nickte. Distelpfote war schon mehr als einmal durch den Wald gestromert, wenn sie Zeit zum Nachdenken brauchte.
»Aber würde sie dafür absichtlich das Training schwänzen?«, sorgte sich Ampferschweif.
»Sie hat noch nie ein Training verpasst«, war Feuersterns Stimme zu vernehmen. Er stand auf der Hochnase und die Katzen traten ein Stück zurück und blickten zu ihm hinauf. Häherpfote war erleichtert, wieder mehr Platz um sich herum zu haben, gleichzeitig spürte er bei dem roten Kater Schuld und Angst. Weshalb hatte er ein schlechtes Gewissen?
»Wir wissen nicht, ob der WindClan sie gefangen hat«, fuhr der Anführer des DonnerClans fort.
»Aber wir wissen, dass sie uns angreifen wollen«, rief Dornenkralle. »Und vielleicht wollen sie damit einen Kampf provozieren.«
Besorgtes Raunen zog durch den Clan.
»Wir wissen auch nicht mit Sicherheit, dass sie uns angreifen wollen«, wandte Feuerstern ein. »Und wie Eichhornschweif schon sagte, sieht es Distelpfote durchaus ähnlich, auf eigene Faust loszuziehen. Sie war schon immer sehr eigensinnig. Denkt nur daran, wie sie auf Fuchsjagd gegangen ist, als sie noch ein Junges war!«
Feuerstern klang unbekümmert, aber Häherpfote spürte, wie die Gedanken des Anführers wirbelten. Bei seinen Worten glätteten sich die gesträubten Pelze seiner Clan-Gefährten allmählich wieder. Natürlich war Distelpfote nichts geschehen. Einfach einen Tag lang zu verschwinden, das war ihr durchaus zuzutrauen. Nur Häherpfote war nicht überzeugt. Feuerstern wusste mehr, als er zugab. Er versuchte, in den Geist des DonnerClan-Anführers einzudringen, doch eine gereizte Wolke verbarg alle klaren Gedanken. Ob er ihn einfach direkt fragen sollte? Schnell verwarf Häherpfote diese Idee wieder. Es schien, als wollte Feuerstern seine Befürchtungen für sich behalten.
Der Heiler-Schüler huschte an Bach und Lichtherz vorbei und ging zum Heiler-Bau, wo er die Brombeerranken am Eingang rascheln hörte. Blattsee war gerade hineingeflitzt. Sie musste gelauscht haben. Er betrat die Höhle und war erstaunt über die heftigen Gefühle, die von ihr aufwogten.
»Ist das wahr?« Rußpfotes ängstliches Maunzen erklang aus ihrem Nest. »Ist Distelpfote verschwunden?«
»Du kennst doch Distelpfote«, erwiderte Häherpfote beruhigend. »Bestimmt ist sie irgendwo in den Wald gegangen, um nachzudenken.«
»Vermutlich.« Rußpfotes Nest raschelte, als sie sich wieder hinlegte, aber Häherpfote spürte die Anspannung in ihren Muskeln.
Hinten im Bau war Blattsees Sorge noch heftiger zu spüren.
»Was ist los?«, zischte er und eilte zu seiner Mentorin. Er konzentrierte sich auf ihre Gedanken und stellte fest, dass sie ebenso wirr vor Sorge und Schuldgefühlen waren wie Feuersterns. Die beiden wussten etwas!
»Ich habe mit Distelpfote gesprochen, ehe sie das Lager verlassen hat«, gab Blattsee leise zu.
Häherpfote spitzte die Ohren. »Hat sie gesagt, wohin sie gehen wollte?«
»Nein, aber sie war sehr aufgebracht.« Blattsees Stimme klang heiser. »Sie hatte Feuerstern gebeten, dem FlussClan zu helfen.«
»Und er hat Nein gesagt«, vermutete Häherpfote und erinnerte sich daran, wie Feuerstern auf seinen Traum reagiert hatte.
»Sie kann doch nicht ernsthaft geglaubt haben, sie könnte dem FlussClan auf eigenen Tatzen helfen!«, miaute Blattsee.
»So ein Mäusehirn ist Distelpfote nicht«, stimmte Häherpfote zu.
»Aber nachdem sie Feuerstern nicht überreden konnte, dass er ihnen hilft, wollte sie vielleicht Kurzstern davon überzeugen, nicht zu kämpfen«, fuhr Blatt zögernd fort.
Eine dunkle Grube öffnete sich in Häherpfotes Bauch. Für Distelpfote war die Welt fein säuberlich in Richtig und Falsch geteilt. Und wenn sie Feuersterns Verhalten für falsch hielt, könnte sie durchaus so stur sein und versuchen, die Sache selbst in Ordnung zu bringen.
Da spürte er Blattsees Tatze auf seiner. »Du musst versuchen zu träumen!«, miaute sie. »Du musst herausfinden, wo sie ist.«
Empört sträubte sich sein Fell. Vor Kurzem erst hatte seine Mentorin ihn noch angefleht, seine Träume geheim zu halten; nun wollte sie, dass er sie dazu benutzte, Distelpfote zu finden. War das alles, was sie in ihm sah? Einen schnellen Weg, um Antworten vom SternenClan zu bekommen, wenn sie das wollte, aber eine
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