Warrior Cats - Die Macht der drei - Der Fluss der Finsternis - III Band 2

FlussClan-Katzen kehrtgemacht hatten.
    Eichhornschweifs Augen wurden dunkel. »Tu das nie wieder!«, zischte sie.
    »Versprochen«, versicherte Distelpfote kleinlaut.
    Eichhornschweif ging vor ihr am Ufer entlang und hielt sich die zwei vorgeschriebenen Schwanzlängen vom Wasser entfernt. »Ich kann dich ja verstehen«, miaute sie.
    Distelpfote spitzte die Ohren.
    »Ich weiß, wie es ist, wenn man Freunde in anderen Clans hat.« Eichhornschweif hielt den Blick starr nach vorne gerichtet. »Zu spüren, dass es etwas Stärkeres gibt als deinen Clan, das dich von zu Hause wegruft.«
    Bestimmt spricht sie von der Großen Reise.
    »Aber«, Eichhornschweif schaute sie an, »es war dumm, dem FlussClan helfen zu wollen. Und es war sehr hochmütig, zu meinen, du könntest die Probleme des Clans auf eigene Faust lösen.«
    Hochmütig! Distelpfote war betroffen. Sie hatte nicht hochmütig sein wollen.
    »Feuerstern hat dir erklärt, dass der DonnerClan sich nicht einmischen wird. Er ist älter und klüger als du. Du hättest auf ihn hören müssen. Durch deinen Ungehorsam hast du gegen das Gesetz der Krieger verstoßen. Du hast deinen Clan in Gefahr gebracht.«
    Distelpfote suchte nach Worten, um sich zu verteidigen, doch sie fand keine mehr. Sie würde ihren Clan-Gefährten niemals begreiflich machen können, dass sie nur einen Kampf hatte verhindern wollen.
    »Wir mussten eine WindClan-Patrouille von unserem Territorium vertreiben, als du weg warst«, fügte Eichhornschweif hinzu.
    Distelpfote blinzelte erschrocken. »Wollten sie in unser Gebiet einfallen?«
    »Noch nicht.« Eichhornschweif schaute hinauf zum Moor. »Aber sie haben ein Eichhörnchen auf unser Territorium gejagt und behauptet, es sei ihre Beute.«
    »Auf unserer Seite der Grenze?« Distelpfote traute ihren Ohren nicht.
    »Dein Bruder hat geholfen, sie zu vertreiben.«
    Distelpfotes Pelz sträubte sich besorgt. »Ist er verletzt?«
    »Nur ein Kratzer am Ohr.« Eichhornschweifs Schnurrhaare zuckten. »Ich glaube, er ist sehr stolz darauf.«
    »Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.«
    »Und du hättest dabei sein sollen«, miaute Eichhornschweif. »Dein Clan braucht dich mehr denn je.«
    Distelpfote dachte daran, dass sie fast mit einer FlussClan-Patrouille gegen den WindClan gekämpft hätte. Schuldgefühle nagten an ihr. Sie hätte an der Seite ihrer Clan-Gefährten stehen sollen.
    »Der Geruch nach Kampf liegt in der Luft«, fuhr Eichhornschweif fort.
    »Aber der FlussClan hat gar nicht vor, in das WindClan-Territorium einzudringen!« Distelpfote konnte nichts über die Probleme des FlussClans erzählen, weil sie es Maulbeerpfote und Leopardenstern versprochen hatte, aber sie musste versuchen, die Clans von einem Kampf abzubringen.
    »Was der FlussClan vorhat, geht uns nichts an«, miaute Eichhornschweif. »Unsere Sorge liegt darin, unsere eigenen Grenzen zu schützen.«
    Wie kannst du nur so kurzsichtig sein? Distelpfote hielt mühsam die Worte zurück.
    Eichhornschweif verstummte und schaute sie an. »Ich weiß, du denkst, du würdest das Richtige tun, aber du bist nur eine Schülerin. Du kannst das nicht verstehen. Deine Pflicht besteht darin, zuzuhören und zu lernen und die Entscheidungen den Kriegern zu überlassen.«
    Distelpfotes Pfoten juckten vor Ärger. Warum zählte die Meinung einer Schülerin nichts? Sie senkte den Blick, um ihre Wut zu verbergen.
    Eichhornschweif fasste dies offensichtlich als Zeichen des Gehorsams auf und eilte schneller das Ufer entlang. Dicht vor ihnen lag nun die Grenze, wie Distelpfote erleichtert feststellte.
    Plötzlich zuckte ihr eine Frage durch den Kopf. Seltsam, dass sie erst jetzt daran dachte. »Woher wusstet ihr, dass ich beim FlussClan bin?«
    »Häherpfote hatte einen Traum«, erwiderte Eichhornschweif freimütig. Die verblüffenden Fähigkeiten ihres Sohnes schienen sie nicht zu überraschen, obwohl er erst ein Heiler-Schüler war. Distelpfote war stolz auf ihren Bruder, dennoch prickelten ihre Pfoten vor Unbehagen. Wie musste es sich anfühlen, eine solche Macht zu haben? Und wusste er dann auch über das FlussClan-Lager Bescheid? Sie würde Feuerstern nichts davon sagen, aber würde Häherpfote ebenfalls schweigen?
    Alle im Lager verstummten, als Distelpfote hinter Eichhornschweif auf die Lichtung trat.
    Sie hörte, wie Lichtherz Ampferschweif zuflüsterte: »Sie ist wieder da!«
    Bach, die sich gerade putzte, blickte auf. »Schön, dass dir nichts passiert ist.«
    Sturmpelz nickte ihr zu, sagte aber nichts.