Warrior Cats II.4 - Sternenglanz
hatte, und kroch unter die niedrigsten Zweige.
Eichhornpfote folgte ihm, rollte sich zu einem festen Ball zusammen und legte den Schwanz über die Nase. »Gute Nacht«, murmelte sie schläfrig.
Brombeerkralle kratzte das Laub unter dem Busch zusammen, bis er ein gemütliches Nest gebaut hatte. Dicht an Eichhornpfote gekuschelt atmete er ihren warmen, vertrauten Duft ein. Er war froh, dass sie noch kein richtiges Lager eingerichtet hatten, wo Krieger und Schüler ihre getrennten Baue haben würden. Eichhornpfote würde ihm beim Einschlafen neben sich fehlen, war sein letzter Gedanke. Dann trug ihn der Schlaf wie eine sanfte schwarze Woge davon.
Brombeerkralle träumte wirr und unheilvoll. Mitten in einem dichten Wald war er auf der Suche nach irgendwas, konnte sich aber nicht erinnern, was er suchte, und ganz gleich, welchen Weg er einschlug, alle Pfade endeten plötzlich in wirrem Gestrüpp oder einer Dornenhecke. Verzweifelt versuchte er, sich hindurchzukämpfen, aber ein Zweig stach ihn in die Seite.
»Wach auf, Brombeerkralle! Du hast ewig geschlafen. Wofür hältst du dich? Für einen Igel vielleicht?«
Brombeerkralle schlug die Augen auf und sah Eichhornpfote, die ihn mit der Vorderpfote anstieß. Wässrig gelbes Morgenlicht sickerte durch die Zweige des Ginsterstrauchs.
»Es ist Morgen«, fuhr Eichhornpfote fort. »Lass uns jagen gehen. Falls du deinen Blattleereschlaf unterbrechen kannst.«
Blinzelnd rappelte sich Brombeerkralle auf die Pfoten, schüttelte sich das Laub aus dem Pelz und folgte Eichhornpfote ins Freie.
Die Verwirrung seines Traums verflüchtigte sich, als ihm einfiel, wo er sich befand. Aber dann sah er sich seine Umgebung zum ersten Mal bei Tageslicht an, worauf ihn neue Furcht überkam. Er fragte sich, ob er sich in dieser weiten, ungemütlichen Gegend jemals zu Hause fühlen könnte.
Ein kalter Wind blies, wühlte das Wasser des Sees auf und pfiff durch das Schilf am Ufer. Die schimmernde graue Wasserfläche erstreckte sich vor Brombeerkralle fast bis zum Horizont. Über den Bergen, die an einer Seite aufragten, kündigte ein Leuchten den bevorstehenden Sonnenaufgang an. Hinter ihm, in der Richtung, aus der sie gekommen waren, erhoben sich die sanften Hügel einer kargen Moorlandschaft. Mittendrin wurde sie vom Zweibeinerzaun geteilt und im Dämmerlicht konnte er in der Ferne einige Zweibeinernester gerade noch erkennen. Er stieß einen schwachen Seufzer der Erleichterung aus. So kleine Nester konnten nicht allzu viele Zweibeiner beherbergen, und so weit weg würden sie den Clans kaum in die Quere kommen.
Weiter um den See herum, unterhalb der Berge, war ein Fleck, der wie graugrüner Nebel aussah. Brombeerkralle erkannte jedoch, dass es blattlose Äste waren, die sich am Ufer und die Anhöhe hinauf bis zum Gebirgskamm erstreckten. Sein Herz hüpfte bei dem Gedanken, dass er sich bald wieder unter Bäumen bewegen könnte, auch wenn sie noch so seltsam aussehen mochten.
Am äußersten Ende des Sees wurde der graue Fleck mit den Bäumen dunkler, und Brombeerkralle vermutete, dass hier Nadelbäume wuchsen, die auch mitten in der Blattleere immer noch grün waren. Sie verdeckten den Boden wie ein sich leicht kräuselnder Pelz, über den der Wind blies.
Das Leuchten am Horizont wurde zu hell, um länger hinschauen zu können. Die Sonne ging auf, die letzten Sterne verblassten und der Himmel darüber erstrahlte in einem klaren, blassen Blau.
»Zeit zum Jagen«, miaute Brombeerkralle Eichhornpfote zu, die neben ihm stand.
Als er sich nach Feuerstern oder einem der älteren Krieger umsah, musste er feststellen, dass die meisten Patrouillen bereits ausgeschickt worden waren. Sein Anführer trat gerade mit Leopardenstern, Schwarzstern und Moorkralle aus einem Ginstergebüsch in der Nähe. Die Anführer mussten eine Versammlung abgehalten haben, dachte Brombeerkralle, wobei er mit Besorgnis erkannte, dass Moorkralle immer noch an Riesensterns Stelle den WindClan vertrat.
»Ob Riesenstern wohl letzte Nacht zum SternenClan gegangen ist?«, flüsterte er, wobei sich sein Magen vor Kummer zu einem festen Klumpen zusammenzog.
Eichhornpfote schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht«, miaute sie. »Sie hätten sonst seinen Leichnam herausgetragen, damit ihm sein Clan die letzte Ehre erweisen kann.«
Brombeerkralle hoffte, dass sie recht hatte. Bevor er noch etwas sagen konnte, war Feuerstern auf den Baumstumpf gesprungen, von dem sich die Anführer gestern an die Clans gewandt hatten.
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