Warrior Cats - Special Adventure. Blausterns Prophezeiung (German Edition)
Bruder! Wie konnte er ihn so übergehen? Diesen Gedanken behielt Blaupelz für sich. Sie hatte Eichenherz im letzten Mond nicht gesehen – nicht mehr seit ihrem Treffen beim Baumgeviert. Sie hatte die Große Versammlung gemieden und Abendstern erzählt, sie habe sich eine Schulter verrenkt, als sie die Schlucht hinabgesprungen war. Sie könnte den Anblick des Baums nicht ertragen, wo sie gesessen hatten, oder der Überbleibsel des Nests, das sie sich zusammen gebaut hatten. Und Eichenherz selbst zu sehen und lediglich Höflichkeiten mit ihm austauschen zu können, wäre qualvoll gewesen.
»Und es hat einen Kampf gegeben«, hauchte Leopardenfuß.
»In der Großen Versammlung?« Blaupelz war schockiert.
»Ein neuer SchattenClan-Schüler hat sich auf zwei FlussClan-Schüler gestürzt. Eichenherz musste sie trennen.«
Er ist also dort gewesen!
Wie ein Dorn durchbohrte sie der Schmerz. Er würde nach ihr ausgeschaut haben. Sie hoffte, er verstand, warum sie nicht gekommen war.
»Tigerkralle wollte mitkämpfen«, fuhr Leopardenfuß fort. »Stachelkralle musste sich praktisch auf ihn setzen, um ihn zurückzuhalten. Zedernstern war es richtig peinlich. Er hat den SchattenClan-Schüler dazu verurteilt, den kommenden Mond lang den Bau der Ältesten zu säubern. Da hättest du Fetzenpelz’ Gesicht sehen müssen, er war so wütend. Er hat sich verhalten, als wäre er stolz auf den Schüler.« Leopardenfuß schüttelte den Kopf. »Der SchattenClan entwickelt sich zu einem Haufen Fuchsherzen.«
Blaupelz legte sich wieder in ihr Nest und sah Eichenherz vor sich, während ihre Augen schwer von Schlaf wurden.
Leopardenfuß plauderte weiter. Die WindClan-Katzen hatten bereits wieder ihr wohlgenährtes Aussehen verloren. Der FlussClan hatte so getan, als hätte er die Sonnenfelsen nie besessen …
Blaupelz dämmerte ein.
»Es hat mich nicht überrascht, dass du heute Nacht nicht mitgekommen bist.« Leopardenfuß’ Bemerkung machte sie ruckartig wieder wach.
»Warum?«
»Hast du es Abendstern schon gesagt?«
Was gesagt? Blaupelz’ Herz schlug rasend schnell. Wusste Leopardenfuß etwas? Hatte bei der Großen Versammlung jemand ihr Geheimnis ausgeplaudert?
»Ihm was gesagt?«, fragte sie mit bebender Stimme.
Leopardenfuß blinzelte sie an. »Dass du Junge erwartest.«
Junge erwartest? Das kann nicht sein! Entsetzt starrte Blaupelz ihre Schlafgenossin an. Woher will sie das wissen?
»Mach dir keine Sorgen, dass du deswegen aufgeregt bist.« Leopardenfuß wischte mit dem Schwanz über Blaupelz’ Flanke. »Das ist ganz natürlich beim ersten Mal.«
Jetzt war auch Rosenschweif wach. »Blaupelz! Du bekommst Junge? Warum hast du mir nichts gesagt? Weiß Drosselpelz es schon?«
»Sprich leise!«, fauchte Blaupelz.
Gebückt kam Rosenschweif näher. »Tut mir leid«, flüsterte sie. »Aber ich bin so froh. Ich habe gewusst, dass zwischen dir und Drosselpelz etwas ist. Er wird ein großartiger Vater sein.«
Leopardenfuß zuckte mit den Ohren. »Ich wusste gar nicht, dass zwischen dir und Drosselpelz etwas abgelaufen ist.«
Ist es ja auch nicht! Blaupelz hielt die Worte zurück, denn dann würden sie nur wissen wollen, wer der richtige Vater war. »Sagt ihm nichts«, bat sie.
»Du willst es ihm natürlich selbst sagen«, schnurrte Leopardenfuß. »Ich verstehe. Aber du musst es bald tun. Du wirst schon schrecklich dick. Sogar den Katern wird es bald auffallen.«
Leopardenfuß und Rosenschweif legten sich neben sie zum Schlafen. Blaupelz starrte in die Dunkelheit. Es tut mir leid. Schneepelz, Mondblüte, vergebt mir! Ich habe nicht gewollt, dass dies passiert.
Der Morgen kam und sie hievte sich aus dem Nest. Plötzlich war sie sich des zusätzlichen Gewichts in ihrem Bauch bewusst. Wie hatte sie das nicht bemerken können? Draußen versammelten sich die Krieger um Vipernzahn, der die Tagesaufgaben verteilte. Bernsteinfleck schlief jetzt im Heilerbau und hatte mehr oder weniger die Rolle als Zweiter Anführer aufgegeben.
Blaupelz stolperte an ihren Clan-Gefährten vorbei auf Abendsterns Bau zu. Davor blieb sie stehen und rief durch die Flechten: »Kann ich mit dir sprechen?«
»Bist du das, Blaupelz?«, ertönte Abendsterns Stimme. »Komm rein!«
Blaupelz schob sich mit der Nase voran durch die Flechten und kämpfte gegen Übelkeit an.
Abendstern saß neben seinem Nest und wusch sein Gesicht. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ich fühle mich nicht gut«, erklärte ihm Blaupelz. »Kann ich von den Patrouillen
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