Warrior Cats - Special Adventure. Blausterns Prophezeiung (German Edition)
Gaumen streichen zu lassen. Der Wald roch modrig nach Verfall und Verwesung und verströmte sein Aroma wie frisch getötete Beute. Sie sehnte sich danach, unter den Bäumen jenseits der Ginsterbarriere zu sein. Sie trottete darauf zu und sog die verlockenden Gerüche ein, die durch den Eingang wehten. Sie streckte die Schnauze vor und versuchte, durch den Tunnel zu blicken, fragte sich, was in den Schatten dahinter liegen mochte.
»Möchtest du hinaus?«
Beim Klang von Abendsonnes Stimme zuckte sie zusammen und drehte sich schuldbewusst um.
»Ich habe nur mal geschaut«, miaute sie.
»Ich nehme dich mit, wenn du willst«, bot der Zweite Anführer des DonnerClans an.
Blaujunges blinzelte. »Was ist mit Kiefernstern? Wird er nicht wütend sein?«
»Nicht, wenn du mit mir zusammen bist.«
»Soll ich auch Schneejunges holen?«, miaute Blaujunges. »Ich weiß, sie würde auch gern mitkommen.«
»Lass Schneejunges schlafen«, erwiderte Abendsonne freundlich und tappte schon durch den Tunnel.
Atemlos vor Aufregung folgte ihm Blaujunges und spürte, wie ihr Schwanz gegen den Ginster strich und die Pfoten einen Boden berührten, der von unzähligen Schritten glatt getreten war.
Als sie die andere Seite der Barriere erreichte, fluteten ihr die Gerüche des Waldes in Nase und Maul. Blätter, Erde, Moos, Beute – so reiche Aromen, dass sie sie auf der Zunge schmecken konnte. Wind bewegte ihre Schnurrhaare und unvermischt mit den vertrauten Gerüchen des Lagers duftete er fremdartig und wild. Überall um sie herum tönten die kräftigen Farben des Blattfalls den Wald wie ein schildpattfarbenes Fell. Buschwerk drängte sich am Boden wie Schatten in frühem Licht.
Abendsonne führte sie einen ausgetretenen Pfad entlang zum Fuß eines so steilen Hangs, dass Blaujunges den Kopf in den Nacken legen musste, um seinen oberen Rand zu sehen. »Wir sind jetzt mitten im Territorium des DonnerClans.« Abendsonne schaute hinauf. »Aber dort, hinter dem oberen Ende der Schlucht, erstreckt sich der Wald nach allen Seiten bis an unsere Grenzen.«
Blaujunges blinzelte. »Und da hinauf klettert ihr?« Sie suchte den Hang mit den Augen ab, wollte herausfinden, welchen Weg ihre Clan-Gefährten benutzten, um einen Weg zwischen den über ihnen hoch aufragenden Felsen und Büschen zu finden.
»Hier ist der leichteste Weg.« Abendsonne trabte zu einer Lücke zwischen zwei gewaltigen Felsbrocken, wo zerbröckelte Steine und Erde einen Hügel gebildet hatten. Den sprang er gelenkig hinauf und dann weiter auf einen der Felsblöcke. Er blickte auf Blaujunges herab und miaute: »Versuch’s mal!«
Blaujunges tappte zögernd zum Fuß des steinigen Abhangs. Die ersten Schwanzlängen hinaufzukrabbeln war einfach, aber dann wurde es plötzlich steiler und die Pfoten rutschten auf den losen Steinen ab. Ihr Herz raste, sie machte einen verzweifelten Sprung auf den Felsbrocken zu, auf dem Abendsonne wartete, und schaffte es gerade noch, sich mit den Krallen zu ihm hinaufzuziehen. Sie hatte nicht das Gefühl, sich sehr geschickt anzustellen, und schüttelte ihr Fell aus.
»Mit Übung wird es leichter.« Abendsonne drehte sich um und führte sie eine mit Schlamm bedeckte Rinne entlang, die sich durch den Hang wand und am Fuß eines weiteren gewaltigen Felsbrockens endete.
Entsetzt starrte Blaujunges in die Höhe. Erwartet er etwa, dass ich da hinaufklettere?
Abendsonne blickte mit zusammengekniffenen Augen den fast glatten Felsen hoch. »Siehst du die Löcher und Vorsprünge, wo du Halt finden könntest?«
Blaujunges suchte das Gestein mit den Augen ab und entdeckte Ritzen und Risse darin: eine Vertiefung auf einer Seite, wo sie sich abdrücken könnte, eine Ritze direkt darüber, wo sie Halt für eine Kralle finden würde, eine hilfreiche Scharte weiter oben. Würden diese kleinen Unebenheiten ausreichen, dass sie es schaffte, den ganzen Felsen hinaufzuklettern?
Sie wartete, dass Abendsonne voranging, aber er zeigte mit seiner Schnauze nach oben. »Geh du zuerst«, miaute er. »Ich bin direkt hinter dir, falls du abrutschst.«
Blaujunges fuhr die Krallen aus. Ich werde nicht abrutschen!
Sie legte ihr Gewicht auf die Oberschenkel, spannte die Muskeln an zu einem Satz, die Augen fest auf den ersten winzigen Vorsprung gerichtet, wo sie Halt finden könnte. Vor Anstrengung zitternd, sprang sie los und hakte eine Kralle in den Spalt, warf sich nach oben und drückte mit den Hinterpfoten gegen die Vertiefung im Fels. Überrascht fand sie sich bereits
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