Warrior Cats - Special Adventure. Blausterns Prophezeiung (German Edition)
beim nächsten Felsspalt, suchte Halt, schob sich weiter hinauf, bis sie wunderbarerweise oben anlangte.
Sie blickte den steilen Felsen hinab und sah Abendsonne, der auf dem Waldboden unten ganz klein wirkte. War sie wirklich mit nur ein paar Pfotengriffen so weit gesprungen? Sie befand sich auf der Höhe der Baumwipfel, die das Lager umgaben, konnte direkt in die hohen Äste blicken, auf denen während der ganzen Blattfrische Eichhörnchen herumgeturnt waren und sich über sie lustig gemacht hatten.
»Großartig gemacht!« Abendsonne landete geräuschlos neben ihr auf dem Felsen. »Und wie jetzt weiter, was meinst du?«
Blaujunges blickte sich um. Sie sah einige Büsche und verkümmerte Bäume, die ihre Wurzeln durch den steinigen Boden geschlungen hatten und sich so an dem steilen Felshang festhielten. Dann entdeckte sie einen steilen, aber ausgetretenen Pfad, der sich um den Stamm eines verkrüppelten Haselbaums wand.
»Dort hinauf!«, miaute sie. Ohne auf eine Antwort zu warten, rannte sie den immer steiler werdenden Pfad hinauf, ständig hin und her zwischen den Felsblöcken, die den oberen Rand der Schlucht bedeckten. Fast war sie oben, der Wald nur noch ein paar Schwanzlängen entfernt!
Plötzlich rutschten ihre Pfoten aus.
Panische Angst durchfuhr sie wie ein Blitz, als die Erde unter ihren Pfoten abbröckelte. Laut heulend stürzte und rutschte sie auf dem Bauch immer weiter den Pfad hinab und suchte strampelnd nach einem Halt.
Etwas Weiches bremste ihren Fall.
»Ich hab dich!« Abendsonne kroch unter ihr hervor und packte sie fest am Nackenfell. Blaujunges’ Herz dröhnte, während sie über dem steilen Abgrund baumelte. Mit zitternden Beinen suchte sie nach festem Boden unter ihren Pfoten, und Abendsonne ließ sie los, sobald sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
»Tut mir leid«, miaute Blaujunges. »Ich hätte nicht so schnell laufen sollen.«
Abendsonne schnippte sanft mit dem Schwanz über ihr Ohr. »Wenn du größer bist und mehr Kraft in den Hinterbeinen hast, kannst du diesen Pfad hier gehen. Für jetzt wollen wir lieber den Weg dort nehmen.«
Blaujunges folgte seinem Blick zu einem steinigen, gewundenen Pfad, der durch ein Gewirr von kleineren Felsen nach oben verlief. Auf diesem folgte sie ihm und setzte ihre Pfotenschritte hinter seine. Eine Schwanzlänge vor der Kuppe endete der Pfad an einer steilen Felsklippe, der sich vor ihnen auftürmte. Blaujunges konnte schon den schweren Duft des Waldes riechen und sah Äste hoch über der Kante der Schlucht hervorragen.
Mit einem Satz sprang Abendsonne hinauf und über die Kante. Blaujunges holte tief Luft und setzte nach. Mit ausgestreckten Vorderpfoten packte sie die grasbedeckte Kante der Klippe und zog sich über den Grat. Sie erblickte Abendsonne, der sich vorbeugte, um mit den Zähnen ihr Nackenfell zu packen.
»Ich schaff es schon!«, keuchte sie, bevor er sie erreichte. Ihre Muskeln brannten vor Anstrengung, doch sie zog sich hoch und ließ sich schwer atmend auf das weiche Gras fallen.
»Gut gemacht«, beglückwünschte sie Abendsonne.
Blaujunges schnappte nach Luft und blickte die Schlucht hinab. Das Lager unter den Baumwipfeln war kaum noch zu sehen, die Lichtung erschien wie ein bleicher Fleck hinter den rotbraunen Blättern. Sie wandte den Kopf und schaute hinüber zum Wald. Gebüsch säumte seinen Rand und Bäume zogen sich weit in die Schatten hinein. Äste knarrten und bebten im Wind, ein aufgeregter Schauer rann ihr durchs Fell.
»Ist das hier, wo die Patrouillen jeden Tag jagen?«, flüsterte sie.
Abendsonne nickte. »Bald wirst du auch mit ihnen gehen.«
Ich will jetzt mit ihnen gehen!
Plötzlich erstarrte Abendsonne und blickte mit aufmerksamen Augen in die Bäume. Einen Augenblick später hörten sie das Geräusch von Pfotenschritten, das gespenstisch aus der Tiefe des Waldes hallte. Es kam näher, das Unterholz raschelte, dann sah Blaujunges die schattigen Gestalten von Katzen, die auf sie zusprangen.
Sie rückte näher an Abendsonne heran. »Wer ist das?«
»Die Morgenpatrouille.« Abendsonnes Miauen klang angespannt. »Irgendetwas stimmt nicht.«
Spatzenpelz brach aus einer Farnwand heraus und seine gelben Augen funkelten im kargen Licht der Morgendämmerung. Er hielt kurz vor dem Rand der Schlucht an, Vipernzahn, Windflug und Drosselpelz ebenfalls.
»Was ist los?«, fragte Abendsonne.
»Der WindClan stiehlt unsere Beute!«, fauchte Spatzenpelz. »Wir müssen Kiefernstern Bescheid sagen.« Er sprang
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