Warrior Lover 02 - Crome
damit ich mein altes Leben vergessen kann. Nur Crome kann und möchte ich nicht vergessen. Ich fühle eine stetig wachsende innere Unruhe, weil ich immer noch nicht weiß, was aus ihm wird. Am besten, ich fange schon mal an den Boden zu fegen. Ob es hier irgendwo einen Besen gibt?
Als ich plötzlich ein Geräusch im Nebenzimmer höre, in das ich bisher noch gar nicht gesehen habe, halte ich die Luft an. Ist hier noch jemand? Was, wenn sich ein wildes Tier im Haus eingenistet hat? Ich habe keine Waffe!
Schnell reiße ich die Kartons auf, die Anne auf dem Küchentisch abgestellt hat. In einem finde ich tatsächlich ein Messer. Das nehme ich an mich.
Langsam öffne ich die Tür. Der Raum ist kaum größer als eine Abstellkammer und düster, da nur ein kleines Fenster das Tageslicht hereinlässt. Davor steht ein etwa elf Jahre altes Mädchen mit langem schwarzen Haar. Verzweifelt versucht sie, das Fenster zu öffnen. Offenbar hat sich etwas verklemmt. Als sie mich erblickt, greift sie zu einer Armbrust, die vor ihr auf den Dielen liegt. Ich kann den Bogen als Waffe identifizieren, weil ich alles über Waffen aus der Zeit vor der Bombe aufgesaugt habe. Es ist eine kleine Sportarmbrust.
»Keine Bewegung, oder dich durchbohrt ein Pfeil!« Das Gesicht der Kleinen ist schmutzig, weshalb ihre blauen Augen hervorstechen. Ihre Wangen sind leicht eingefallen. Sie ist viel zu dünn.
Ich lasse das Messer sinken und trete ich einen Schritt zurück. »Hab keine Angst, ich tu dir nichts.« Das Mädchen trägt eine zerschlissene Jeans und ein langärmliges Oberteil. Es sieht aus, als wäre es aus verschiedenen Lumpen zusammengenäht worden.
»Ich hab keine Angst vor dir!« Ihre Brauen schieben sich zusammen. »Du solltest dich eher vor mir fürchten!« Der Bolzen zeigt auf mich, der Bogen ist gespannt. Offensichtlich hat das Mädchen hier übernachtet. An der Wand steht ein Rucksack, aus dem der Zipfel einer Decke schaut.
Abwartend bleibe ich an der Tür stehen. »Möchtest du einen Kakao? Ich glaube, ich habe welchen in einer der Kisten. Ich bin nämlich eben hier eingezogen.«
»Ich weiß«, sagt sie. »Ich habe Anne gehört.«
»Du kennst sie?«
»Jeder kennt sie.«
Ich schmunzle. Warum wundert mich das nicht? »Und wie heißt du?«
Darauf antwortet die Kleine nicht, sie lässt jedoch die Hand sinken, sodass der Pfeil nicht mehr auf mich zeigt.
»Ich kann dir auch Rühreier machen, wenn du magst.« Mir tut das Mädchen leid. Sie scheint niemanden zu haben. »Ich geh schon mal in die Küche und richte alles her.« Vorsichtig bewege ich mich rückwärts, bis ich sie nicht mehr sehe, und begebe mich zum Herd. Ich hab keine Ahnung, wie das Ding funktioniert, daher drehe ich einfach am Schalter, doch es tut sich nichts. »Mist.«
»Du bist nicht von hier, oder?« Das Mädchen streckt den Kopf aus dem Zimmer.
»Nein. Weißt du, warum der Herd nicht geht?«
Sie rollt mit den Augen. »Hast du das Gas aufgedreht?«
»Gas?«
Theatralisch seufzend geht sie zu mir und öffnet eine Tür neben dem Ofen. Dort steht eine dickbauchige Flasche aus Metall. Es zischt leise, als sie an einem Rad dreht. Danach schaltet sie den Herd ein, es klickt und sofort leuchtet ein Kranz aus blauen Flammen darauf.
Ich weiche zurück. Feuer!
Grinsend schüttelt sie den Kopf. »Du tust grad so, als hättest du noch nie einen Gasherd bedient.«
»Hab ich auch nicht.« In White City hatte ich einen Induktionsherd.
»Und dann willst du mir Eier machen?« Sie lächelt frech. »Ts.«
Ich nehme die Pfanne von der Wand und stelle sie auf das Feuer. Irgendwie werde ich auf dem Ding doch ein Essen zubereiten können. Wie war das, als ich zuvor dachte, Crome zu bekochen? Ich habe total vergessen, dass ich in Resur nicht einfach ein Fertiggericht in den Magnetronic schieben kann oder Backfertigmischungen in die Form schütten.
»Ich heiße Kialada«, sagt das Mädchen beiläufig, als sie drei Eier in die Pfanne schlägt. »Aber du kannst mich Kia nennen.«
»Ich bin Miraja«, sage ich schmunzelnd. »Und du kannst mich Mira nennen.«
Wenige Minuten später sitzen wir am Tisch. Während Kia gekocht hat, habe ich gedeckt. Anne hat wirklich alles Nötige in die Kartons gepackt, sogar selbstgebackene Kekse. Dafür liebe ich sie jetzt schon. Die Rühreier duften außerdem so lecker, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Ich habe uns noch Kakaopulver in jeweils zwei Wassergläser gerührt und finde, wir haben ein richtiges Festmahl, zumindest nach dem
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