Warrior Lover 02 - Crome
Wasser. Das muss der Lake Mead sein. Hier arbeiten Leute aus Resur, da das Werk Strom produziert. Der Damm ist über hundertsiebzig Jahre alt, hat die Bombe überlebt und von den angeblich siebzehn Turbinen funktionieren acht noch immer.
»Okay, wir warten«, bestätigt Crome durch das Funkgerät, das er wieder in der Westentasche verstaut.
Wir bleiben draußen stehen und beobachten von unserem erhöhten Posten aus, wie immer nur drei Fahrzeuge langsam über den Damm fahren. Eine lauwarme Brise weht durch das Tal, die Nacht ist angenehm mild. Über uns leuchten die Sterne und der Mond – der Augenblick ist himmlisch.
Ich stelle mich neben Crome, da ich das Bedürfnis habe, ihm ganz nahe zu sein, als er mich plötzlich warnend ansieht und sich die Finger an die Lippen hält. Er beugt sich zu mir und flüstert: »Wir haben einen blinden Passagier im Laderaum.«
Alarmiert greife ich zur Pistole an meinem Gürtel. Es ist ein altes Modell noch vor der Zeit der Bombe. Ich habe in den letzten Tagen mit der Waffe trainiert. Sie ist nicht so leicht wie meine alte, aber sie erfüllt ihren Zweck. Außerdem hat mich eine Stadtwache auf ein Maschinengewehr eingewiesen. Es liegt im Auto neben einer Kiste Handgranaten. Ich schlucke, mein Puls rast. Wir sind ausgerüstet, als würden wir in den Krieg ziehen.
Wir gehen um unser Fahrzeug herum, jeder stellt sich auf eine Seite der Heckklappe. Da vernehme ich etwas aus dem Inneren, das sich wie ein Niesen anhört. Crome hat recht, wir sind nicht allein! Mein Herzschlag beschleunigt sich weiter.
Crome öffnet die Tür und hält den Lauf seiner Waffe hinein. »Eine falsche Bewegung und du bist … Kia!«
»Was?« Ich stelle mich neben ihn und leuchte mit meiner Taschenlampe hinein, die ich an meinem Gürtel getragen habe. Zwischen den Wasserkanistern hat sich tatsächlich Kia versteckt. Sie hält sich die Hand vor Augen und beschwert sich, weil ich sie blende.
Das hat uns gerade noch gefehlt! »Was hast du hier verloren? Du solltest doch auf das Haus aufpassen!«
Umständlich klettert sie über das Gepäck auf uns zu. »Das Haus kann gut auf sich selbst aufpassen, aber ihr könnt bestimmt Verstärkung gebrauchen.«
Als sie an der Tür kniet, hebt Crome sie heraus. »Wir gehen nicht auf einen Kindergeburtstag.«
»Hey, ich bin kein Kind mehr!« Resolut drückt sie die Armbrust an sich. Kia trägt das violette T-Shirt, das ich ihr geschenkt habe, dazu ihre zerschlissenen Jeans. Den Rucksack hat sie auch dabei.
»Wir können jetzt nicht umkehren«, sage ich zu Crome, »aber vielleicht können wir sie hierlassen, es arbeiten ja Leute im Stauwerk.«
»Ich werde garantiert nicht mitten in der Wüste bei wildfremden Kerlen bleiben!« Mit ihren großen runden Augen schaut sie mich so jämmerlich an, dass meine Wut glatt verfliegen könnte, wenn ich nicht solche Angst um sie hätte.
»Wir nehmen sie mit.« Crome schließt die Luke und zerrt Kia am Arm nach vorne. Mühelos hebt er sie ins Auto, sodass sie auf der Sitzbank zwischen uns hockt. Wir müssen ohnehin aufschließen, die halbe Kolonne hat die Mauer bereits passiert.
Kia grinst zufrieden und platziert ihr Gepäck im Fußraum, doch ich koche. »Das ist viel zu gefährlich.«
Crome startet den Wagen. »Sie muss allerdings versprechen, genau meinen Anweisungen zu folgen.«
Sofort verdüstert sich ihr Gesicht wieder. »Ich werde garantiert nichts tun, was ein Warrior mir befiehlt.«
»Wie du willst.« Crome steigt auf die Bremse. »Miraja, lass sie raus.«
»Okay, okay, ich tu alles, was du sagst!«, ruft sie und klammert sich an meinen Oberarm. »Aber bitte lasst mich nicht hier zurück.«
»Geht doch«, murmelt er und fährt über die Staumauer. Sein Mundwinkel hebt sich.
Irgendwie bin ich froh, dass Kia in unserer Mitte sitzt. Nun habe ich jemanden zum Reden. Trotzdem stehe ich jetzt schon Ängste aus. Sie darf auf keinen Fall in die Nähe der Plantagen! Und so zufrieden und selbstsicher wie sie grinst, gehe ich davon aus, dass sie nicht unbedingt auf uns hören wird. Mittlerweile kenne ich ihren Sturkopf.
Ich lege einen Arm um sie und sie kuschelt sich an mich. »Warum willst du denn unbedingt mit?«
»Ich will … wollte jeder Wache einen Pfeil in den Kopf schießen. Ich habe gehört, es sollen ehemalige Warrior sein, die die Plantagen beaufsichtigen.«
Cromes Kopf fährt zu ihr herum. »Belauschst du unsere Besprechungen?«
»Ich war nur zufällig in der Nähe, als du dich mit Jax unterhalten hast«, antwortet
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