Warrior Lover 02 - Crome
sie frech und drückt ihren Kopf an meine Brust. »Vielleicht ist der Kerl darunter, der meinen Vater umgebracht hat.«
»Dann hast du Crome jetzt ausgeschlossen?«, frage ich.
»Hab gehört, der Mistkerl war blond.«
Dass Crome früher seine Haarfarbe ständig geändert hat, erwähne ich lieber nicht. Es ist einfacher, wenn Kia ihn für unschuldig hält, und tief in meinem Inneren hoffe ich, dass er ihren Vater nicht getötet hat. Aber erfahren werden wir es nie. Wir müssen unser altes Leben hinter uns lassen, mit allem, was dazugehört, und neu anfangen.
Nachdem wir die Staumauer passiert haben, geht die Fahrt nicht mehr so mühelos voran. Bisher waren die Straßen weitgehend geräumt und gut in Schuss, jetzt rollen wir über Sand. Die Wüste hat sich ihren Platz zurückerobert und die alten Wege eingenommen. Außerdem hat sich der Mond hinter einem Berg versteckt. Ich erkenne nichts mehr außer die Rücklichter des Vordermannes, doch Crome fährt unbeirrt weiter.
»Habt ihr euch wieder vertragen?«, möchte Kia wissen.
Ich weiß nicht, was ich ihr darauf antworten soll. Da Crome ebenfalls schweigt, starre ich aus dem Fenster.
»Okay, ihr müsst nicht mit mir reden.« Sie macht sich von mir los, setzt sich kerzengerade hin und verschränkt die Arme vor der Brust.
»Das hat nichts mit dir zu tun, das ist … Erwachsenenkram«, erkläre ich ihr. Sie schweigt eisern, genau wie Crome. Super, das war’s dann also mit dem Unterhaltungsprogramm.
Als sie eine gefühlte halbe Stunde später zum Gähnen anfängt, rutscht sie tiefer in den Sitz. »Lässt du mich auch mal fahren?«, fragt sie Crome.
»Anne bringt mich um, wenn ihr Auto einen Kratzer abbekommt«, antwortet er.
Ich bin sicher, Anne würde bei der Anzahl der Beulen und Kratzer ein weiterer Schönheitsfleck nicht auffallen, aber hier kann ich ihm nicht widersprechen. Kia erkennt nicht, auf welch gefährlicher Mission wir uns befinden. Für sie scheint das alles nur ein Ausflug zu sein.
»Ich kann gut fahren, wirklich!«, setzt sie hinzu. »Matt nimmt mich manchmal mit zur Bisonjagd. Ich fahre, er schießt.«
»Bisons?« Ich muss mich daran gewöhnen, dass hier draußen alles anders ist. »Wer ist denn Matt?« Vielleicht sollte ich mir diesen Kerl vorknöpfen und ihm sagen, dass eine Jagd viel zu gefährlich für ein kleines Mädchen ist.
»Er war ein Freund von Daddy.«
»Ich glaube dir, dass du gut fahren kannst.« Crome schmunzelt. »Aber bei diesem Wagen kommst du nicht mal mit den Beinen zum Gas.«
»Wetten?« Sie beugt sich zu ihm und schaut in den Fußraum. »Wenn ich ganz nach vorne rutsche, müsste es gehen.«
»Weißt du was?« Er grinst sie so frech an, dass ich Herzflattern bekomme. »Wenn wir zurück sind, schau ich, wo ich ein Fahrzeug auftreiben kann und dann machen wir ’ne Tour.«
»Echt?«
»Hand drauf«, sagt er und streckt ihr den Arm hin.
Kia schlägt ein. »Abgemacht.« Sie kuschelt sich wieder an mich und flüstert mir ins Ohr: »Dein Warrior ist ganz okay«, bevor sie erneut gähnt und die Augen schließt. Es dauert nicht lang und sie ist eingeschlafen. So schön es ist, sie bei mir zu spüren … aber sie wird immer schwerer. Bald habe ich kein Gefühl mehr im Arm.
Im schwachen Licht, das die Armaturen verbreiten, mustere ich ihr hübsches Gesicht. Es wirkt oft hart, doch wenn sie schläft, ist sie einfach nur ein zierliches, süßes Mädchen. Sanft drücke ich sie von mir und versuche sie so hinzulegen, dass sie ihren Kopf auf meinen Schoß betten kann. Da murmelt sie etwas Unverständliches, kippt auf die andere Seite und macht es sich auf Cromes Oberschenkel gemütlich.
Schmunzelnd schüttelt er den Kopf. »Sie ist klein, eigensinnig, frech und vorlaut. An wen erinnert sie mich bloß?«
»Ich weiß überhaupt nicht, von wem du sprichst«, antworte ich lächelnd. Zu gut erinnere ich mich an unsere erste Begegnung auf dieser Party, oft habe ich mir die Szenen beim Einschlafen ins Gedächtnis gerufen. Außerdem erinnere ich mich an unsere langen Gespräche. Sie gehen mir am meisten ab, daher tut es gerade gut, sich wie früher mit ihm zu unterhalten. Unbeschwert und offen.
Crome kratzt sich an einer Augenbraue. »Kia ist genau so ein dickköpfiges Kätzchen wie du. Sie ist dir total ähnlich.«
Ich betrachte ihr entspanntes Gesicht und stelle tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit fest. Als Kind war ich auch eine zierliche Elfe. »Ich glaube, sie mag dich, auch wenn sie sich eher die Zunge abbeißen würde, als
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