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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Möglichkeit, zu Geld zu ko m men. Was konnte sie also tun? Nichts? Vielleicht Präsident Ro o sevelt anrufen und ihn vor Pearl Harbor warnen, dachte sie sarkastisch. Den Lauf der Geschichte ändern. Dafür so r gen, daß man in einigen Jahren die Atombombe nicht en t wi c kelt.
    Sie war hilflos – und dennoch von ihrer potentiellen Macht wie gelähmt; und dies war kein angenehmes Gefühl. Sollte sie irgendwelche antiken Gegenstände mit zurück in die Gegenwart für das 35er Wash nehmen? Oder eigene Nachforschungen anstellen und gewisse historische Kontr o versen beilegen? Greta Garbo entführen und sie den Rest ihres Lebens in dem marsianischen Babyland verbringen lassen? Das würde Virgils Kindheitswelt mit Sicherheit noch glaubwürdiger erscheinen lassen.
    »Virgil Ackerman «, sagte sie langsam, »ist zu dieser Zeit noch ein kleiner Junge. Sagt dir das irgend etwas? «
    »Nein «, gestand das Taxi.
    »Es verleiht mir ungeheure Macht über ihn. « Sie öffnete ihre Geldbörse. »Ich werde ihm etwas schenken. Meine Münzen, meine Geldscheine. « Und ihm zuflüstern, wann die Vereinigten Staaten in den Krieg eintreten, dachte sie. Er wird dieses Wissen später irgendwie verwenden können … ja, er wird eine Möglichkeit finden; er war schon immer g e rissen, viel gerissener als ich. Gott, dachte sie, wenn ich doch nur wüßte, wie ich ihm helfen kann! Soll ich ihm raten, Aktien von irgendeiner Firma zu kaufen? Von General D y namics? In jedem Boxkampf auf Joe Louis zu setzen? Grundstücke in Los Angeles zu erwerben? Was kann man einem acht- oder neunjährigen Jungen raten, wenn man g e nau über den exakten Verlauf der nächsten einhundertzwa n zig Jahre informiert ist?
    »Miss «, meldete sich das Taxi kläglich zu Wort, »ich muß Ihnen leider mitteilen, daß meine Energievorräte al l mählich zur Neige gehen; wir befinden uns schon zu lange in der Luft. «
    Erschrocken fuhr sie auf. »Aber du müßtest doch noch Reserven für fünfzehn Stunden haben. «
    »Die sind fast aufgebraucht «, gab es widerstrebend zu. »Es ist meine Schuld; tut mir leid. Als Sie mich bestellt h a ben, befand ich mich gerade auf dem Weg zur Wartungsst a tion. «
    »Du verdammter Schrotthaufen «, stieß sie wütend hervor.
    Also gab es keine Möglichkeit, Washington D.C. zu e r reichen; sie befanden sich mindestens tausend Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Und in dieser Zeit war das hochwertige, superraffinerierte Protonex noch nicht entwi c kelt worden, von dem das Taxi angetrieben wurde. Doch plötzlich wußte sie, was sie tun mußte. Unbeabsichtigt hatte das Taxi sie auf diese Idee gebracht. Protonex war der ergi e bigste Kraftstoff, den es jemals gegeben hatte – und man gewann ihn aus Meerwasser. Sie brauchte nur eine Probe Protonex an Virgil Ackermans Vater schicken, ihm auftr a gen, es zu analysieren und ein Patent darauf anzumelden.
    Aber sie hatte keine Möglichkeit, irgend etwas zu ve r schicken, fehlte ihr doch das Geld, um Briefmarken zu ka u fen. In ihrem Portemonnaie befanden sich zwar einige ze r knitterte Briefmarken, doch natürlich stammten die alle aus ihrer eigenen Zeit – dem Jahr 2055. Scheiße, dachte sie w ü tend. Die Lösung liegt zum Greifen nahe – und gleichzeitig so fern.
    »Wie «, wandte sie sich an das Taxi, »kann ich einen Brief abschicken , ohne über die zur Zeit gültigen Briefmarken zu verfügen? «
    »Werfen Sie den Brief unfrankiert und ohne Absender ein, Miss. Die Post wird ihn dann dem Empfänger zustellen und von ihm das Nachporto verlangen. «
    »Ja «, murmelte sie, »natürlich. « Aber sie konnte die Pr o tonex-Probe nicht in einem Briefumschlag stecken, sondern mußte ein Paket aufgeben, und ein Paket mußte man im vo r aus bezahlen. »Sag mal «, fragte sie das Taxi, »befinden sich in deiner Elektronik irgendwelche Transistoren? «
    »Nur ein paar. Aber die Transistoren …«
    »Gib mir einen davon. Mir ist es egal, wofür du ihn brauchst; bau ihn aus und gib ihn mir, und je kleiner er ist, desto besser. «
    Nach einer Weile rollte aus dem Schlitz in der Rückwand des Vordersitzes ein Transistor heraus, und sie fing ihn auf, bevor er auf den Boden fallen konnte.
    »Dadurch wird mein Funkempfänger außer Betrieb g e setzt «, bemerkte das Taxi. »Sie werden ihn mir bezahlen müssen, und er ist nicht gerade billig, denn …«
    »Sei still «, schnappte Kathy. »Und lande in dieser Stadt dort, und zwar so schnell wie möglich. « Hastig begann sie zu schreiben: ›Dieses

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