Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Radioteil stammt aus der Zukunft, Virgil Ackerman. Zeige es niemandem bis zum Jahre 1940. Dann biete es Westinghouse Corp oder General Electronics oder irgendeiner anderen Elektronikfirma zum Kauf an. Es wird dir ein Vermögen einbringen. Mein Name ist Katherine Sweetscent. Bewahre ihn gut auf und erinnere dich später daran.‹
    Behutsam ging das Taxi auf dem Dach eines Bürogebä u des im Zentrum der kleinen Stadt nieder. Unten auf dem Bürgersteig blieben die altertümlich gekleideten Passanten stehen und gafften zu ihr hinauf.
    »Lande auf der Straße «, wies Kathy das Taxi an. »Ich muß den Transistor in den nächsten Briefkasten einwerfen. « In ihrer Tasche hatte sie einen Briefumschlag gefunden, b e kritzelte ihn eilig mit Virgils 35er Wash-Adresse, legte den Transistor und den Brief hinein und klebte ihn zu. Das Taxi sank langsam tiefer und setzte dann auf der Straße mit ihren altertümlichen Autos auf.
    Einen Moment später lief sie auf einen Briefkasten zu, warf den Brief ein und schnappte keuchend nach Luft.
    Sie hatte es geschafft. Hatte Virgils wirtschaftliche Z u kunft und damit auch ihre eigene gesichert. Der Grundstein für seine und ihre Karriere war gelegt.
    Zum Teufel mit dir, Eric Sweetscent, dachte sie. Jetzt h a be ich es nicht mehr nötig, dich zu heiraten; du bist nun nutzlos für mich geworden.
    Und dann erkannte sie enttäuscht: Nein, ich muß dich trotzdem heiraten, um deinen Namen anzunehmen. Damit sich Virgil an mich erinnern kann, später, in meiner eigenen Zeit. Was sie getan hatte, war also vollkommen sinnlos g e wesen.
    Langsam kehrte sie zum wartenden Taxi zurück.
    »Miss «, sagte das Taxi, »würden Sie mir dabei helfen, neuen Brennstoff zu suchen? «
    »Du wirst hier keinen Treibstoff finden «, erwiderte K a thy. Seine hartnäckige Weigerung – oder sein Unvermögen –, ihre Lage zu erfassen, machte sie rasend. »Sofern du dich nicht mit Benzin von sechzig Oktan zufriedengibst. Aber das dürfte dir nur wenig nützen. «
    Ein Passant, ein Mann mittleren Alters, der einen Stro h hut trug, blieb abrupt stehen, als er das Automatentaxi b e merkte. »He, Lady «, rief er ihr zu, »was ist denn das? Eine neue Geheimwaffe der US-Marineinfanterie ? «
    »Ja «, bestätigte Kathy. »Und später wird es dafür sorgen, daß die Nazis geschlagen werden. « Sie stieg ein und wandte sich noch einmal an die Menschenmenge, die sich in sich e rer Entfernung um das Taxi versammelt hatte. »Behaltet den 7. Dezember 1941 nur ja gut im Gedächtnis; es wird ein denkwürdiger Tag werden. « Sie verriegelte die Wagentür. »Also los. Ich könnte diesen Leuten soviel erzählen … aber es scheint mir kaum der Mühe wert zu sein. Ein Haufen pr o vinzieller Narren. « Diese Stadt, dachte sie, lag entweder in Kansas oder in Missouri, so wie es hier aussah. Das Ganze widerte sie an.
    Gehorsam stieg das Taxi in die Höhe.
    Die Sternmenschen sollten das Kansas des Jahres 1935 sehen, sagte sie sich. Dann würden sie sich gewiß nicht die Mühe machen, die Erde zu übernehmen; sie wäre es einfach nicht wert.
    »Lande auf einem Feld außerhalb der Stadt «, befahl sie dem Taxi. »Dort werden wir darauf warten, daß wir in uns e re Zeit zurückkehren. « Wahrscheinlich würde es jetzt nicht mehr lange dauern; sie hatte den Eindruck, daß ihre Umg e bung allmählich ihre Festigkeit verlor und in Auflösung b e griffen war – das Land, das sich unter ihr erstreckte, schien mehr und mehr durchsichtig zu werden; ein Phänomen, das sie an ihren ersten Versuch mit der Droge erinnerte.
    »Machen Sie Witze? « fragte das Taxi. »Es ist viel wah r scheinlicher, daß wir …«
    »Das Problem «, erklärte sie scharf, »besteht nicht darin, in unsere Zeit zurückzukehren, sondern es geht darum, so lange die Drogenwirkung aufrechtzuerhalten, bis sich die Gelegenheit bietet, irgend etwas Sinnvolles zustande zu bringen. «
    »Was für eine Droge, Miss? «
    »Das geht dich einen verdammten Dreck an «, fauchte K a thy, »du stinkender Blechkasten mit deinen neugierigen Schaltungen, die überall ihre Nase hineinstecken müssen. « Sie setzte eine Zigarette in Brand und lehnte sich erschöpft zurück. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und Kathy war sicher, daß noch weitere dieser Art folgen würden.
     
    Der blasse junge Mann, der seltsamerweise bereits einen deutlich sichtbaren Bauchansatz besaß, als ob er sich schon den luxuriösen Vergnügungen hingegeben hätte, die die p o litische und wirtschaftliche

Weitere Kostenlose Bücher