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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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war.
    Sorgfältig schrieb Kathy: JJ-180 hat mich in jene Zeit z u rückversetzt, da ich mich noch nicht in den Finger geschni t ten hatte. »Welches Datum haben wir? « fragte sie das Taxi.
    »Den 18. Mai, Miss. «
    Sie versuchte sich zu besinnen, ob diese Auskunft richtig war, doch sie fühlte sich wie betäubt; entglitt ihr bereits a l les? Gut, daß sie diese Notiz gemacht hatte. Oder nicht? Der Block mit dem Schreibstift lag in ihrem Schoß.
    Der Text lautete: JJ-180 hat mich …
    Und das war alles.
    Und dennoch wußte sie, daß sie den Satz zu Ende g e schrieben hatte, wie immer er auch lauten mochte; sie kon n te sich nur nicht mehr daran erinnern. Reflexartig untersuc h te sie ihre Hand. Aber was hatte ihre Hand damit zu tun? »Taxi «, stieß sie hervor, als sie spürte, wie sie langsam ihr seelisches Gleichgewicht verlor, »wonach habe ich dich s o eben gefragt? «
    »Nach dem Datum. «
    »Und davor? «
    »Sie haben um Schreibutensilien gebeten. «
    »Davor habe ich dich nichts gefragt? «
    Das Taxi schien zu zögern. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. »Nein, Miss – nichts. «
    »Nichts über meine Hand? «
    Nein, kein Zweifel, die Elektronik des Taxis zögerte ta t sächlich. Schließlich sagte es mit seiner knarrenden Stimme: »Nein, Miss. «
    »Danke «, murmelte Kathy und lehnte sich in ihrem Sitz zurück, strich über ihre Stirn und dachte: also ist das Taxi ebenfalls verwirrt. Und demnach ist es keine subjektive E r fahrung; die Zeitverzerrung wirkt auf mich und auf meine Umgebung.
    Wie als Entschuldigung, weil es ihr nicht hatte helfen können, erkundigte sich das Taxi: »Die Reise wird noch e i nige Stunden dauern; möchten Sie gerne in der Zwischenzeit fernsehen, Miss? Der Bildschirm befindet sich direkt vor Ihnen; Sie brauchen nur den Fußschalter zu bedienen. «
    Automatisch schaltete sie den Bildschirm mit einem ku r zen Druck ihres Zehs ein; sofort erhellte er sich und enthül l te das Bild einer vertrauten Gestalt, die ihres Führers Gino Molinari, der soeben eine Rede hielt.
    »Sind Sie mit dem Kanal einverstanden? « fragte das Taxi. Es klang noch immer entschuldigend.
    »Oh, gewiß «, bestätigte sie. »Außerdem wird es auf allen Kanälen übertragen, wenn er sich aufrafft und eine seiner großspurigen Reden zum besten gibt. « So lautete das G e setz.
    Und trotzdem erschien ihr dieses vertraute Spektakel auf eine absonderliche Weise fremd; sie starrte auf den Monitor und dachte: Er sieht jünger aus. Er sieht genauso aus wie damals, als ich noch ein Kind war. Enthusiastisch, voller Leben und Überzeugungskraft, und seine Augen funkeln mit der alten Intensität; sein ursprüngliches Selbst, das niemand vergessen hat, obwohl es schon so lange nicht mehr existiert. Nun, offensichtlich existierte es doch noch; sie sah es jetzt mit ihren eigenen Augen, und sie war verwirrter denn je.
    Ist JJ-180 dafür verantwortlich, fragte sie sich, ohne eine Antwort darauf zu finden.
    »Gefällt es Ihnen, Mr. Molinari zuzusehen? « fragte das Taxi.
    »Ja «, sagte Kathy. »Es gefällt mir. «
    »Meinen Sie nicht auch «, fuhr das Taxi fort, »daß er die Wahl zum UNO-Generalsekretär gewinnen wird? «
    »Du gehirnlose Konservenbüchse «, fauchte Kathy. »Er ist schon jahrelang Generalsekretär. « Die Wahl, dachte sie, ja, der Maulwurf hat genauso während des Wahlkampfes au s gesehen, der schon Jahrzehnte zurückliegt … vielleicht hatte das die Elektronik des Taxis durcheinandergebracht. »Tut mir leid «, erklärte sie. »Aber wo, zum Teufel, hast du die ganze Zeit gesteckt? Hat man dich zweiundzwanzig Jahre lang in einer Reparaturwerkstatt abgestellt? «
    »Nein, Miss. Ich bin ununterbrochen im Einsatz gewesen. Allerdings scheint Ihr Verstand verwirrt zu sein, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Benötigen Sie ärztliche Hilfe? Unter uns befindet sich im Augenblick zwar Wildnis, aber wir werden bald St. George in Utah passieren. «
    Sie war schrecklich durcheinander. »Natürlich brauche ich keine ärztliche Hilfe; ich bin gesund. « Aber das Taxi hatte recht. Die Droge hatte inzwischen ihre volle Wirkung entfaltet. Sie fühlte sich elend, und sie schloß die Augen, preßte ihre Finger gegen die Stirn, wie um zu verhindern, daß ihre psychologische Realität, ihr privates, subjektives Selbst sich endgültig auflöste. Mir ist, als ob ich mich selbst verliere; diesmal ist die Wirkung viel stärker, diesmal ist es anders, und vielleicht liegt es daran, daß ich allein bin. Aber

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