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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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zu uns stoßen. Der Generalsekretär hat mich zwar erst nachträglich informiert, doch das ist nicht weiter wichtig – er entscheidet oft aus einem Impuls heraus.«
    Eric schüttelte ihm die Hand. »Sweetscent.« Seine Gedanken waren noch immer bei Kathy.
    »Wie war Ihr Eindruck von Molinaris gesundheitlicher Verfassung, als Sie ihn trafen?«
    »Er wirkte müde.«
    »Er steht kurz vor dem Tod«, sagte Teagarden.
    Eric warf ihm einen raschen Blick zu. »Heutzutage ist die Transplanttechnik soweit fortgeschritten, daß …«
    »Ich bin mit den gebräuchlichen Operationstechniken vertraut; glauben Sie es mir.« Teagardens Stimme klang trocken. »Sie haben gesehen, wie gleichgültig ihm alles ist. Offensichtlich möchte er bestraft werden, weil er uns in diesen Krieg gestürzt hat.« Als der Kopter hinauf in den Nachthimmel stieg, schwieg Teagarden und fuhr erst später fort: »Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, daß Molinari bewußt dafür gesorgt hat, daß wir diesen Krieg verlieren? Daß er versagen will? Ich glaube nicht, daß selbst seine schärfsten politischen Gegner jemals diesen Verdacht geäußert haben. Ich sage Ihnen das alles, weil uns kaum noch Zeit bleibt. Nach seiner Rückkehr von seinem Ausflug zum 35er Wash hat sich Molinaris Gastritis verschlimmert. Sie hat ihn umgeworfen.«
    »Innere Blutungen?«
    »Bisher noch nicht. Oder vielleicht doch, und Molinari verschweigt es uns. Bei ihm ist das durchaus möglich; er ist von Natur aus ein Geheimniskrämer. Grundsätzlich traut er niemandem.«
    »Und Sie sind überzeugt, daß sich kein Geschwür gebildet hat?«
    »Wir haben nichts finden können. Aber Molinari erlaubt nicht, daß wir die Untersuchungen durchführen, die wir für nötig halten; er entzieht sich uns. Ist zu sehr damit beschäftigt, Anweisungen zu erteilen, Reden zu halten und der Generalversammlung Gesetze vorzulegen. Er versucht alles selbst zu machen. Er scheint keine Verantwortung delegieren zu können, und wenn doch, dann richtet er gleich mehrere Behörden ein, die miteinander konkurrieren – auf diese Art schützt er sich selbst.« Teagarden sah Eric neugierig an. »Was hat er zu Ihnen im 35er Wash gesagt?«
    »Nicht viel.« Er beabsichtigte nicht, über den Inhalt ihres Gesprächs zu reden. Ohne jeden Zweifel war das ganz in Molinaris Sinn. Und mit Sicherheit war ihre Vereinbarung der Hauptgrund, warum man ihn nach Cheyenne brachte. Er konnte für Molinari etwas tun, was den anderen Ärzten nicht möglich war: Er konnte ihm helfen, auch wenn nicht jeder dies als Hilfe verstehen würde. Unwillkürlich fragte er sich, wie Teagarden wohl reagieren würde, wüßte er davon. Wahrscheinlich – und aus gutem Grunde – würde Teagarden ihn einsperren und hinrichten lassen.
    »Ich weiß, warum Sie zu uns gekommen sind«, erklärte Teagarden.
    »Tatsächlich?« brummte Eric. Er bezweifelte es.
    »Molinari will seinem Stab eine Blutauffrischung verpassen; so hat er uns besser im Griff. Niemand hat etwas dagegen einzuwenden; im Gegenteil, wir sind dankbar dafür -jeder von uns ist überarbeitet. Natürlich wissen Sie, daß der Generalsekretär eine große Familie besitzt, sogar eine noch größere als Virgil Ackerman, ihr ehemaliger Arbeitgeber.«
    »Ich habe gelesen, daß es noch drei Onkel, sechs Kusinen, eine Tante, eine Schwester und einen älteren Bruder gibt, der …«
    »Und sie befinden sich alle in Cheyenne«, unterbrach Teagarden. »Die ganze Zeit wimmeln sie um ihn herum und versuchen irgendwelche Vorteile herauszuschinden; besseres Essen, bessere Wohnungen, mehr Diener – Sie wissen schon. Und …« Er verstummte. »Nun, ich sollte noch hinzufügen, daß es da eine Frau gibt.«
    Das hatte Eric nicht gewußt. Selbst die Presse, die dem Maulwurf gegenüber feindlich eingestellt war, hatte nicht darüber berichtet.
    »Sie heißt Mary Reineke. Er traf sie noch vor dem Tode seiner Frau. Auf dem Papier ist sie seine Privatsekretärin. Ich mag sie. Sie hat schon viel für ihn getan; vor und nach dem Tode seiner Frau. Ohne sie wäre er wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Die Sternmenschen hassen sie … Ich weiß nicht genau, warum. Vielleicht habe ich irgend etwas übersehen.«
    »Wie alt ist sie?« Der Generalsekretär, erinnerte sich Eric, war Ende Vierzig, Anfang Fünfzig.
    »So jung, wie es menschenmöglich ist. Stellen Sie sich darauf ein, Doktor.« Teagarden kicherte. »Als er ihr zum erstenmal begegnete, ging sie noch zur Schule und arbeitete an den Nachmittagen als Schreibkraft.

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