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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Vielleicht mußte sie ihm irgendwelche Unterlagen überbringen … niemand weiß es genau, aber irgendwelche geschäftlichen Angelegenheiten haben sie zusammengeführt.« »Kann man sich mit ihr über seine Krankheit unterhalten?« »Natürlich. Sie ist die einzige, die ihn dazu bringen kann, seine Phenobarbiturate und Pathabamate zu nehmen. Er behauptete, daß er von den Phenobarbituraten müde wird und von den Pathabamaten einen trockenen Mund bekommt. Und so warf er sie in die Toilette. Mary sorgte dafür, daß er sie wieder einnahm. Sie ist Italienerin. Genau wie er. So kann ihn auf eine Art ausschimpfen, die ihn an seine Kindheit zu erinnern scheint, vermutlich an seine Mutter … oder an seine Schwester oder seine Tante; sie schimpfen ihn alle aus, und er toleriert das, doch er hört nur auf Mary. Sie lebt in einem Apartment an einem geheimen Ort irgendwo in Cheyenne und wird von einer Reihe von Sicherheitsbeamten bewacht – wegen der Sternmenschen. Molinari fürchtet, daß sie eines Tages …« Teagarden verstummte. »Daß sie was?«
    »Daß sie sie töten und verstümmeln. Oder ihren Verstand auslöschen und sie in eine gehirnlose Pflanze verwandeln; die Sternmenschen verfügen über ein ganzes Spektrum von Techniken, die sie einsetzen können. Sie wußten nicht, daß unser Verhältnis zu unserem Alliierten so rauh ist, nicht wahr?« Teagarden lächelte. »Es ist ein rauher Krieg. Darum behandelt uns der Lilistern so – unser wichtiger Verbündeter, mit dem verglichen wir ein Nichts sind. Dann können Sie sich auch vorstellen, was unsere Feinde, die Riegs, mit uns anstellen würden, wenn es ihnen gelänge, unsere Verteidigungslinien zu durchbrechen und die Erde zu erreichen.«
    Eine Weile versanken sie in Schweigen; niemand wagte etwas zu sagen.
    »Was, meinen Sie, wird geschehen«, fragte Eric schließlich, »wenn Molinari das Zeitliche segnet?«
    »Nun, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder werden wir uns noch enger an den Lilistern binden oder nicht. Was hätten wir denn sonst noch für Möglichkeiten. Und warum fragen Sie? Glauben Sie, daß wir unseren Patienten verlieren werden? Wenn das geschieht, Doktor, dann verlieren wir auch unsere Stellungen und wahrscheinlich auch unser Leben. Der einzige Garant Ihrer Existenz – und auch meiner – ist ein übergewichtiger Italiener mittleren Alters, der in Cheyenne, Wyoming, zusammen mit seiner großen Familie und seiner achtzehnjährigen Freundin lebt, Magenschmerzen hat und der mit Vorliebe spätabends riesige gesottene Garnelen mit Senf und Meerrettich verzehrt. Ich weiß nicht, was man Ihnen erzählt hat oder was Sie unterschrieben haben; aber Sie werden für lange Zeit keine Gelegenheit mehr haben, Virgil Ackerman irgendwelche Transplantorgane einzupflanzen, denn Gino Molinari am Leben zu erhalten wird Sie vierundzwanzig Stunden am Tag beschäftigen.« Teagarden wirkte jetzt aufgeregt; in der Dunkelheit der Kopterkabine klang seine Stimme schneidend. »Für mich ist es zuviel, Sweetscent, Molinari wird Sie voll in Anspruch nehmen, Ihnen die Ohren vollschwatzen, seine Reden an Ihnen ausprobieren, Sie mit Fragen über alle möglichen Themen durchlöchern und sich nach Ihrer Meinung erkundigen – von der Schwangerschaftsverhütung bis zur besten Zubereitungsart eines Pilzgerichtes – und Gott allein weiß, was sonst noch alles. Für einen Diktator – und Sie wissen, daß er das ist, auch wenn wir diese Bezeichnung nicht gern benutzen – benimmt er sich verdammt merkwürdig. Aber vor allem ist er vermutlich der größte lebende politische Stratege; wie anders hätte er auch bis zum Generalsekretär der UNO aufsteigen können? Es kostete ihn zwanzig Jahre, und die ganze Zeit über mußte er kämpfen. Er verdrängte jeden politischen Gegner, der sich ihm in den Weg stellte, gleichgültig, aus welchem Land er stammte. Dann hat er sich mit dem Lilistern zusammengetan. Außenpolitik nennt man das. Und in der Außenpolitik versagte der Meisterstratege, denn es war für ihn ein fremdes Gebiet, über das er nichts wußte. Molinari hat sein ganzes Leben damit verbracht, zu lernen, wie man Menschen ins Kreuz tritt, und bei Freneksy ist das nicht möglich. Er konnte mit Freneksy genausowenig anfangen wie Sie oder ich – wahrscheinlich noch weniger.«
    »Ich verstehe«, nickte Eric.
    »Aber Molinari machte jedenfalls weiter. Er bluffte. Er unterschrieb den Friedensvertrag, der uns in diesen Krieg hineinzog. Und das unterscheidet Molinari von all den anderen fetten,

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