Warte auf das letzte Jahr
Herzanfall erlitten?«
»Vor zwei Wochen«, berichtete Teagarden. »Ein leichter Infarkt. Wir haben ihm dann natürlich zweimal täglich Dirminyl gegeben. Und er schien sich wieder zu erholen. Aber jetzt …«
»Was für eine Verbindung besteht zwischen der Angina dieses Mannes und den Schmerzen des Generalsekretärs?«
»Verbindung? Gibt es denn eine?«
»Kommt es Ihnen denn nicht auch merkwürdig vor? Beide Männer leiden zur gleichen Zeit unter ernsten Leibschmerzen.«
»Aber im Fall von McNeil«, erwiderte Teagarden und führte Eric an das Krankenbett, »ist die Diagnose zweifelsfrei. Während im Gegensatz dazu beim Generalsekretär Molinari die Symptome nicht vorhanden sind. Also, ich sehe da keine Verbindung. Wie dem auch sei, dies hier ist ein streßreicher Ort; es erkranken oft Leute.«
»Trotzdem scheint es …«
»Jedenfalls«, unterbrach Teagarden, »ist es ein einfaches technisches Problem; setzen Sie das neue Herz ein, und damit ist dann alles erledigt.«
»Schade, daß es unten nicht ebenso einfach ist.« Eric beugte sich über das Feldbett, auf dem McNeil lag. Das also war der Mann, der an der Krankheit litt, von der Molinari sich einbildete, daß er sie besaß. Bei wem war sie zuerst aufgetreten, fragte sich Eric. Bei McNeil oder bei Gino Molinari? Bei wem lag die Ursache und bei wem die Wirkung – vorausgesetzt, daß eine Verbindung existierte, was im besten Falle eine sehr gewagte Annahme war? Wie Teagarden schon bemerkt hatte.
Aber es wäre interessant zu erfahren, ob zum Beispiel einer von Molinaris Mitarbeitern an Prostatakrebs erkrankt war, als Gino auch über diese Beschwerden geklagt hatte … und was war mit den anderen Krebserkrankungen, den Infarkten, der Gelbsucht?
Es mochte einen Versuch wert sein, dachte Eric, die Krankengeschichten aller im Weißen Haus Beschäftigten zu überprüfen.
»Soll ich Ihnen bei der Transplantation assistieren?« fragte Teagarden. »Wenn nicht, dann werde ich hinunter zum Generalsekretär gehen. Hier im Weißen Haus gibt es eine Schwester, die Ihnen helfen kann; vor einem Augenblick war sie noch hier.«
»Ich brauche Sie nicht. Aber besorgen Sie mir eine Liste der Krankheiten aller Mitarbeiter, die jeden Tag direkten Kontakt zu Molinari haben, gleichgültig, ob sie nun zum Stab gehören oder auswärtige Mitarbeiter sind. Ihr Rang spielt ebenfalls keine Rolle. Könnten Sie das erledigen?«
»Was den Stab betrifft, ja«, nickte Teagarden. »Bei den Besuchern ist das nicht möglich; wir führen über sie keine Krankendateien.« Er sah Eric an.
»Ich habe das Gefühl«, erklärte Eric, »daß der Generalsekretär seine Schmerzen los ist, sobald ich McNeil das neue Herz eingesetzt habe. Und spätere Untersuchungen werden erweisen, daß von diesem Zeitpunkt an der Generalsekretär von der Angina pectoris geheilt ist.«
Teagardens Miene drückte Verwirrung aus. »Nun«, brummte er und zuckte die Achseln. »Ein Metaphysiker, der gleichzeitig Chirurg ist. Eine seltene Kombination, Doktor.«
»Glauben Sie, daß Molinari empfindlich genug ist, jede Krankheit anzunehmen, an der die Menschen seiner Umgebung leiden? Und ich meine jetzt nicht auf hysterische Art; ich meine, daß er im wahrsten Sinne des Wortes an ihnen erkrankt. Sie tatsächlich bekommt.«
»Es ist nicht bekannt, daß es derart ausgeprägte empathische Fähigkeiten gibt, sofern man dies überhaupt eine Fähigkeit nennen kann.«
»Aber Sie kennen die Unterlagen«, bemerkte Eric gelassen. Er öffnete seinen Instrumentenkoffer und begann die elektronischen, automatischen Werkzeuge herauszuholen, die er für die Transplantation des künstlichen Herzens benötigen würde.
7
Nach der Operation – sie hatte lediglich eine halbe Stunde in Anspruch genommen – wurde Eric Sweetscent von zwei Geheimdienstbeamten zu Mary Reineke geführt.
»Sie ist eine dumme Gans«, bemerkte der Mann zu seiner Linken zusammenhanglos.
Der andere Beamte, der älter und erfahrener wirkte, warf ihm einen kurzen Blick zu. »Dumm? Sie sorgt dafür, daß der Maulwurf weitermacht; das ist bisher noch keinem anderen geglückt. Sie kennt den richtigen Kniff.«
»Von einem Kniff kann keine Rede sein«, entgegnete der jüngere Mann. »Zwei leere Hüllen haben sich getroffen, und was ist dabei herausgekommen? Ein großes Vakuum.«
»Vakuum, pah! Er hat es geschafft, Generalsekretär der UNO zu werden; kennst du jemanden, dem das auch hätte gelingen können? So, das hier ist ihr Konap.« Der ältere Beamte
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