Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
werden wir darauf warten, daß wir in unsere Zeit zurückkehren.« Wahrscheinlich würde es jetzt nicht mehr lange dauern; sie hatte den Eindruck, daß ihre Umgebung allmählich ihre Festigkeit verlor und in Auflösung begriffen war – das Land, das sich unter ihr erstreckte, schien mehr und mehr durchsichtig zu werden; ein Phänomen, das sie an ihren ersten Versuch mit der Droge erinnerte.
    »Machen Sie Witze?« fragte das Taxi. »Es ist viel wahrscheinlicher, daß wir …«
    »Das Problem«, erklärte sie scharf, »besteht nicht darin, in unsere Zeit zurückzukehren, sondern es geht darum, so lange die Drogenwirkung aufrechtzuerhalten, bis sich die Gelegenheit bietet, irgend etwas Sinnvolles zustande zu bringen.«
    »Was für eine Droge, Miss?«
    »Das geht dich einen verdammten Dreck an«, fauchte Kathy, »du stinkender Blechkasten mit deinen neugierigen Schaltungen, die überall ihre Nase hineinstecken müssen.« Sie setzte eine Zigarette in Brand und lehnte sich erschöpft zurück. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und Kathy war sicher, daß noch weitere dieser Art folgen würden.
     
    Der blasse junge Mann, der seltsamerweise bereits einen deutlich sichtbaren Bauchansatz besaß, als ob er sich schon den luxuriösen Vergnügungen hingegeben hätte, die die politische und wirtschaftliche Hauptstadt des Planeten bot, schüttelte Eric Sweetscents Hand und sagte: »Ich bin Don Festenburg, Doktor. Schön, daß Sie jetzt zu uns gehören. Wie wär’s mit einem Drink?«
    »Nein, danke«, wehrte Eric ab. Irgend etwas an Festenburg irritierte ihn, obwohl er nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, was genau seinen Argwohn entfachte. Ungeachtet seiner Korpulenz und ungesunden Gesichtsfarbe machte Festenburg einen angenehmen Eindruck, und mit Sicherheit war er sehr begabt, und allein das letztere zählte. Aber … Nachdenklich musterte er Festenburg, während der beleibte Mann seinen Drink mixte. Vielleicht liegt es daran, dachte er, weil ich glaube, daß niemand für den Generalsekretär sprechen sollte. Ich würde jedem mit Argwohn begegnen, der Festenburgs Posten innehätte.
    »Da wir allein sind«, erklärte Festenburg und blickte sich um, »möchte ich Ihnen gern etwas verraten, das den unvorteilhaften Eindruck korrigieren könnte, den Sie von mir bekommen haben.« Er lächelte wissend. »Ich kenne Ihre Gefühle; trotz meines pyknischen Körperbaus bin ich sensitiv, Doktor. Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen verrate, daß Sie getäuscht worden sind? Daß der saft- und kraftlose, alternde, vollkommen mutlose und hypochondrische Gino Molinari, den Sie getroffen und als den wirklichen UNO-Generalsekretär akzeptiert haben …« Festenburg leerte gelassen sein Glas und ließ Eric nicht aus den Augen. »Daß er das Simulacrum ist? Und jene robuste, energische Gestalt, die Sie vor kurzem auf dem Bildschirm gesehen haben – sie ist der wirkliche Molinari. Und dieser Schwindel muß natürlich auch weiterhin aufrechterhalten werden, um niemand anderen zu täuschen als unsere geliebten Alliierten, die Sternmenschen.«
    »Was?« Schockiert keuchte Eric auf. »Warum sollte …«
    »Die Sternmenschen halten uns nur so lange für harmlos und einer militärischen Intervention unwürdig, wie unser Führer schwach erscheint und in ihren Augen kein Rivale, keine Gefahr ist.«
    Nach einem Moment des Schweigens erklärte Eric: »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Nun«, erwiderte Festenburg und zuckte die Achseln, »vom intellektuellen Standpunkt aus betrachtet ist es eine interessante Idee. Meinen Sie nicht auch?« Er trat auf Eric zu und ließ die Flüssigkeit in seinem Glas hin und her schwappen. Als er dicht vor ihm stand und Eric seinen fauligen Atem ins Gesicht blies, fuhr er fort: »Es könnte so sein. Und bis Sie Gino nicht einer sorgfältigen Untersuchung unterziehen, werden Sie es nicht wissen, denn alles, was in den Akten stand, die Sie studiert haben – es könnte eine Fälschung sein. Bestandteil eines umfangreichen, sorgfältigen Täuschungsmanövers.« Amüsiert betrachtete er Erics Gesichtsausdruck. »Sie halten mich für verrückt? Sie glauben, ich erlaube mir einen Scherz mit Ihnen? Vielleicht. Aber Sie können nicht mit Sicherheit sagen, ob das, was ich Ihnen erzählt habe, die Unwahrheit ist, und solange …« Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Drink und schnitt eine Grimasse. »Also beklagen Sie sich nicht über das, was Sie auf dem Bildschirm gesehen haben. In Ordnung?«
    »Aber wie Sie schon sagten«,

Weitere Kostenlose Bücher