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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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einsehen, daß er verkaufen muß – und wenn er es einsieht, dann kommt es nicht darauf an, ob Ihre Mutter so oder so denkt. Man kann sie übergehen.«
    Alwyn warf ihm einen merkwürdig boshaften Blick zu und grinste dann schief.
    »Sie kennen Ma nicht«, sagte er.
    Nie dämmerte ein Donnerstagmorgen, ohne daß Dolly Carmody erwachte und dachte: Heute ist Markttag. Und erst dann erinnerte sie sich, daß das für die Witchett Farm nicht mehr galt.
    Sie fuhr jetzt an den Donnerstagen nicht einmal mehr nach Bamford zum Einkaufen, weil der Anblick, die Geräusche und Gerüche des Viehs, die in jeden Winkel der Stadt drangen, zu viele Erinnerungen in ihr wachriefen. Dadurch, daß sie nicht mehr kam, hatte sie sich vielen ihrer alten Farmerfreunde entfremdet, weil sie sie nur noch selten sah. Sie dachte jedoch oft an sie, so daß, alles in allem, der Donnerstag auf Witchett ein schlechter Tag war.
    Nur mit einer Gewohnheit konnte sie nicht brechen – sie stand auch heute noch in aller Herrgottsfrühe auf. An diesem Morgen kam sie hinunter und öffnete die Hintertür für die Katzen, was sie immer zuallererst tat. Laut miauend stürmten sie herein, denn sie wollten gefüttert werden. Sie hätten nachts eifrig auf Mäusejagd gehen sollen, aber Dolly wußte, daß sie die Nacht zusammengerollt im Schuppen verbracht hatten, wo das Heu für die Pferde lag. Dennoch spielten sie ihr regelmäßig und mit Erfolg Katzen vor, die sich ihren Lebensunterhalt verdient hatten, und schliefen nach dem Frühstück so prompt, als wären sie die ganze Nacht wach gewesen.
    Während die Katzen hereinkamen, trottete der alte Spaniel hinaus und recherchierte schnüffelnd, ob sich über Nacht etwas geändert hatte. Und Dolly setzte den Kessel auf und holte den Speck heraus, um sich Frühstück zu machen. Aber als sie das heute morgen tat, hörte sie den alten Hund bellen.
    Neugierig stellte sie die Bratpfanne weg und ging zur Tür. Sie hörte einen Automotor, nein, es waren mindestens zwei Wagen, und sie kamen näher, kamen zur Farm. Einzelne Autofahrer bogen manchmal falsch ab und tauchten hier auf, aber noch nie waren es zwei zugleich gewesen, und die Pferdebesitzer kamen auch nie so früh.
    Die Wagen fuhren auf den Hof. Der eine war ein Van; ein junger Mann in Uniform sprang heraus und holte aus dem Laderaum einen Labrador, den er an die Leine nahm. Aus dem ersten Wagen waren zwei Männer ausgestiegen und kamen auf Dolly Carmody zu. Und eben fuhr ein drittes Fahrzeug auf den Hof. Mehrere Männer und eine Frau in Uniform stiegen aus. Plötzlich war der Hof voller Leute.
    Dolly hielt den Spaniel fest und rief:
    »Was ist los? Das ist meine Farm!«
    »Guten Morgen, Madam«, sagte der Anführer, ein scharfgesichtiger Mensch in einem städtischen Anzug und mit städtischen Allüren.
    »Polizei. Sind Sie Mrs. Dorothy Carmody? Ich habe hier einen Haussuchungsbefehl für Ihr Anwesen.«
    »Einen Haussuchungsbefehl?« Sie starrte ihn an.
    »Witchett durchsuchen? Wozu?«
    »Nun, das wird sich zeigen, Madam, nicht wahr? Also, wir fangen in den Nebengebäuden an.« Während er sprach, drehte er sich um, um den anderen Befehle zu geben. Dolly fiel ihm ins Wort.
    »Das dürfen Sie nicht.« Er hatte ihr ein Papier in die Hand gedrückt, und sie starrte es ungläubig an.
    »Ich habe nichts, was die Polizei interessieren könnte. Wie sollte ich auch? Das ist ein Irrtum, ein schrecklicher Irrtum.«
    »Leider nein, Madam. Vielleicht sollten Sie lieber ins Haus gehen. Die Polizeibeamtin wird …«
    »Passen Sie auf, Sir!« rief einer der Männer und stürzte vorwärts.
    »Das alte Mädchen kippt uns um!«
    Als Meredith den Markt verlassen wollte, wurde sie in der verstopften Einfahrt um ein Haar von einem Laster überrollt. Durch die Schlitze in den hohen Seitenwänden beäugten sie sanfte Tieraugen. Noch mehr Schafe. Arme Biester. Aber so war es nun einmal. Lebendes Vieh. Totes Vieh.
    In der High Street herrschte ein lebhaftes Durcheinander. Meredith mußte sich durch die Gegenströmung kämpfen, die die Oberhand hatte, mußte nach allen Seiten ausweichen und sich durchschlängeln. Am Ende prallte sie gegen einen Guernseypullover, und eine Stimme sagte überrascht:
    »O hallo! Sie sind doch Jessicas Freundin, nicht wahr?«

    »Michael!« Meredith starrte ihn verblüfft an.
    »Eben habe ich noch über – ich meine, habe ich mit Jessicas Bruder Alwyn gesprochen.«
    Michaels Miene wurde finster.
    »Was für ein Glück! Mit Schafen kann man vermutlich vernünftiger

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