Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
haben wollen, sie suchen etwas anderes. Sie haben eben die Richtige noch nicht getroffen, Alwyn.«
»Und das wird auch kaum passieren. Hier in der Gegend jedenfalls nicht.«
»Ach, kommen Sie! Warum denn nicht?«
»Na schön«, sagte er in seiner irritierenden Art,
»wie wär’s mit Ihnen? Sie sehen kräftig und gesund aus. Reizt es Sie nicht, auf der Farm zu leben? Viel frische Luft. Und Sie brauchen keine elegante Garderobe. Wir haben natürlich keine Zentralheizung, aber ich wette, Sie hätten nichts dagegen, an kalten Wintermorgen den Kaminrost zu reinigen.«
»Schon gut, Sie brauchen hier nicht den Schlaumeier zu spielen«, fauchte Meredith.
»Sie wollen mich zur Närrin machen, nicht wahr?«
»Sie sind keine Närrin, sind ein kluges Mädchen. Alan hat Glück.«
»Nun«, sagte sie nach einem Augenblick benommenen Schweigens,
»das ist ein Kompliment, das ich nicht erwartet habe.« Seine grauen Augen ruhten auf ihrem Gesicht.
»Aber Sie würden Ihr Leben nicht auf Greyladies verbringen wollen«, sagte er leise.
»Warum also sollte es ein anderes kluges Mädchen tun? Frauen haben heutzutage eigene Karrieren.«
»Was ist mit Ihrem Bruder? Ist er verheiratet?« Alwyn sah sie mit einem scharfen Blick an.
»Jamie? Wer hat Ihnen von ihm erzählt?«
»Ich glaube, Steve – aber vielleicht war es auch Alan. Nein, ich denke, es war doch Steve Wetherall. Er hat gesagt, Ihr Bruder arbeite irgendwo im Ausland.«
»Jamie hat das richtige getan.« Alwyn warf den leeren Becher in einen Abfallkorb.
»Er ist nicht für die Ehe geschaffen. Scheint immer irgendeine Freundin im Schlepptau zu haben, schreibt er jedenfalls.«
»Wo lebt er eigentlich? In welchem Land. Ich habe selbst lange im Ausland gelebt.«
»Er ist mal da, mal dort«, sagte Alwyn.
»Zuletzt in Spanien, wie ich gehört habe.«
»Was macht er?« fragte Meredith neugierig.
»Weiß ich nicht. Irgendwelche Geschäfte. Er hat eine besondere Begabung fürs Geschäftemachen. Im Moment hat er mit Immobilien zu tun, Ferienwohnungen und so. Hab keine Zeit, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was er macht.« Alwyn entfernte sich ein paar Schritte vom Kaffeekiosk.
»Ich habe eben jemanden gesehen, der mich sucht, wie ich glaube. Grüßen Sie Alan von mir, wenn Sie ihn sehen.«
»Gern, und danke für den Kaffee. Ich wollte Ihnen nicht die Zeit stehlen.« Aber er war schon fort, seine große Gestalt drängte sich durch die Menge.
Wäre sie ihm gefolgt, hätte sie – vielleicht überrascht – gesehen, daß die Person, die Alwyn auf der anderen Seite des belebten Platzes erspäht hatte, Dudley Newman war, der sich in dieser Umgebung offensichtlich nicht wohl fühlte und sich ängstlich von Schmutz und Tieren fernhielt. Er begrüßte Alwyn gereizt.
»Ich bin hergekommen, wie Sie vorgeschlagen haben, da ich Sie ja nicht mehr anrufen darf. Aber wir hätten uns woanders treffen können, es wäre mir lieber gewesen.«
»Mir nicht«, sagte Alwyn gelassen.
»Sie hätten mich gern in einem Büro getroffen, denke ich, wo ich mir vor der Tür die Stiefel abkratzen und vor den Sekretärinnen die Mütze ziehen müßte. Nun, hier ist meine Welt, und wenn Sie mit mir reden wollen, müssen Sie schon herkommen. Dad ist heute nicht hier, also geht es in Ordnung.«
Newman rümpfte die Nase, als ihnen ein Schwall frischer Düngerluft entgegenschlug, protestierte aber nicht weiter, wollte lieber das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen, damit er gehen konnte.
»Hören Sie, Alwyn, ich habe Ihnen gesagt, ich bin bereit zu warten. Aber nicht bis in alle Ewigkeit. In der Baubranche muß man die Dinge zur richtigen Zeit tun. Ich würde Ihnen gern innerhalb der nächsten achtzehn Monate oder so ein Angebot für Greyladies machen. Das wäre mir am liebsten.«
Alwyn machte ein finsteres Gesicht.
»Mir nicht. Ma hat gesagt, sie hat Sie bei Betty Chivers getroffen, daher weiß ich, daß Sie ihren Standpunkt kennen, und mein Vater denkt genauso. Sie werden nicht nachgeben.«
»Nun, Alwyn«, sagte Newman beschwichtigend,
»ich weiß, was Sie empfinden und wo Sie stehen. Und ich kann es Ihnen nachfühlen. Ich weiß auch, daß Sie ein vernünftiger Kerl sind und begreifen, wo ich stehe. Ihre Mutter ist eine gute Frau – aber sie versteht nichts von Geschäften. Lassen wir sie aus der Sache raus, ja? Ihren Vater müssen Sie angehen. Erklären Sie ihm energisch, daß Sie nicht bereit sind, weiterzumachen. Er kann die Farm allein nicht bewirtschaften. Er wird
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