Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
eine schäbige gewachste Jacke und grüne Stiefel, die kleinen Schnüre am oberen Rand hingen unordentlich hinunter. Seine Jeans waren jedoch sauber, er war frisch rasiert, und er schaffte es auf lässige Art, wie ein Gentleman auszusehen. Alwyn hat jedenfalls Stil, dachte Meredith spöttisch. Sein Gesicht war ausdruckslos. Sie wußte nicht, ob er sie entdeckt hatte. Er ließ sich nichts anmerken, schien aber auch nicht besonders überrascht, als sie seinen Arm berührte und ihm einen guten Morgen wünschte.
    »Aber hallo«, sagte er.
    »Wie geht es Ihnen? Schwänzen Sie heute vormittag Ihre historischen Forschungen?«
    »Es geht mir gut. Wie sind die Preise? Er- oder versteigern Sie heute etwas?« Er schüttelte den Kopf und schaute auf sie hinunter, nahm die Hände aus den Taschen.
    »Ich wußte nicht, daß Sie sich für Schafe interessieren.« Er hatte wieder jenen ironischen Augenausdruck. Nicht, daß er über sie lachte, eher über etwas anderes, irgendeinen obskuren Witz, den nur er verstand.
    »Der Markt ist sehr interessant. Schließlich lebe ich in London. Ich hab mir gedacht, ich sollte diesmal nicht aus Bamford abreisen, ohne ihn gesehen zu haben. Ich war noch nie hier.«
    »Viel gibt es ja auch nicht zu sehen.« Er trat ein Stückchen zurück, um jemanden vorbeizulassen.
    »Haufenweise Schafe und Kühe, und von denen hab ich schon so viele gesehen, daß es mir ein Leben lang reicht. Ist ja ganz in Ordnung für Sie, kommt Ihnen gemütlich und altväterlich vor, nehme ich an. Aber Farmarbeit ist nicht so. Es ist eine verdammt harte Plackerei und bringt wenig ein. Schafzucht lohnt sich kaum. Der Preis für Heu allein, zur Zeit des Lammens eingebracht, bringt uns schon um den Gewinn, kostet zur Zeit drei Pfund pro Ballen. Und für die Vliese kriegt man auch keinen anständigen Preis. Keiner will die Dinger kaufen, und man muß die Scherer bezahlen. Die arbeiten nicht umsonst, wie Sie sich vorstellen können. Ich bin der einzige Idiot, der das tut.«
    »Achtfünfzig, neun, neunundzwanzig sind geboten.« Zuschlag.
    »Der nächste.«
    »Ich idealisiere das Landleben nicht«, antwortete Meredith streitlustig.
    »Ich weiß, es ist hart und unsicher, und Sie müssen bei Wind und Wetter und bei Tag und Nacht heraus. Mir ist klar, daß im Vergleich für die Zeit und Mühe, die Sie investieren, der Gewinn kaum nennenswert ist. Aber bei den meisten Jobs ist es doch so, wir bekommen nie soviel dafür, wie wir gern hätten. Auch die interessanten Jobs sind nicht immer interessant. Sogar mein Job, den ich normalerweise sehr gern habe, macht mir im Moment nicht viel Spaß, weil ich in London an einem Schreibtisch sitze. Ich möchte wieder ins Ausland, aber man läßt mich nicht. Jeder hat seine Arbeit manchmal satt. Und alle wären wir gern reich.« Alwyn knurrte etwas.
    »Ach, vielen Dank übrigens, daß Sie mich zu Dr. Gretton geschickt haben«, fuhr Meredith fort.
    »Sie will mir ein Treffen mit ihrem Vater vermitteln, sobald er zurück ist. Er ist derjenige, der vor zehn Jahren hier die Ausgrabungen geleitet hat.«
    »Komische Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen«, sagte Alwyn nachdenklich.
    »Ist aber wahrscheinlich sinnvoller als Farmarbeit. Und wer ist Dr. Gretton? Nicht derjenige, der auf unserer Koppel gebuddelt hat?«
    »Nein, sie ist seine Tochter. Eine reizende Paläontologin.«
    »Knochen«, sagte Alwyn wegwerfend.
    »Nichts als verdammte Knochen. Hätten Sie gern eine Tasse Kaffee?«
    »Gern«, sagte sie überrascht. So war Alwyn nun einmal. Eben noch glaubte man, er wolle andeuten, daß man im Weg sei und ein völliger Idiot obendrein, und gleich darauf war er nett und freundlich.
    »Ein paar Ehefrauen«, erklärte er,
    »betreiben dort drüben so was wie einen Kaffeekiosk.« Mit dem Kopf zeigte er in eine entlegene Ecke des Marktes.
    »Sie wechseln sich dabei ab. Ma und Jess sollten heute da sein, aber sie mußten absagen.«
    »Oh, warum denn?«
    »Wegen Betty Chivers, Jerry Herseys Schwester. Sie ist noch immer schwer erschüttert, und Ma hat sie heute zu uns auf die Farm geholt. Betty kann sich an ihrer Schulter ausweinen.« Meredith konnte darauf nicht antworten, denn er marschierte mit großen Schritten vor ihr her und sprach über die Schulter. In einer Ecke unter einem Wellblechdach, wo zwei robuste Frauen in Steppjacken Kaffee und Tee in Plastikbechern austeilten, holte Meredith ihn endlich ein. Die Gesichter der Frauen glühten in der frischen Luft, und sie empfingen Alwyn mit fröhlichen

Weitere Kostenlose Bücher