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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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sich jedoch mit einem höflichen Dankeschön und der Bemerkung zufriedengeben, die Polizei werde sich darum kümmern.
    »Nun, denken Sie nicht, es könnte alles sein, was von der Kleidung des Toten – den Sachen, nach denen Sie gesucht haben – noch übrig ist?« fragte sie ungeduldig.
    »Das ist durchaus möglich«, antwortete Markby mit aufreizender Gelassenheit.
»Dann könnten Sie wenigstens den Anstand haben, erfreut dreinzuschauen.«
»In Ordnung, ich – wir sind erfreut.«
»Aber … Es gibt ein Aber, nicht wahr? Etwas geht Ihnen gegen den Strich. Sie haben diesen We-are-not-amused-Blick, der unserer Königin Viktoria diesen dummen Beinamen eingebracht hat.«
»Aber die Sache muß sorgfältig überprüft werden. Wir vermuten nicht, wir beweisen – oder tun unser Bestes.« Er unterbrach sich und platzte dann heraus: »Und ich habe meine Leute ausgeschickt, damit sie etwas Derartiges aufstöbern, und sie hätten es finden müssen, nicht Sie.«
»Aha!« sagte Meredith selbstgefällig und ließ ihn mit dem schwergeprüften Pearce allein.
KAPITEL 10 Der nächste Morgen war genauso, wie ein Frühlingstag sein soll. Die Sonne schien. Leuchtend gelbe Narzissen mit nickenden Köpfen blühten im Überfluß auf den Straßenböschungen. Das Grün an Sträuchern und Bäumen schien während der letzten Tage üppiger geworden. An den Zweigen der Haselsträucher baumelten helle grüngelbe Kätzchen, und an den Palmweiden trieben die samtigen hellgrauen Palmkätzchen aus. Unbeschwert und optimistisch fuhr Meredith die schmale Straße zur Greyladies Farm entlang.
Und das trotz eines gewissen Unbehagens, das sie überkam, wenn sie daran dachte, daß sie Alwyn Winthrop wiedersehen würde. Natürlich hatte sie, als sie sich das erste Mal getroffen hatten, nicht gewußt, wer er war. Daß sie es jetzt wußte, erleichterte es ihr einerseits, nach Greyladies zu fahren, machte es andererseits aber auch ein bißchen heikler. Vielleicht war Alwyn gar nicht da, dann war jede Verlegenheit überflüssig. Vielleicht war er bei seinen Schafen draußen. Aber trotz aller Vorbehalte stellte sie fest, daß sie sich darauf freute, Alwyn wiederzusehen, und hoffte, daß er da war – wenn auch nur, um heimlich darüber zu lächeln, wie überrascht er sein würde, weil sie plötzlich auf seiner Schwelle stand.
Als sie die Farm erreichte, legte sich ein leichter Schatten auf ihre heitere Stimmung. Greyladies schien verlassen. Anders als Alan es ihr geschildert hatte, stand nicht einmal ein einziges Schaf in der Scheune. Wahrscheinlich hatte man alle auf den Markt gebracht. Meredith stieg aus dem Wagen und klopfte nach einem kurzen Blick in die Nebengebäude an die Haustür. Das Geräusch widerhallte im Innern wie immer in leeren Häusern. Das Haus war so verlassen wie die legendäre »Marie Celeste«. Kein Alwyn. Niemand. Wo waren alle?
Meredith warf einen letzten enttäuschten Blick auf die Fassade. Das Haus war alt. Im ersten Stock hing zwischen den Mittelfenstern eine verwitterte Tafel mit primitiv ineinander verschlungenen Buchstaben, die sie zuerst als »MW 1692« las, wobei sie voraussetzte, daß das W für Winthrop stand. Dann jedoch wurde ihr klar, daß MW vermutlich Mary und William hieß, während deren Regierungszeit das Haus erbaut worden war. Das machte aus dem Gebäude etwas mehr als ein schlichtes Farmhaus. Nur vier Jahre nach der ruhmreichen Revolution von 1688 gebaut, als Wilhelm von Oranien im Westen des Landes gelandet war und den Katholiken James vertrieben hatte, war dieses festgefügte alte Gebäude nicht nur mit dem Datum geschmückt, die Besitzer hatten auch manifestiert, daß sie die Sache der Protestanten unterstützten. In diesen unruhigen Zeiten war es weise gewesen zu zeigen, daß man auf der richtigen, das hieß, der siegreichen Seite stand.
Meredith wandte sich ab, um zum Wagen zurückzugehen. Als sie ihn erreichte, hörte sie jemanden pfeifen und rufen und sah Alwyn, den verschlagen aussehenden Hund an der Seite, über eine Koppel auf sich zukommen.
»Guten Morgen«, begrüßte er sie. »Kann ich etwas für Sie tun?«
Er trug eine schlammbespritzte Cordhose, Gummistiefel und einen Fair-Isle-Pullover, der bessere Tage gesehen hatte, jenem ähnlich, den er bei ihrer ersten Begegnung angehabt hatte. Die Sonne schien aus seinen roten Haaren Funken zu schlagen. In seinen Augen stand zwar Überraschung, aber nicht die geringste Freude, und Meredith war irgendwie enttäuscht, denn sie hatte aus einem absolut unerfindlichen

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