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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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nicht mehr genau, wo sie war. Bamford lag hinter ihr, die Witchett Farm irgendwo zur Linken und Greyladies wahrscheinlich rechts von ihr. Das Land, über das sie ging, mußte zu einer der Farmen gehören, und die Schafe ließen auf Greyladies schließen. Aber Mrs. Carmody verpachtete Weideland, und es war absolut möglich, daß sie auch den Winthrops etwas abgegeben hatte. Meredith blieb stehen und breitete ihre topographische Karte aus, um festzustellen, wo sie war. Der Bach, der die Baustelle säumte, mündete ungefähr eine Meile von ihrem augenblicklichen Standort entfernt in einen Fluß. Sie faltete die Karte, steckte sie weg und ging weiter.
    Der Boden war uneben geworden. Es waren keine Tiere zu sehen, und kleinere Baumgruppen tauchten auf. Das Farmland schien in Heide überzugehen. Sie öffnete ein wackeliges Gatter und dachte daran, es zu schließen, bevor sie einen überwucherten, verlassen aussehenden Feldweg überquerte und dann über einen anderen Zaun kletterte. Eine Baumreihe, so ordentlich ausgerichtet wie paradierende Soldaten, wies darauf hin, daß sie sich einem Flußufer näherte, das sie auch nach wenigen Minuten erreichte.
    Hier war es still und einsam. Der Fluß hatte es ziemlich eilig. Grüne Kräuter schwammen mit der Strömung auf der Oberfläche und sahen aus wie das Haar einer ertrunkenen Ophelia. An den tiefen Dellen im Uferschlamm sah man, daß hier irgendwann einmal Vieh getrunken haben mußte, aber es schien schon lange her zu sein. Die Eindrücke waren getrocknet. Der Wind flüsterte in den Wipfeln, und mit einem blauen Flirren flog plötzlich ein Eisvogel vom Ufer auf, über den Fluß und zurück in die Sträucher, die das andere Ufer abschirmten. Meredith drehte sich um und schaute hinter sich. Die Baustelle war weit weg, unsichtbar. Wenn Alan so weit hinausgegangen wäre, hätte er keinen Grund gehabt, sich zu beklagen. Hier sah die Landschaft so unberührt aus wie vor fünfzig Jahren.
    Sie ging an dem leise plätschernden Fluß entlang. Aber erste Eindrücke waren schließlich trügerisch, und sogar hier war vor kurzem der Mensch gewesen. Und wo der Mensch vorüberkam, ließ er Abfall zurück. Tiere markierten mit ihrem Geruch, die Menschen mit alten Einkaufswagen aus dem Supermarkt und Laufstühlchen für Kleinkinder. Hier gab es eine ziemliche Anhäufung solcher »Schätze«, doch sie waren meist von Disteln und dornigem Gestrüpp überwachsen. Dicht daneben jedoch hatte in letzter Zeit jemand ein Feuer gemacht und den Abfall verbrennen wollen, den bis hierherzubringen er sich die Mühe gemacht hatte. Meredith blieb stehen und schnalzte abfällig mit der Zunge. Es konnten natürlich Zigeuner gewesen sein. Aber das Feuer war ziemlich groß gewesen. Ein paar halbverbrannte Äste lagen im Umkreis der grauschwarzen Asche herum, und in der Mitte war ein verkohlter, formloser Klumpen von dem übriggeblieben, was verbrannt worden war. Meredith griff nach einem Ast, der länger war als die anderen, und stocherte neugierig in dem Haufen herum.
    Er löste sich in einer weißen Staubwolke auf. Sie kratzte in der Asche und der angesengten Oberfläche des Bodens, zog den Ast zurück und betrachtete etwas, das am Ende hängengeblieben war. Grau, dünn und faserig, war es ein Stück Stoff
– oder war es vielmehr früher gewesen.
    Meredith spürte ein merkwürdiges Prickeln im Rücken. Vorsichtig trat sie in die Asche und begann langsam und methodisch in der Mitte des Häufchens zu scharren. Plötzlich funkelte etwas, im Dreck halb verborgen. Sie bückte sich, bürstete behutsam Asche und Erde weg und enthüllte einen langen, dünnen schlangenähnlichen metallischen Gegenstand, der die Flammen unbeschädigt überstanden hatte – einen Reißverschluß.
    In ihren alten Fußspuren zog Meredith sich zurück und breitete ihre topographische Landkarte auf dem Boden aus. Nach ein paar Minuten wußte sie genau, wo sie war, und kreiste die Stelle mit dem Bleistift ein. Sie mußte Alan direkt hierherführen können, denn sie hatte das merkwürdige Gefühl, daß sie über das gestolpert war, was das Feuer von den Kleidungsstücken des Toten übriggelassen hatte.
    Sie stand auf, faltete die Karte zusammen und schaute sich nach allen Seiten um. Eines konnte die Karte ihr nicht verraten – auf wessen Land sie stand. »Witchett?« murmelte sie vor sich hin. »Oder Greyladies?«
    Sie hatte Glückwünsche und höchstes Lob erwartet, als sie Markby ihren Fund meldete. Enttäuscht und verärgert mußte sie

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