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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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endeten sie. Endeten in Gewalt, Flammen und Zerstörung, aus Bigotterie geboren.
Sie klappte ihr Notizbuch zu und verstaute es in ihrer Tasche. Sie wünschte jetzt, Alwyn wäre geblieben. Selbst sein Hund mit dem undurchsichtigen Temperament wäre ihr jetzt ein willkommener Gefährte gewesen. Im selben Augenblick spürte sie warmen Atem im Nacken, und etwas Weiches und Lebendiges berührte ihr Ohr.
Meredith schrie und sprang auf. Jessicas Pony war auf dem Rasen unhörbar herübergetrottet und wich jetzt erschrocken zurück. »Du meine Güte, du bist es«, sagte Meredith erleichtert. »Dich hatte ich ja völlig vergessen.«
Das Pony stellte die Ohren auf, wieherte vorwurfsvoll und kam wieder näher. Es stieß mit dem weichen Maul an ihre Tasche.
»Ich hab nichts für dich.« Sie tätschelte ihm die Nase. »Aber du bist wenigstens freundlich.« Sie schickte sich an, über die Koppel zur Farm zurückzugehen. Das Pony folgte ihr bis zum Tor.
Wieder im Hof, konnte sie Alwyn zwar nicht sehen, hörte jedoch metallische Geräusche aus der Scheune. Alwyn kam heraus und trug zwei starke und schwere Metallhürden, als seien sie federleicht. Er ließ sie mit einem gewaltigen, hallenden Krach auf den Boden fallen.
Als er Meredith’ ansichtig wurde, fragte er: »Alles in Ordnung?« Er schien seine schlechte Laune überwunden zu haben und sprach freundlich, ähnlich wie damals, als sie sich auf der Straße begegnet waren. Vielleicht hatte er sich durch Arbeit von seiner Mißstimmung befreit, wie das manche Menschen tun, die schlechte Laune wie Fieber aus sich herausschwitzen.
»Ja, danke, aber es ist ein bißchen unheimlich dort. Jessicas Pony hat sich an mich angeschlichen und zu Tode erschreckt.«
Alwyn lachte unerwartet. Er hatte ein anziehendes Lachen. »Warum interessieren Sie sich eigentlich für die alten Grauen Leute?«
»Als Dolly sie mir erzählte, schien mir die Geschichte romantisch und geheimnisvoll. Wer hat um achtzehnhundertvierzig herum die Farm bewirtschaftet? Ihre Familie?«
Er nickte. »Die war schon seit siebzehnhundert und irgendwas hier. Die Farm hieß zuerst Manor Farm. Später wurde der Name wegen der Grauen Leute geändert.«
»Gott, das ist eine lange Zeit.« Ihr Interesse nahm zu. »Sie haben nicht zufällig alte Familienchroniken, Briefe oder Tagebücher?«
Alwyn warf ihr einen mißbilligenden Blick zu. »Arbeitende Menschen haben keine Zeit, sich hinzusetzen und Tagebücher zu schreiben wie Schulmädchen.«
Er sagte das in ungefähr dem gleichen Ton, in dem er auf ihre andere Bemerkung »Arbeitshund« geantwortet hatte. Damit wollte er ausdrücken, sie verstehe eben nichts vom Leben auf dem Land.
»Sie haben alle wichtigen Dinge in die Familienbibel geschrieben.« Sie sagte es, um sich zu rechtfertigen, sah jedoch in Alwyns Augen sofort das Begreifen aufflackern. »Sie haben eine solche Bibel!« rief sie. »Sie haben eine, nicht wahr?«
Er seufzte. »Im Haus. Sie möchten sie wahrscheinlich sehen.«
»O ja, bitte.«
Ihre ungezwungene Begeisterung schien ihn völlig zu entwaffnen und die letzten Spuren seiner Zurückhaltung hinwegzufegen. »Na schön«, sagte er und wischte sich die schmutzigen Hände an seinem Pullover ab. »Ich will ja alles tun, um Sie glücklich zu machen, und ich kann auch eine Pause brauchen. Kommen Sie. Und vergessen Sie nicht, Alan zu erzählen, daß Sie mich zu Tode genervt haben.«
Er ging ins Haus voraus, zog an der Tür mit Hilfe eines uralten hölzernen Stiefelknechts die Stiefel aus und wusch sich am Ausguß in der Küche die Hände. Während er sich abtrocknete, drehte er sich um und sagte mit einer Art unterschwelliger Ungeduld wie jemand, der einen Faulpelz antreibt, sich nützlich zu machen: »Setzen Sie den Kessel auf, hätten Sie doch längst tun können. Ich gehe die alte Bibel suchen. Der braune Becher da drüben gehört mir.«
Sie hatte den Tee fertig, als er zurückkam. Er mußte auf dem Speicher gewesen sein, weil sie seine Schritte mehr als ein Stockwerk herunterkommen hörte. Und er mußte sich tief bücken, um unter der niedrigen Tür durchzukommen. Er trug eine abgeschabte Holzkassette mit einer Metallschließe; in den Deckel war die Jahreszahl 1768 eingebrannt.
»Das«, sagte Meredith zaghaft, »ist eine Bibelkassette. Sie ist ziemlich wertvoll.«
»Ich nehme es an.« Er schien nicht beeindruckt. Er machte die Kassette auf und nahm einen ehrwürdigen Folianten heraus. »Hier haben Sie sie, und seien Sie bitte vorsichtig, das Papier ist brüchig.« Hinter

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