Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
gefunden.«
»Das berechtigt Sie noch lange nicht, bevorzugt Auskünfte zu bekommen.«
»Sie spielen nicht fair. Ich habe Ihnen von meinen Fortschritten erzählt.«
»Ihre Sache ist nicht Polizeiangelegenheit.« Markby sah die Kampfeslust in ihren braunen Augen und gab nach, möglicherweise wegen der Augen selbst. Doch auch, weil er wußte, sie würde ihm keine Ruhe geben, bis er ihr etwas sagte.
»Wir wissen nicht, ob es die Sachen des Toten sind, aber es ist möglich. Der Reißverschluß, das einzige intakte Stück, ist ausländischer Herkunft, und zwar von der Art, wie er in schwere Jeansjacken oder Lederblousons eingenäht wird.«
»Ich habe Ihnen gesagt, er ist ein Ausländer, mit diesen vielen Goldzähnen.« Sie nickte triumphierend, und das Haar tanzte wieder um ihr Gesicht.
»O Gott!« sagte er hilflos.
»Was?« Sie sah ihn verblüfft an. Markby riß sich zusammen und drängte die wilderen Bilder seiner Phantasie in sein Unterbewußtsein zurück.
»Bilden Sie sich ja nichts ein«, sagte er streng.
»Zufällig hat mir noch jemand gesagt, daß er Ausländer gewesen sein könnte. Der Sprache nach.«
»Ah, Sie haben jemanden entdeckt, der mit ihm gesprochen hat?« Er seufzte tief.
»Es gibt, nehme ich an, keinen Grund, warum ich es Ihnen nicht sagen sollte, da ich auf dem Bahnhof von Bamford ein Plakat mit der Information aufhängen ließ. Der Bahnsteigschaffner glaubt, den Mann auf dem Foto erkannt zu haben. Es ist möglich, daß er an dem Mittwoch, bevor er ermordet wurde, mit dem Vormittagszug gekommen ist. Harry, der Bahnsteigschaffner, sagt, der Mann habe irgendwie fremdartig geredet und einen Plastikbeutel bei sich gehabt, wie man ihn auf einer Kanalfähre im Duty-free-Shop bekommt. Harry ist zuverlässig. Also habe ich ein Plakat mit dem Foto des Toten aufhängen lassen; dazu die Frage, ob Reisende aus London, die vorletzten Mittwoch mit dem Zug um elf Uhr zehn in Bamford eingetroffen sind, diesen Mann gesehen haben. Ein Exemplar haben wir auch nach London an Scotland Yard geschickt und gebeten, es auf dem zuständigen Bahnsteig aufzuhängen. Außerdem sind Plakate an alle Kanalhäfen gegangen, in der vagen Hoffnung, daß jemand den Mann erkennt. Vielleicht ist er erst ein oder zwei Tage bevor er nach Bamford weitergefahren ist, in England eingetroffen. Ich glaube aber nicht, daß sich jetzt noch jemand an ihn erinnern wird. Es ist zu lange her.«
»Wußte der Bahnsteigschaffner noch, wie er angezogen war?« Markby schüttelte den Kopf.
»Leger, das war alles. Gut, gut, das könnte eine Verbindung zu dem Reißverschluß herstellen, den Sie gefunden haben, aber zwingend ist es nicht. Ausländische Kleidung bedeutet nicht unbedingt einen ausländischen Träger. Es werden Unmengen von modischen Dingen importiert. Eine Menge Kurzwaren, Knöpfe, Reißverschlüsse, Besätze. Die Jacke, zu der dieser Reißverschluß gehörte, könnte hier hergestellt und von einem Schotten im Kilt getragen worden sein. Man kann sie nicht automatisch unserem Mann zuordnen.« Energisch wechselte er das Thema.
»Gehen wir etwas trinken? Ich habe keine Lust, den ganzen Abend zu fachsimpeln. Ich habe den ganzen Tag mit dem Fall zu tun, das reicht.« Aber eigentlich wollte er nur fort aus Lauras Haus und der häuslichen Intimität, die es vortäuschte. Es war Zeit, ein Tête-à-tête zu beenden, in das er sich immer tiefer zu verstricken drohte. Wieder tauchten aus seinem Unterbewußtsein die Bilder auf, flatternd wie Schmetterlinge in der Sonne.
»Los, kommen Sie schon«, sagte er energisch.
»Steve erwartet uns.« Es war viel sicherer, irgendwo anders und in Gesellschaft zu sein, denn dann geriet er nicht in Gefahr, unkluge Erklärungen von sich zu geben. Der vernünftige Entschluß überlebte gerade noch den Augenblick, in dem sie das Gesicht verzog, die Nase rümpfte und eine braune Haarsträhne zurückwarf. Ins Fox and Hounds war es nicht weit. Es lag außerhalb der Stadt, nur einen Steinwurf von der Großbaustelle entfernt. Das Lokal war klein, hervorgegangen aus der Herberge einer Poststation, mit winzigen Räumen, die durch offene Türöffnungen ineinander übergingen, nachdem die Türen selbst entfernt worden waren. Wie alle Gasthöfe dieser Art hatte es einen großen ehemaligen Stallhof und zahlreiche Nebengebäude; in einem von ihnen war heute die Küche unterge bracht. Es roch streng nach Gebratenem. Die winzige Bar, in die sie sich hineinquetschten, war bereits überfüllt. Ein paar Leute sahen wie
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