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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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alte Geschichte nicht von ihren gegenwärtigen Ermittlungen ablenken oder ihr Urteilsvermögen trüben lassen, aber wenn man an ererbte Anlagen glaubte, warf sie ein interessantes Licht auf die Winthrops.
    »Warum, glauben Sie«, fragte sie impulsiv,
    »war Mary Anne Winthrop wohl in ihrem Zimmer eingesperrt und mußte, um hinauszukommen, ihren Hals riskieren und dann halb angezogen über die Felder zum Haus dieses Mr. Phillips’ rennen, um Alarm zu schlagen? Wo waren die übrigen Winthrops und die Farmarbeiter?«
    »Keine Ahnung«, sagte Ursula offen.
    »Aber man fragt sich unwillkürlich, was auf dieser Farm vorgegangen sein mag, nicht wahr?«
    Es wurde Abend. Der Parkplatz war schon dunkel und verlassen. Der alte Ford Capri, der in einer Ecke parkte, glich in Zustand und Alter fast jedem anderen Wagen dort und erregte keine Aufmerksamkeit, obwohl er einem Fremden gehörte. In einer Wohnung im obersten Stockwerk des grauen Hauses mit Sozialwohnungen setzte sich Sean Daley an den Tisch vor einen gehäuften Teller mit Braten und Kartoffeln.

    »Das ist so lieb von dir, Tante Bridie. Weißt du, daß dies das erste Essen ist, das ich ansehen kann, seit – seit es passiert ist?«

    »Eine schreckliche Sache«, sagte Tante Bridie.
    »Möge seine Seele in Frieden ruhen, wer immer er war. Aber ein Mann muß bei Kräften bleiben, Sean. Willst du ein bißchen Tomatenketchup?«
    »Und dann ist die Polizei gekommen und hat uns allen
    Fragen gestellt.«
    »Ah, die Polizei –«, sagte Tante Bridie rätselhaft.
    »Du willst doch nicht auf die falsche Seite geraten, Sean?«
    »Es war nicht meine Schuld, daß ich ihn ausgegraben habe.«
    »Natürlich nicht – ich mache nur schnell eine Kanne Tee. Wir waren immer eine respektable Familie. Ich hab nichts gegen die Polizei, wenn auch der Vandalismus in dieser Siedlung schrecklich ist und die Cops nichts dagegen tun. Zufällig hab ich gestern einen Obstkuchen gebacken. Ich muß gewußt haben, daß du kommst.«
    »Ich möchte dir keine Mühe machen, Tante Bridie. Ich bleib nur über Nacht. Hab im Auto geschlafen und nur jemanden gebraucht, mit dem ich darüber reden kann.«
    »Es macht mir keine Mühe. Bist du nicht der Sohn meiner Schwester? Im Auto schlafen, also wirklich. Du wirst hier im Bett schlafen wie ein Christenmensch. Ich hab übrigens einen Brief von deiner Ma bekommen, liegt da drüben auf der Anrichte.« Sie ging zu einem Möbelstück, das unter Plastikstatuen aus Lourdes, Muschelgrotten, Andenken und einem gerahmten Bild seiner Heiligkeit halb begraben war.
    »Hier ist er. Sie schreibt sehr gut. Man würde nie vermuten, daß sie ab und zu einen Tropfen trinkt.«
    »Hör zu, Tante Bridie, mich bedrückt etwas, und ich muß es jemandem erzählen.« Den Brief an die Brust pressend, hielt seine Tante inne.
    »Geht es um ein Mädchen, Sean? Hast du etwa ein Mädchen in Schwierigkeiten gebracht? Es war schon schlimm genug, als deine Schwester Cathy …«
    »Nein, es geht um den Kerl – um den, den ich ausgegraben habe.«
    »Ach ja?« Sie setzte sich und fixierte ihn mit einem stählernen Blick.
    »Red schon, Sean. Und mach mir kein X für ein U vor.«
    »Das will ich ja gar nicht. Es ist nur so, daß die Polizei mit einem Foto von dem Kerl zu uns gekommen ist – nachdem ich ihn ausgegraben und sie ihn weggebracht hatten. Ich habe gesagt, ich hätte ihn nie gesehen, bevor meine Schaufel ihn aus dem Graben geholt hatte. Sie haben mich nicht allzusehr geplagt, waren sogar ziemlich rücksichtsvoll.«
    »Das war auch richtig so. Du hast einen schrecklichen Schock gehabt. Da könnte einer ja verrückt von werden.«
    »Aber weißt du, Tante Bridie, ich bin fast sicher, daß ich ihn gesehen hab. Als ich ihn ausgrub, hab ich nicht gedacht, weißt du – ich meine, da hab ich ihn mir nicht richtig angesehen. Ich bin nur gerannt. Aber als sie mir das Foto zeigten, ist er mir irgendwie bekannt vorgekommen. Ich hab darüber nachgedacht. Und dann hab ich mich erinnert, wo ich ihn schon gesehen hatte. Ich will keine Schwierigkeiten, Tante Bridie. Ich will nicht mehr dorthin zurück. Und ich möchte nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen. Schließlich läuft dort noch immer ein Mörder frei herum, und ich möchte nicht, daß er mich sucht. Aber dann hat die Polizei gesagt, ich muß mich zur Verfügung halten, so drücken sie es aus. Sie haben von einer Leichenschau gesprochen, und dort sollte ich aussagen, wie ich ihn gefunden hab. Ich hätte Fragen beantworten müssen. Und das kann

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