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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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er beugte sich über den Tisch und küßte sie ohne Vorwarnung auf den Mund. Verdammt! dachte sie. Das war der Augenblick, von dem sie immer gewußt hatte, daß er kommen würde, und sie war nicht bereit, sich damit auseinanderzusetzen; noch nicht.
    »Es ist nicht genug, Alan«, sagte sie zurückweichend.
    »Ich mag Sie sehr. Ich würde sogar gern mit Ihnen schlafen. Es wäre sehr schön. Aber ein ganzes gemeinsames Leben zu planen, das muß etwas anderes sein, als nur das Bett miteinander zu teilen.«
    »Ich habe gedacht, wir teilen auch noch andere Dinge miteinander.«
    »Ja, aber letztlich haben wir unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. Ich wäre eine miserable Hausfrau.« Er leerte seine Tasse und nahm seine Schlüssel vom Tisch.
    »Wenn ich nur jemanden wollte, der mein Haus in Ordnung hält, hätte ich mir längst jemanden gesucht. Aber vielleicht haben Sie recht. Ich war früher ein lausiger Ehemann, das haben meine Exfrau und ihr Anwalt mir zumindest zu verstehen gegeben, und ich würde wieder genauso lausig sein.« Er stand auf.
    »Zeit zu gehen. Morgen früh haben wir Fallbesprechung.«
    »Es ist nicht Ihre Schuld, Alan!« protestierte sie heftig.
    »Es liegt an mir.«
    »Sicher, wir alle sind, was wir sind. Gute Nacht.« Traurig hörte sie, wie er draußen den Wagen anließ und davonfuhr. Sie verabscheute sich selbst, weil sie ihn unglücklich machte, doch etwas vorzutäuschen, endete immer böse. Bei uns ist alles durcheinandergeraten, wie Kraut und Rüben, dachte sie reumütig; bei mir und Alan, Jessica und Alwyn, dem widerlichen Hersey, dem armen Steve Wetherall, dessen Ruf durch einen rätselhaften Mord geschädigt wird … Irgendwie waren diese großen gelben Bagger, die die Landschaft aufrissen, nur ein Symbol für die unaufhörlichen Störungen und Hindernisse in ihrer aller Leben. KAPITEL 13 Auch Jerry Hersey hatte an jenem Abend das Fox and Hounds in zwiespältiger Stimmung verlassen. Nicht, daß er sich je mit der Welt besonders in Frieden fühlte. Das beunruhigte ihn nicht. Er war es gewohnt, mit allen anderen auf Kriegsfuß zu stehen. Obwohl er es heftig abgestritten hätte, hätte es ihm jemand vorgeworfen, die Wahrheit war, daß ihm seine Widerborstigkeit Spaß machte. Das war seine Art, sich zu amüsieren. An diesem Abend jedoch war Hersey griesgrämiger denn je. Etwas war geschehen, das ihn über seine üblichen Mißlichkeiten hinaus aufgebracht hatte, und es nagte an ihm. Mit der Selbstsicherheit eines Mannes, der denselben Weg nachts schon Hunderte von Malen gegangen war, marschierte er, die Hände in den Taschen und vor sich hin summend, den unbeleuchteten Grünstreifen entlang. Die Lichter von Bamford und die vom Fox and Hounds lagen weit hinter ihm, und in dem abgelegenen Cottage, das sein Ziel war, brannte kein Licht. Die Einsamkeit störte ihn nicht, doch ihm war der kühle Wind unangenehm, der zu beiden Seiten über die offenen Felder strich. Er würde es nicht bedauern, endlich im Haus zu sein. Regen kündigte sich an. Er roch ihn im Wind. Aber dem Garten würde er guttun. Der Gedanke an eine warme Küche ließ ihn schneller ausschreiten. Betty würde längst im Bett liegen und die Hintertür nur mit dem Schnappschloß gesichert haben. Sie fürchtete sich nicht vor Eindringlingen. Nicht hier draußen.
    »Aber heutzutage darf man keinem mehr trauen, und das ist die Wahrheit«, sagte er grollend vor sich hin.
    »Die ganze Bande. Alle verdammt gleich. Und sie sind so fröhlich und so unschuldig, daß sie kein Wässerchen trüben könnten. Ich weiß es besser. Gott, wenn ich nur die Hälfte von dem weitererzählen würden, was ich weiß, was ich gesehn hab … Ein paar Leute hier haben verdammtes Glück!« Er hielt inne, holte aus seinem Gedächtnis eine bruchstückhafte Erinnerung aus dem Sonntagsschulkatechismus hervor.
    »Pharisäer!« verkündete er tugendhaft der offenen Landschaft um ihn herum. Zu seiner Überraschung antwortete eine Stimme aus der Finsternis.
    »Jerry Hersey? Bist du das?«
    »Tod und Teufel!« Hersey spähte in die Dunkelheit.
    »Wer ist da?« Gehorsam glitt der Mond hinter einer Wolke hervor, und das silberne Licht beschien kurz die Gestalt bei der Hecke. Hersey knurrte, daß er den anderen erkannt hatte, fragte aber:
    »Was tust du denn um diese Nachtzeit hier draußen?« Der andere murmelte eine Antwort.
    »Nun, also ich bin auf dem Heimweg, kapier nicht, warum du dich bei der Kälte hier rumtreibst.« Hersey ging weiter, wandte jedoch nichts ein, als

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