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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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schätzte ihn auf ungefähr vierzig und hielt ihn für einen Mann, der sein Leben lang am Bau gearbeitet hatte. Jemand wie er verfügte ausschließlich über einheimische Kontakte, hatte festgefahrene Gewohnheiten und würde sich deshalb kaum heimlich davonmachen – es sei denn, er hätte einen zwingenden Grund dazu. In diesem Fall, überlegte Markby, muß ein solcher Grund gestern am späten Abend aufgetaucht sein. Bis dahin, und dazu gehörte auch Herseys unfreundliche Begrüßung im Pub, war der Polier genauso ungesellig gewesen wie sonst, und nichts hatte darauf hingewiesen, daß er drauf und dran war, abzuhauen. Markbys Gedanken wandten sich seinem anderen und jetzt dringenderen Problem zu – dem Problem der noch immer nicht identifizierten Leiche und den mangelnden Fortschritten in diesem Fall, über den er bald dem Superintendent Bericht erstatten mußte. Die Plakataktion hatte bisher nichts erbracht. Aber wer hatte in den Haupthäfen Zeit, ein Gesicht zu bemerken? Natürlich gab es noch den Bahnsteig in London, wo der Mann den Zug bestiegen hatte. Bisher hatte er aber von der Metropolitan Police nichts gehört. Aber was bedeutete dort schon eine vermißte Person? Und dazu noch eine, die irgendwo auf dem Land vermißt wurde, weit außerhalb ihres Interessenbereichs. Ungeduldig schaute er auf die Uhr. Wie bestellt drehte sich der Dauerlutscher auf
    »Fahren«. Doch die Euphorie war kurzlebig. Obwohl er das Hindernis hinter sich hatte, begann der Verkehr wieder zu kriechen. Markby hatte sich, als er losfuhr, viel Spielraum gelassen, würde aber trotzdem zu spät kommen, wenn es so weiterging. Er schaltete das Radio ein und wurde mit einer Verkehrsmeldung belohnt, die vor Stockungen auf diesem Straßenabschnitt warnte und den Autofahrern riet, auf eine andere Route auszuweichen. Tatsächlich gab es nur eine Viertelmeile weiter eine Abzweigung, und wenn er die nahm – normalerweise eine längere Strecke, die über Land führte –, wäre er vielleicht schneller am Ziel. Der Verkehr rückte wieder Meter für Meter vorwärts. Er mußte sich entschließen. Er entschied sich für den Umweg, und als er die Abzweigung erreichte, verließ er die verstopfte Hauptstraße und fuhr dankbar zwischen Feldern und Wiesen weiter. Überraschend wenige Autofahrer waren seinem Beispiel gefolgt. Vielleicht wußten sie nicht, daß es diese Umgehung gab. Sie bot nicht nur eine freie Fahrbahn, sondern auch Aussichten wie die auf einen Sperber, der sich wie ein Stein fallen ließ, um sich, nur ein paar Meter entfernt, vom Grünstreifen ein kleines Beutetier zu holen; man bekam auch Pferde zu sehen, die in einer Koppel fröhlich umhertrabten, und ein herrliches langes Feld gelber Narzissen, die für Ostern gezogen wurden. Die Versuchung, anzuhalten und sich alles genau anzusehen, war groß, doch er widerstand ihr. Seine Entscheidung und seine Entschlossenheit machten sich bezahlt. Er erreichte sein Ziel drei Minuten vor der verabredeten Zeit und mit der absoluten Gewißheit, daß er, wenn er in der Schlange geblieben wäre, noch irgendwo auf der Hauptstraße festsäße. Als er das Gebäude betrat, schlug eine nahe Kirchturmuhr elf; noch war seine Freude darüber, daß er es rechtzeitig geschafft hatte, ungetrübt, noch ahnte er nicht, daß ihn an diesem ereignisreichen Vormittag eine Reihe von bösen Überraschungen erwartete.
    »Ah, Markby, setzen Sie sich doch«, forderte Superintendent McVeigh ihn mit täuschender Liebenswürdigkeit auf.
    »Der Verkehr nicht allzu schlimm? Sie sind ja unglaublich pünktlich.«
    »Tatsächlich geht auf der Hauptstraße nichts mehr«, sagte Markby.
    »Ich bin auf die Landstraße ausgewichen.«
    »Die Straßenarbeiten, nehme ich an«, sagte McVeigh.
    »Eigentlich sollten sie schon fertig sein. Aber das ist weder meine noch Ihre Sorge.« Markby wandte nicht ein, daß es sehr wohl seine Sorge war, wenn er die bewußte Route nehmen mußte, um den Termin mit McVeigh einzuhalten. Er ließ sich auf dem angebotenen Stuhl nieder und stürzte sich ohne lange Vorrede auf das Thema, das ihn hergeführt hatte.
    »Seit heute morgen besteht die entfernte Möglichkeit einer neuen Entwicklung im Baustellenmord, Sir. Sie steht noch nicht in den Akten, weil sie sich eben erst ergeben hat. Wahrscheinlich hat sie ohnehin mit dem Fall überhaupt nichts zu tun.« Kurz schilderte er die Umstände von Herseys Verschwinden.
    »Es gibt aber noch keinen Grund, ein Verbrechen zu vermuten. Doch Hersey scheint feste Gewohnheiten zu

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