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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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hatte.
    Er brauchte nicht lange, weil der Ordner nicht viel enthielt. Das Foto. Eine kurze Aufzählung der Personalien des Franzosen. Sein Name war Maurice Rochet. Als er starb, war er zweiunddreißig Jahre alt und unverheiratet; er kam aus Pas de Calais. Er hatte fließend Englisch gesprochen und schon häufiger im Ausland ähnliche Fälle bearbeitet. Diesmal war er einer Schiffsladung Heroin auf der Spur gewesen, die, wie man glaubte, an der Südküste von einer Privatjacht angelandet worden war. Man hatte sie bis London verfolgt, wo sie, das vermutete man jedenfalls, geteilt und neu verpackt worden war. Eine Razzia in dem verdächtigen Lagerhaus kam geringfügig zu spät. Die Sendungen waren schon in verschiedene Richtungen hinausgegangen, und diejenigen, die Rochet verfolgt hatte, waren bereits in den South Midlands eingetroffen. Rochet war ihnen stehenden Fußes gefolgt. Das Drogendezernat der Metropolitan Police, das zweifellos noch unter der stümperhaft durchgeführten Lagerhausrazzia litt, war durch den Verlust des französischen Beamten in noch größere Verlegenheit geraten. Kein Wunder, daß sie Laxton geschickt hatten, der entweder die verlorengegangenen Drogen herbeischaffen oder, wenn ihm das nicht gelang, zumindest für eine gewisse Schadensbegrenzung sorgen sollte. Wenn nötig, dachte Markby grimmig, auf Kosten der einheimischen Polizei, wenn auch dieser unfreundliche Gedanke nicht ausgesprochen werden durfte und böser Verdacht bleiben mußte. Ihm war bewußt, daß er sehr unwillig reagierte, weil man ihm jemanden aufgezwungen hatte, und daß er sich vorsehen mußte, um das Verhältnis zu dem neuen Kollegen nicht von vornherein zu verderben. Laxton gehörte nicht zu den Leuten, die auf Anhieb sympathisch wirkten, und er schien auch kein Mensch zu sein, der sich einer Situation mit dem erforderlichen Takt näherte. Dickhäutig, dachte Markby verdrießlich, und scharfsinnig. Die übelste Kombination, die man sich vorstellen kann. Aber Scotland Yard hielt ihn für einen guten Mann und für hervorragend geeignet, abgestellt zu werden. Hätte Markby vor der Aufgabe gestanden, hätte er vermutlich auch Laxton geschickt.

    »Haben Sie Rochet gekannt?« fragte er.
    »Persönlich? Nein. Ich hatte von ihm gehört. Angeblich ein kluger Kopf. Arbeitete gern allein. Er war in die Peripherie der Gang eingedrungen, doch wie es scheint, haben sie es am Ende doch spitzgekriegt.«
    »Aber er muß doch jemandem Bericht erstattet haben. Wurde er nicht vermißt?«
    »Bei einem solchen Job kommt es schon vor, daß man sich eine ziemlich lange Zeit nicht meldet. Jeder Bericht wird zum Risiko. Vielleicht wußte er, daß er beobachtet wurde. Nach dem, was Sie hier haben« – Laxton tippte auf den Ordner, der vor ihm lag –,
    »war er wahrscheinlich der Mann, den die alte Dame in der Donnerstagnacht im Hof ihrer Farm ertappte. Haben Sie diese Farm durchsucht?«
    »Witchett? Wir haben uns umgesehen. Aber nur, weil sie uns gerufen hatte. Da wir jetzt wissen, was wir suchen, werden wir es gründlicher tun. Doch diesmal werde ich einen Durchsuchungsbefehl beantragen müssen.«
    »Man wird die Ware inzwischen weggebracht haben«, sagte Laxton vorwurfsvoll.
    »Falls sie jemals dort war«, fauchte Markby.
    »Außerdem ist die Sache heiß, seit Rochets Leiche gefunden wurde, und sie haben es möglicherweise nicht gewagt, das Zeug wegzuschaffen.«
    »Vielleicht sollten Sie einen Drogenhund einsetzen«, sagte Laxton. Draußen wurde Pearce’ Stimme laut, und Markby, der nicht wußte, was er auf die letzte Bemerkung antworten sollte, seufzte erleichtert.
    »Hier kommt mein Sergeant. Er sucht eine vermißte Person. Einen gewissen Jerry Hersey, Sie werden seinen Namen in den Akten finden.«
    »O ja.« Laxtons lange, dünne Finger blätterten in den Seiten.
    »Polier auf der Baustelle, wo Rochets Leiche gefunden wurde. Irgendeine andere Verbindung?« Pearce erschien in der Tür, sein Gesicht war gerötet, und offensichtlich brachte er eine wichtige Neuigkeit mit. Als er Laxton erblickte, blieb er mit zum Sprechen halb geöffnetem Mund wie angewurzelt stehen.
    »Detective Chief Inspector Laxton, Scotland Yard, Drogendezernat«, sagte Markby ausdruckslos.
    »Er arbeitet jetzt auch an dem Fall, also lassen Sie hören, was immer es ist.«
    »Nun gut«, sagte Pearce und beäugte Laxton nervös,
    »sie – eh – haben Hersey gefunden.«
    »Gut«, sagte Markby, sofort besserer Laune.
    »Wenigstens diese Sache ist abgehakt.«
    »Nun, nicht so

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