Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
war wieder ein schöner Frühlingstag, und Steve begann sich wohler zu fühlen. Das Fox and Hounds war hinter der Kurve außer Sicht, und vor sich sah er nur, aber noch sehr weit entfernt, ein Cottage. Patch hatte sein Stöckchen fallen lassen, das ihm langweilig geworden war, und bellte und knurrte etwas viel Interessanteres im Graben an.
»Laß sein!« rief Steve automatisch. In ein Grasbüschel eingegraben, zog Patch sich ein paar Schritte zurück. Er trug etwas in der Schnauze, das er stolz seinem Herrchen präsentierte. Was es auch war, es glitzerte in der Sonne.
»Was hast du denn da?« Steve bückte sich und streckte die Hand aus. Patch ließ seinen Fund fallen und wedelte mit dem Stummelschwänzchen. Sein Fund war eine zerbrochene Hornbrille.
»O Gott!« stieß Steve hervor.
»Die gehört Hersey!« Zögernd hob er die Brille auf und sah sich um. Hersey trug seine Brille immer. Sie konnte ihm nicht einfach heruntergefallen sein, ohne daß er es bemerkt hätte. Widerstrebend schaute Steve zu der Stelle im Graben, an der Patch geknurrt und herumgestöbert hatte. Steve schluckte und ging darauf zu. Patch lief vor ihm her, begeistert, weil sein Herrchen sich ansehen wollte, was er gefunden hatte. Seitlich der flachen Rinne blieb er stehen und bellte schrill. Steve faßte ihn am Halsband und zog ihn zurück. Er kniete zwischen hohem Gras und Disteln nieder, schob sie auseinander, ohne darauf zu achten, daß er sich die Hände zerstach, und schaute in den Graben. Umrahmt von einem Kranz aus dunkelgrüner Quecke, starrten Jerry Herseys blicklose Augen ihn an. Eine schwielige Arbeiterhand lag auf seinem Herzen, als habe er im Tod einen makabren Eid geleistet. Über die Hand lief eine ganze Prozession fleißiger kleiner Ameisen. Steve fuhr herum und wich vor dem entsetzlichen Anblick zurück. Er stolperte den Grünstreifen entlang, rannte zum Fox and Hounds zurück, außer sich, wie ein Mann in einem Alptraum, der nicht schnell genug laufen kann, um dem zu entkommen, das ihn verfolgt, was immer es ist. Das Blut hämmerte ihm in den Ohren, und er glaubte, sich übergeben zu müssen. Die Hecken um ihn herum strotzten von neuem Leben, doch er war sich nur des Lebensendes bewußt. Auf dem Parkplatz sah er sich nach Pearce’ Wagen um, aber der Sergeant war nicht mehr da. Steve riß die Tür seines Wagens auf und versuchte Markby über sein Autotelefon zu erreichen, aber man sagte ihm, der Chief Inspector sei in einer Konferenz. Also erzählte er seine Geschichte stockend und unzusammenhängend dem Diensthabenden, und als Pearce mittendrin zurückkam, schilderte er ihm alles noch einmal, schon ein bißchen zusammenhängender. Dann stieg er aus und nahm Patch auf, der ihm zu Füßen winselte, setzte ihn in den Wagen und warf die Tür zu. Jetzt konnte er sich gegen die Übelkeit nicht mehr wehren und entledigte sich seiner Fleischpastete. Dann ging er unglücklich zum Graben zurück und wartete zitternd neben Herseys Leiche auf die Polizei. KAPITEL 14 Als Markby zum Kreisverkehr kam, bewegte der Verkehr sich zwar wieder vorwärts, aber noch immer nur im Schneckentempo. Das lag an den Straßenarbeitern, die ohne jeden ersichtlichen Grund die eine Straßenseite aufrissen, so daß nur eine Fahrbahn zur Verfügung stand. Geregelt wurde der Verkehr von einem Arbeiter in gelber Jacke mit einem
»Halten/Fahren«-Schild, das aussah wie ein überdimensionaler Dauerlutscher; der Mann bildete ein desinteressiertes Duo mit einem seiner Kollegen, der am anderen Ende der kurzen Strecke stand. Als Markby den Dauerlutscher erreichte, schaltete der auf
»Stop«. Gehorsam hielt er an, legte den Ellenbogen auf das offene Wagenfenster und dachte, während er wartete, über das nach, was er von Pearce erfahren hatte. Daß Hersey einfach verschwand, war unwahrscheinlich. Er war kein umherziehender Arbeiter wie der wurzellose Daley, der von Baustelle zu Baustelle wanderte. Daley hatte beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten die Fliege gemacht, und obwohl sie noch immer nach ihm suchten, war es nicht überraschend, daß er sich versteckt hielt. Hersey andererseits war hier zu Hause und wohnte bei seiner Schwester in der Nähe der Baustelle. Vielleicht hatte er seinen Job als Polier bekommen, weil er einen festen Wohnsitz hatte und sich in der Gegend auskannte. Warum hätte der Bauunternehmer ihn sonst einstellen sollen, so unangenehm und unkooperativ, wie er war. Hersey wußte über den Hausbau vermutlich alles, was es zu wissen gab. Markby
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