Warte, bis du schlaefst
verehrten Verwandten das Letzte war, was
Elliott heute im Sinn hatte. Er wirkte nachdenklich und besorgt – regelrecht bekümmert .
»Aaron, schön Sie zu sehen. Lassen Sie uns schnell bestellen. Ich nehme an, Sie wollen das Übliche?«
»Cobb-Salat ohne Dressing und einen Eistee, Mr. Klein?«, fragte der Kellner lächelnd.
»Richtig.« Aaron ließ seinen Chef bereitwillig in dem Glauben, er beschränke sich aus Gründen der Selbstdisziplin auf eine Salatmahlzeit. Tatsächlich war es so, dass seine Frau Jenny sehr gut und sehr gerne kochte und selbst ihre alltäglichsten Abendessen bei Weitem die sterilen Menüs in der Vorstandskantine übertrafen.
Elliott gab seine Bestellung auf, und als der Kellner sich entfernt hatte, kam er sofort zur Sache. »Mack hat sich am Sonntag wieder gemeldet«, sagte er.
»Der übliche Anruf an Muttertag?«, fragte Aaron. »Ich habe mich schon gefragt, ob er dieses Jahr auch wieder an seiner Gewohnheit festhalten wird.«
»Das hat er. Aber er hat auch noch etwas anderes getan.«
Aaron wendete den Blick nicht von Elliotts Gesicht ab, während er zuhörte, wie ihm dieser von Macks Zettel in der Kollekte berichtete.
»Ich habe Olivia geraten, Macks Wunsch zu respektieren«, sagte Elliott. »Doch merkwürdigerweise scheint sie selbst schon zu einem entsprechenden Entschluss gekommen zu sein. Sie sprach davon, dass Mack ›sich unerlaubt von der Truppe entfernt habe‹. Sie wird ein paar gemeinsame Freunde von uns auf einer Kreuzfahrt um die griechischen Inseln begleiten. Ich wurde auch eingeladen und werde vielleicht für die letzten zehn Tage zu ihnen stoßen.«
»Das sollten Sie unbedingt tun«, sagte Aaron. »Sie gönnen sich selbst viel zu wenig Urlaub.«
»Und an meinem nächsten Geburtstag werde ich fünfundsechzig. In vielen Unternehmen würde ich in diesem Alter zum Aufhören gedrängt werden. Das ist der Vorteil, wenn einem das Unternehmen selbst gehört. Ich werde noch lange Zeit im Sattel bleiben.« Er machte eine Pause, wie um sich zu sammeln, und sagte dann: »Aber ich habe Sie nicht hierher gebeten, um über meine Ferienpläne zu sprechen.«
Überrascht beobachtete Aaron Klein, wie sich Wallace’ Miene verdüsterte.
»Aaron, Sie mussten die Erfahrung durchmachen, Ihre Mutter durch ein sinnloses Verbrechen zu verlieren. Versuchen Sie einmal, sich vorzustellen, es sei Ihre Mutter, die spurlos verschwunden wäre und sich hin und wieder meldete. Würden Sie ihren Wunsch respektieren, oder würden Sie weiterhin alles versuchen, sie zu finden? Ich bin mir in dieser Frage vollkommen unsicher. War es richtig von mir, Olivia diesen Rat zu geben, oder hätte ich ihr sagen sollen, sie solle sich nun noch stärker darum bemühen, Mack ausfindig zu machen?«
Angenommen, Mom wäre vor zehn Jahren spurlos verschwunden, überlegte Aaron. Angenommen, sie hätte ein Mal im Jahr angerufen, und auf meine Ankündigung, dass ich sie aufspüren wolle, hätte sie mir eine Nachricht zugesandt, ich solle sie in Ruhe lassen – was würde ich tun?
Die Antwort fiel ihm nicht schwer. »Wenn meine Mutter mir das angetan hätte, was Mack seiner Familie und Ihnen angetan hat, würde ich sagen: ›Wenn du es unbedingt so haben willst, Mom, schön – dann lassen wir es eben dabei. Ich hab genügend andere Dinge um die Ohren.‹«
Elliott Wallace musste lächeln. »Andere Dinge um die Ohren? So salopp kann man es natürlich auch ausdrücken.
Aber ich danke Ihnen, Aaron. Ich hatte das Gefühl, ich brauchte eine Bestätigung, dass ich Mack oder Olivia nicht im Stich lasse …« Er hielt inne und korrigierte sich: »Ich meine natürlich seine Mutter und Schwester.«
»Sie haben das Richtige getan«, sagte Aaron Klein mitfühlend.
Am selben Abend, als Aaron vor dem Essen mit seiner Frau zusammensaß und an einem Glas Wein nippte, sagte er: »Weißt du was, Jenny, heute habe ich feststellen können, dass sich auch steife Aristokraten wie Schuljungen benehmen, wenn sie verliebt sind. Elliott kann Olivia MacKenzies Namen nicht erwähnen, ohne dass es in seinen Augen glitzert.«
14
Nicholas DeMarco, Eigentümer des Nachtclubs Woodshed , sowie eines vornehmen Restaurants in Palm Beach, erhielt die Nachricht vom Verschwinden der Studentin Leesey Andrews am späten Dienstagabend, während er sich zu einem Golfausflug in South Carolina aufhielt.
Am Mittwochmorgen flog er nach Hause, und am Nachmittag gegen drei Uhr folgte er einer Sekretärin den langen Flur im achten Stock des Gebäudes am
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