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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hatte, sich zu bücken, weil ich nicht hoch genug reichen konnte, um sie ihm umzubinden.
    Als ich sie in Papier einwickelte und in meine Umhängetasche steckte, um sie in die Thompson Street mitzunehmen, erinnerte ich mich, was mir Mack lachend geantwortet hatte: »›Gesegnet sei das Band, dass uns im Herrn vereint.‹ Aber pass bitte auf, dass sie nicht schief sitzt, Carolyn.«

26
    Er fragte sich, ob ihr Vater die Nachricht schon abgehört hatte. Er konnte sich seine Reaktion gut vorstellen. Sein kleines Töchterchen ist am Leben und will ihn nicht sehen! Sie sagt, sie würde sich an Muttertag wieder melden! Schlappe einundfünfzig Wochen bis dahin!
    Bestimmt ist Daddy halb ohnmächtig vor Schmerz, dachte er.
    Inzwischen hatten die Bullen bestimmt Dr. Andrews’ Telefon in Greenwich angezapft. Er konnte sich lebhaft vorstellen, in welche Aufregung sie der Anruf versetzt hatte. Würden sie den Anruf ernst nehmen, entscheiden, dass Leesey ein Anrecht auf ihr eigenes Leben habe und die Suche nach ihr einstellen? Vielleicht. Das sähe ihnen jedenfalls ähnlich.
    Für ihn wäre es besser, wenn sie das täten.
    Würden sie in den Medien bekannt geben, dass sie angerufen hatte?
    Ich mag diese Schlagzeilen, dachte er. Und ich mag es, wenn über Leesey geschrieben wird. Seit Dienstag wissen sie, dass sie verschwunden ist. In den letzten drei Tagen war sie immer auf der Titelseite. Doch heute war der Artikel über sie auf Seite vier versteckt, und das war eine ziemliche Enttäuschung.
    Mit den drei anderen Mädchen war es dasselbe gewesen  – nach zwei Wochen war die Geschichte gestorben.

    Mausetot, genau wie sie selbst.
    Ich werde mir noch etwas einfallen lassen, damit Leesey noch ein bisschen länger in den Köpfen der Leute bleibt, dachte er, aber einstweilen werde ich mich mit dem Spaß begnügen, ihr Handy in der Gegend herumzukutschieren. Das wird sie zur Raserei treiben. »Kille, kille, Knäuschen«, flüsterte er, »wo ist denn mein Mäuschen? Ist sie hier? Ist sie dort? Oder im Kabäuschen?«
    Er lachte. Sie kann überall sein, dachte er.
    Überall und nirgends.

27
    »Gregg, bist du dir auch wirklich sicher, dass das auf dem Anrufbeantworter die Stimme deiner Schwester ist?«
    »Absolut sicher!« Unwillkürlich kniff sich Gregg mit Daumen und Zeigefinger in die Stirn. Ich kriege nie Kopfschmerzen, dachte er. Und im Moment kann ich auch keine gebrauchen. Drei Stunden, nachdem sein Vater angerufen hatte, saß er im Büro der Bezirksstaatsanwaltschaft. Die von Leesey auf den Anrufbeantworter im Hause seines Vaters in Greenwich, Connecticut, gesprochene Nachricht war aufgezeichnet und verstärkt worden. Im Technikraum hatte Detective Barrott sie ihm und Larry Ahearn mehrmals vorgespielt.
    »Ich bin auch dieser Meinung«, sagte Ahearn zu Barrott. »Ich kenne Leesey, seit sie ein kleines Mädchen war, und ich könnte schwören, dass das ihre Stimme ist. Sie klingt nervös und fahrig, aber das könnte natürlich daher rühren, dass sie eine Art von Zusammenbruch erlitten hat oder …« Er blickte zu Gregg. »Oder dass sie zu dieser Nachricht gezwungen wurde.«
    »Du meinst, durch denjenigen gezwungen, der sie entführt hat?«
    »Ja, Gregg, genau das meine ich.«
    »Ihr habt nachgeprüft, dass dieser Anruf von ihrem Handy kam?«, fragte Gregg, sichtlich um Fassung bemüht.
    »Ja, das ist sicher«, antwortete Ahearn. »Er wurde von
einem Funkturm Ecke Madison und Fiftieth geortet. Deshalb könnte sie irgendwo in dieser Gegend gefangen gehalten werden. Auf der anderen Seite, falls sie wirklich aus freien Stücke untergetaucht ist, sehe ich nicht, wie sie sich an diesem Ort draußen aufhalten könnte – und sei es auch nur, um einzukaufen –, ohne befürchten zu müssen, sofort erkannt zu werden. Ihr Bild ist überall in den Zeitungen, im Fernsehen und im Internet zu sehen gewesen.«
    »Es sei denn, sie trägt irgendeine Verkleidung, etwa eine Burka, bei der vom Gesicht nur die Augen zu sehen sind«, warf Barrott ein. »Doch selbst das würde in Manhattan auffallen.« Er ließ das Band mit Leeseys Anruf zurückspulen. »Unsere Techniker arbeiten noch an den Hintergrundgeräuschen. Wir sollten uns beim Hören jetzt einmal darauf konzentrieren.«
    Larry Ahearn war Greggs bleicher Gesichtsausdruck nicht entgangen. »Ich glaube, für heute reicht es, Roy. Lassen wir es erst mal dabei bewenden.«
    »Was geschieht jetzt?«, fragte Gregg. »Wenn ihr nach diesem Anruf zu der Einschätzung kommt, dass sie freiwillig

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