Warte, bis du schlaefst
sich eine eingebaute Bar befindet. Nick ging sofort darauf zu, schenkte sich ein Glas Scotch mit Eis ein und für mich ein Glas Weißwein, in das er ebenfalls ein paar Eiswürfel warf.
»Das hast du letzte Woche getrunken. Ich hab irgendwo gelesen, dass die Herzogin von Windsor Eiswürfel in ihren Champagner tat«, sagte er, als er mir das Glas reichte.
»Und ich hab gelesen, dass der Herzog von Windsor seinen Whisky immer pur trank«, entgegnete ich.
»Nachdem er mit ihr verheiratet war, ist das kein Wunder.« Er lächelte kurz. »Nur ein Witz, natürlich. Ich hab keine Ahnung, wie sie war.«
Ich setzte mich auf die Couch, ohne mich anzulehnen. Er wählte einen der Sessel und schwenkte ihn herum. »Ich erinnere mich, dass ich diese Sessel immer bewundert habe«, sagte er. »Ich nahm mir damals vor, später auch solche zu haben, wenn ich einmal reich werden sollte.«
»Und?«, fragte ich.
»Nie die Zeit dafür gehabt. Als ich Geld zu verdienen begann und mir eine Wohnung kaufte, habe ich eine Innenarchitektin beauftragt. Sie hatte eine Schwäche für Westernstil. Als alles fertig war und ich das Ergebnis sah, fühlte ich mich wie Roy Rogers.«
Ich hatte ihn gemustert und bemerkt, dass er stärker um die Schläfen ergraut war, als ich in Erinnerung hatte. Unter seinen Augen traten die Tränensäcke deutlicher hervor, und die bekümmerte Miene, die mir letzte Woche aufgefallen war, war einem Ausdruck tiefer Sorge gewichen. Er war gestern nach Florida geflogen, weil sein Vater einen Herzanfall hatte. Ich fragte Nick, wie es ihm ging.
»Ganz gut. Es war wirklich nur ein leichter Anfall. Sie werden ihn in ein paar Tagen aus der Klinik entlassen.«
Dann sah mir Nick unverwandt in die Augen. »Carolyn, glaubst du, dass Mack noch lebt? Und wenn ja, glaubst du, dass er zu solchen Taten fähig ist, wie die Polizei mutmaßt?«
Ich war kurz davor, aufrichtig zu antworten und zu sagen, dass ich mir im Augenblick einfach nicht mehr sicher sei, doch hielt ich meine Zunge noch rechtzeitig im Zaum. »Wie kommst du dazu, so etwas zu fragen? Natürlich nicht.« Ich hoffte, dass ich so entrüstet klang, wie ich klingen wollte.
»Carolyn, bitte schau mich nicht so an. Kannst du nicht verstehen, dass Mack mein bester Freund war? Ich habe nie begreifen können, warum er einfach so von der Bildfläche verschwunden ist. Und ich frage mich jetzt, ob vielleicht etwas mit seinem Verstand passiert ist, was damals niemand bemerkt hat.«
»Machst du dir um Mack Sorgen oder um dich selbst, Nick?«, fragte ich.
»Die Frage ist absurd. Carolyn, hör mir zu, ich möchte dich nur um eins bitten. Wenn er mit dir in Kontakt steht oder wenn er dich anrufen sollte, dann glaub nicht, du würdest ihm helfen, indem du ihn schützt. Hast du von der Nachricht gehört, die Leesey Andrews heute Morgen ihrem
Vater hat zukommen lassen?« Er sah mich erwartungsvoll an.
Für einen Moment war ich sprachlos, dann brachte ich heraus, dass ich den ganzen Tag kein Radio oder Fernsehen eingeschaltet hatte. Doch als mir Nick die Neuigkeit mitteilte, musste ich die ganze Zeit an Barrotts Vermutung denken, dass Mack seinen eigenen Wagen gestohlen hatte. Es klingt verrückt, aber es erinnerte mich an jenen Tag, als ich fünf oder sechs Jahre alt war und Mack plötzlich schlimmes Nasenbluten bekam. Daddy war zu Hause und nahm kurzerhand eines der mit Monogramm versehenen Handtücher aus dem Badezimmer, um die Blutung zu stillen. Wir hatten damals eine ältere Haushälterin, die in Mack vernarrt war. Sie war so aufgeregt, dass sie versuchte, meinem Vater das Handtuch aus der Hand zu reißen. »Nicht doch«, rief sie, »das ist das beste Handtuch!«
Daddy hat diese Anekdote immer sehr gern zum Besten gegeben, doch er fügte auch immer hinzu: »Die arme Mrs. Anderson, sie hat sich solche Sorgen um Mack gemacht, aber dennoch waren die guten Handtücher für sie heilig. Ich habe ihr geantwortet: Da unser Name darauf steht, darf sie Mack auch ruinieren, wenn ihm danach ist!«
Ich konnte mir vorstellen, dass Mack seinen eigenen Wagen stahl, aber nicht, dass er Leesey als Geisel gefangen hielt und ihren Vater Folterqualen erdulden ließ. Ich sah Nick an. »Ich weiß nicht mehr, was ich über Mack denken soll«, sagte ich. »Aber ich schwöre dir und jedem, der es hören will, dass ich seit zehn Jahren, bis auf die Anrufe an Muttertag, nichts von Mack gehört oder ihn gar gesehen habe.«
Nick sah mich an und nickte, und ich denke, dass er mir glaubte. Dann fragte er:
Weitere Kostenlose Bücher