Warte, bis du schlaefst
Ich war im Büro der Bezirksstaatsanwaltschaft. Es gibt absolut nichts, was Larry Ahearn und seine Leute nicht unternehmen würden, um Leesey zu finden. Ich möchte, dass du jetzt aufstehst und etwas isst, und danach werden wir einen Spaziergang machen. Es ist ein schöner Tag draußen.« Er stand auf und beugte sich hinunter, um seinen Vater zu umarmen. »Du weißt, dass ich recht habe.«
Dr. David Andrews nickte, doch dann brach er in Tränen aus. Gregg drückte ihn an sich. »Dad, ich weiß, ich weiß. Jetzt komm, und lass das Telefon hier. Wenn es klingelt, werden wir es schon hören.«
Mit Erleichterung sah er zu, wie sein Vater die Hälfte der Portion Rühreier aß, die Annie ihm serviert hatte. Gregg knabberte an einer Scheibe Toast und trank seine zweite Tasse Kaffee, als das Telefon klingelte. Sein Vater sprang vom Stuhl auf und rannte ins Wohnzimmer, doch bevor er das Telefon erreichte, sprang der Anrufbeantworter an.
Es war Leesey, unverkennbar. »Daddy, Daddy«, rief sie verzweifelt, »hilf mir. Bitte, Daddy, er sagt, er will mich umbringen.«
Die Verbindung wurde unterbrochen, als Leesey zu schluchzen begann.
Dr. David Andrews stürzte sich auf das Telefon und hielt es ans Ohr, doch er hörte nur noch das Freizeichen. Seine
Knie gaben nach, doch Gregg war rechtzeitig bei ihm und half ihm in seinen Ruhesessel.
Gregg fühlte gerade seinem Vater den Puls, als das Telefon erneut klingelte. Larry Ahearn war dran.
»Gregg, das war Leeseys Stimme, nicht wahr?«
Gregg drückte auf den Lautsprecherknopf, damit sein Vater mithören konnte. »Larry, sie war es, daran gibt es keinen Zweifel.«
»Gregg, sie ist noch am Leben, und wir werden sie finden. Das schwöre ich dir.«
Dr. David Andrews nahm Gregg das Telefon aus der Hand. Mit heiserer Stimme rief er hinein: »Sie müssen sie finden, Larry! Sie haben es doch gehört. Derjenige, der sie in seiner Gewalt hat, wird sie umbringen! In Gottes Namen, finden Sie sie, bevor es zu spät ist!«
48
Jede Erschöpfung war verflogen, als Larry Ahearn der versammelten Truppe die Aufzeichnung von Leeseys Hilferuf vorspielte. »Der Anruf kam um elf Uhr dreißig, genau vor einer Stunde«, sagte er. »Und er kam mitten aus Manhattan. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass der Entführer ihre Stimme vorher aufgenommen hat und die Aufnahme von einem anderen Ort aus abgespielt hat.«
»Und wenn das der Fall ist, könnte er sie bereits umgebracht haben«, sagte Barrott.
»Wir gehen auf jeden Fall von der Annahme aus, dass sie noch am Leben ist«, entgegnete Ahearn. »Es besteht kein Zweifel daran, dass ihr Entführer ein starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit hat. Ich habe mit unserem Profiler, Dr. Lowe, gesprochen. Er ist der Ansicht, dass dieser Kerl geradezu süchtig nach Schlagzeilen ist, und er liebt die Art, wie in den einschlägigen Fernsehshows von Greta Van Susteren und Nancy Grace über den Fall berichtet wird. Vermutlich freut er sich schon auf den Wirbel, den es in der Öffentlichkeit geben wird, wenn wir die Nachricht herausgeben, dass Leesey ihren Vater erneut angerufen und um Hilfe gefleht hat.«
Zu unruhig, um noch länger sitzen zu können, stand er auf und klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Eigentlich möchte ich nicht mal daran denken, aber wir müssen uns Folgendes klarmachen. In fünf bis sieben Tagen
wird die Tatsache, dass Leesey angerufen hat, zwar immer noch in den Nachrichten präsent sein, doch ohne neue Informationen wird sie nicht mehr auf den Titelseiten stehen.«
Sämtliche verfügbaren Detectives aus dem Dezernat waren zur Besprechung in Ahearns Büro gerufen worden und standen dicht gedrängt um seinen Schreibtisch. Ihre Mienen verfinsterten sich zusehends, als sie Ahearns Gedankengang folgten. »Leesey ist in der Nacht von Montag auf Dienstag in diesem Club gewesen und danach verschwunden. Ihr Anruf, bei dem sie versprach, sich an Muttertag wieder zu melden, kam am folgenden Sonntag, sechs Tage danach. Eine Woche später kam jetzt dieser neue Anruf. Dr. Lowe ist der Ansicht, dass unser Mann vielleicht nicht noch einmal eine Woche abwarten wird, um wieder in die Schlagzeilen zu kommen.«
»MacKenzie ist derjenige, den wir suchen«, sagte Roy Barrott mit Nachdruck. »Ihr hättet seine Mutter erleben sollen, als ich sie gestern in der Wohnung ihres Freundes aufgesucht habe.«
»Ihr Freund?«, rief Ahearn überrascht.
»Elliott Wallace, der Investmentbanker. Aaron Klein, der Sohn der Schauspiellehrerin, arbeitet seit
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