Warte, bis du schlaefst
Macks übrige Freunde von der Columbia University konzentrieren, die mit ihm in dem Nachtclub waren, als das erste dieser Mädchen verschwand. Am Wochenende haben unsere Techniker sämtliche Medienberichte zusammengesucht aus der Zeit, als die Fälle dieser drei jungen Frauen in den Schlagzeilen waren. Wir haben Vergrößerungen sämtlicher Gesichter, die auf den Fotos zu sehen waren, ob die Betreffenden nun zu identifizieren sind oder nicht. Schaut euch diese Gesichter an und prägt sie euch ein.«
Lucas war so früh im Büro aufgetaucht, dass er sich selbst Kaffee gekocht hatte. Er nahm einen Schluck, verzog das Gesicht und fuhr fort: »Die Medien belagern das Gebäude in Sutton Place. Einer von euch sollte ständig in der Nähe sein. Haltet eure Handys bereit und benutzt sie als Kamera. Jemand muss auch beim Eingang des Woodshed stehen und Fotos machen, und zwar nicht nur von den Gästen, die ein- und ausgehen, sondern auch von den Leuten, die auf der Straße herumhängen. Ein paar andere Clubs werden diese Woche in SoHo eröffnet. Seid auch da zur Stelle, zusammen mit den Paparazzi.»
»Lucas, das ist unmöglich«, protestierte Jack Rodgers, sein ältester Mitarbeiter. »Wir können doch nicht zu dritt all diese Orte überwachen.«
»Das hat ja auch keiner von euch verlangt«, gab Reeves zurück. Seine normalerweise tiefe Stimme klang jetzt um einiges höher. »Geht die Liste der Leute durch, auf die wir zurückgreifen, wenn wir zusätzliche Hilfe brauchen. Wir müssten an die dreißig pensionierte Bullen zur Verfügung haben.«
Rodgers nickte. »In Ordnung.«
Reeves senkte die Stimme. »Ich habe so eine Ahnung, dass unser Mann scharf darauf ist, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Vielleicht will er dabei sein, wenn es irgendwo einen Medienauflauf gibt. Wir werden sämtliche Gesichter auf euren Fotos in unserem Labor vergrößern. Es ist mir egal, wie viele es sind, ich nehme an, dass es Hunderte sein werden. Vielleicht, aber nur vielleicht finden wir ja ein Gesicht, das zu einer Person passt, die bei dem Medienrummel, der auf das Verschwinden der drei anderen Mädchen folgte, irgendwo abgelichtet wurde. Und ich wiederhole, fürs Erste gehen wir von der Annahme aus, dass Mack MacKenzie unschuldig ist.«
Er blickte zu Rodgers. »Na los, warum sagst du es nicht, Jack?«
»Na schön. Lucas, dann sag ich’s eben. Wenn du recht hast, werden wir vielleicht ein Foto von einem Kerl finden, der überall an diesen Orten auftaucht. Vielleicht ist er dick, vielleicht auch dünn, vielleicht ist er kahl, vielleicht trägt er auch einen Pferdeschwanz. Es wird jemand sein, den seine eigene Mutter nicht wiedererkennen würde, und es wird Charles MacKenzie jr. sein.«
51
Detective Bob Gaylor begann gleich nach der Besprechung bei Ahearn am Sonntag mit der Suche nach Zach Winters. Im Obdachlosenheim in der Mott Street, seinem zeitweiligen Zuhause, war er nicht aufgetaucht. Er war seit dem frühen Samstagmorgen nicht mehr auf der Straße gesehen worden, als er in der Nähe des Woodshed Gregg Andrews angesprochen hatte und in dessen Wohnung mitgegangen war. Am Samstagvormittag war er verhört worden, und danach war er vermutlich an seine gewohnten Plätze zurückgekehrt. Doch in der Unterkunft hatte er sich nicht blicken lassen.
»Normalerweise taucht Zach mindestens jeden zweiten Tag auf«, meinte Joan Coleman, eine attraktive dreißigjährige ehrenamtliche Küchenhilfe in der Mott Street. »Natürlich hängt es ein bisschen vom Wetter ab. Er liebt dieses Ausgehviertel mit den Clubs in SoHo. Er behauptet immer, dass er dort am meisten Almosen kassiert.«
»Hat er irgendwann erwähnt, dass er in der Nähe des Woodshed war, in der Nacht, in der Leesey Andrews verschwunden ist?«
»Zu mir hat er nichts gesagt. Aber ein paar von seinen ›richtig guten Kumpeln‹, wie er es nennt, sind hier. Die könnte ich fragen.« Sie lebte sichtlich auf bei der Vorstellung, bei den Ermittlungen mitzuwirken.
»Ich werde mitkommen«, bot Gaylor an.
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn Sie irgendwelche Informationen kriegen wollen. Dann werden sie nichts sagen. Normalerweise bin ich beim Abendessen nicht da, aber heute springe ich für eine Freundin ein. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer. Ich ruf Sie an.«
Damit musste sich Bob Gaylor zufriedengeben. Er verbrachte den größten Teil des angebrochenen Tages damit, durch die Straßen von SoHo und Greenwich Village zu laufen, ohne greifbares Ergebnis.
Zach Winters
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