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Warten auf den Monsun

Warten auf den Monsun

Titel: Warten auf den Monsun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Threes Anna
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es ist nicht nur schlecht für die Augen, sondern auch für die Haut.« In ihrem Gesicht erschienen dicke Schweißperlen, und sie begann zu tropfen wie eine Wachskerze.
    Madan merkte, daß auch die neue Brustnaht nicht richtig saß, aber in Gegenwart des Mädchens wollte er den Faden nicht wieder herausziehen und nähte langsam weiter.
    »Ich wußte gar nicht, daß meine Tante so ’ne Sklaventreiberin ist. Bei uns würde die Schneidergewerkschaft, falls es so was gibt, verbieten, daß man bei so ’nem Wetter arbeiten muß. Ich an deiner Stelle würde streiken«, schnaufte sie, während die Sonne immer schmorender ins Zimmer drang. »Das kann sie ja wohl nicht von dir verlangen! Gibt’s denn hier nicht irgendwo ein schönes Schwimmbad, dann könnte ich schwimmen gehen, ich hab meinen Bikini noch gar nicht angehabt.« Obwohl Madan so alt wie ihr Mathelehrer war, sah Issy, nachdem sich ihre Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten, daß der Schneider ein sehr gutaussehender Mann war. »Kennst du diesen Schauspieler?« fragte sie und stellte sich näher zu ihm. »Du weißt doch, der die Hauptrolle in The Buddha of Suburbia spielt, du siehst ihm ähnlich, wußtest du das, nur daß er viel längere Haare hat als du, aber wenn ich dir auf der Straße begegnen würde, dann hätte ich dich prompt für ihn gehalten.«
    Madan, der nur Bruchstücke von dem verstand, was das Mädchen sagte, wünschte sich, daß sie endlich ging. Er wollte das Kleid unter der Maschine wegziehen und von vorne anfangen.
    »Hast du Fotos von den Sachen, die du genäht hast?« fragte sie und sah zu, wie er am Rad der Maschine drehte. »Ich will nämlich nicht wieder so eine langweilige Jacke wie die hier.« Sie zeigte auf die blaue Jacke, die sie trug. »Ich will was Tolles, was Ausgefallenes, etwas, was sonst keiner hat.«
    Die Jacke, denkt Madan, es ist genauso eine blaue Jacke …
    »Miss Isabella, Charlotte Memsahib sucht Sie.« Aus dem Nichts war Hema aufgetaucht, der die Fähigkeit besaß, sich geräuschlos fortzubewegen, wenn er das wollte.
    »Sagen Sie ruhig Issy zu mir, und wo ist meine Sklaventreibertante?« Zu Madan sagt Issy lächend: »Ich bitte sie, daß sie dir freigibt, dann gehen wir schön irgendwo schwimmen.«
    »Memsahib ist im Salon.«
    Das Mädchen verließ das Zimmer, und Hemas Miene veränderte sich. Das Lächeln fiel ihm aus dem Gesicht, um Platz zu machen für einen wütenden Blick, mit dem er Madan bedachte. Knurrend klappte er die Fensterläden zu, schloß das Fenster und zog die Vorhänge vor, dann knallte er heftig mit der Tür des Klavierzimmers und ließ Madan in dem glutheißen Raum zurück.
     
    »Warum läßt du den Mann in so einem dunklen, stickigen Zimmer arbeiten?«
    »Der Monsun hätte schon längst da sein müssen, und bei geschlossenen Fensterläden bleibt es kühler im Haus.«
    »Du kannst doch von niemand verlangen, daß er jetzt arbeitet?«
    »Das tu ich auch nicht.«
    »Aber er arbeitet doch.«
    »Weil er es selber will.«
    »Ich hab ihn gebeten, auch für mich was zu nähen. Was Fetziges. Das ist doch für dich okay, oder?« Ehe Charlotte antworten konnte, redete sie weiter: »Er sieht übrigens echt gut aus. Er gleicht diesem Hauptdarsteller, du weißt schon, aus dieser Fernsehserie. Ich hab’s ihm gesagt, aber ich glaube, er hat gar keinen Fernseher. Ist hier irgendwo …«, Issy griff in ihre Tasche und zog ein Bündel Stromkabel hervor, »… eine Steckdose, an der ich mein Handy aufladen kann?«
    »Dein was?«
    »Mein Mobiltelefon, geil, was, hat Paps mir geschenkt, ist neu und irre teuer, aber er will, daß ich erreichbar bin. Er fand es so gruselig, daß ich allein verreise, deshalb hat er es mir gekauft, aber alles läuft total gut, ich lerne nur nette Leute kennen, wo ist eine Steckdose?«
    Charlotte hatte mal was darüber gelesen, aber noch nie so ein Ding gesehen, und sie schaute bewundernd auf das Gerät in den Händen ihrer Nichte. »Kannst du damit wirklich überall telefonieren?«
    »Nicht in Amerika, aber in Indien und Thailand muß es funktionieren, ich hab versucht, hier anzurufen, aber das hat nicht geklappt, ich dachte, euer Telefon wäre kaputt, aber das habe ich gerade gecheckt, es funktioniert, also wird es wohl am Akku liegen, der ist fast leer, Papa hat extra für mich einen Vertrag abgeschlossen, er hat schon rumgemotzt, daß ich es später zurückbezahlen muß, aber das ist Quatsch, er wollte ja, daß ich’s mitnehme, oje, das ist ja eine ganz andere Steckdose!«
    »Reist

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