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Warten auf den Monsun

Warten auf den Monsun

Titel: Warten auf den Monsun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Threes Anna
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du auch noch nach Thailand?« fragte Charlotte, und die Erleichterung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Nur, wenn ich Lust habe, weißt du, aber es ist schön hier, ich hab noch nie in so einem großen Haus mit einem Butler gewohnt, kann ich einfach nach ihm klingeln, wenn ich was brauche?«
    Charlotte, die schon furchtbar schwitzte, spürte, wie sich ihre Kehle zusammenzog und der Schweiß in kleinen Bächen zwischen ihren Brüsten herabzurinnen begann. Sie stammelte: »Ich frage ihn nachher, ob er dir mit dem Kabel helfen kann.«
    »Hoffentlich blickt er durch, er ist so alt, wo ist eigentlich Opa?«
    Charlotte fühlte, wie die Uhr in ihrer Tasche brannte. Sie hatte gehofft, daß das Gespräch nicht auf ihren Vater kommen würde. Sie hatte ihrem Bruder zwar geschrieben, daß er sehr vergeßlich geworden sei, ihm aber nie mitgeteilt, wie sehr er inzwischen abgebaut hatte und daß sie ihn festbanden. Es war Hemas Idee gewesen, nachdem der General, fest davon überzeugt, er könne laufen, zum zweiten Mal gestürzt war. Daß sie ihn auch des Nachts anschnallten, hatte den Grund, daß er mit dem gleichen Gedanken das Bett verlassen wollte, wenn er mal mußte oder wenn er Durst hatte und es entschieden ablehnte, auf einer Matratze am Boden zu schlafen – das täten die Einheimischen, aber er doch nicht.
    Seit der General angegurtet war, glaubte er oft, es sei Krieg. Anfangs war es zu schrecklichen Szenen gekommen, auf Weinkrämpfe folgten Wutanfälle, und er versuchte, Charlotte alles, was nicht niet- und nagelfest war, an den Kopf zu werfen. Eines Tages hatte er sie mit einer Vase, einem der seltenen Erbstücke, die ihre zunehmende Armut überlebt hatten, tatsächlich fast getroffen. Das war der Tropfen gewesen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Als die Vase ihren Schädel streifte und an der Wand zerschellte, hatte sie ihn angeschrien, nun reiche es ihr und er solle das Haus verlassen. Aber es war kein Geld da, um den ehemaligen Militär in ein Heim für demente Alte zu geben, und ihn nach England zu schicken stand nicht zur Debatte. Also hatte sie eigens Gurte anfertigen lassen, um auch die Arme zu fixieren, und sie hatte ihn weiterhin versorgt. Charlotte hatte ihre Suche nach einem billigeren Haus eingestellt, denn abgesehen davon, daß ihr Vater sich weigerte, eine Vollmacht zu unterschreiben, war auch kein Käufer für die riesige, heruntergekommene Villa zu finden.
    »Er schläft«, sagte Charlotte zu ihrer Nichte, »es ist besser, ihn jetzt nicht wecken.«
    »Hat er immer noch diesen großen Schnurrbart, wir fanden den Schnurrbart so schaurig, Papa hat mir erzählt, daß ihr ihn auch so gruselig gefunden habt, als ihr klein wart, ich habe übrigens immer noch das Baby-Cape, das du mir zu meiner Geburt geschenkt hast, ich hatte es nie an, Mama fand es häßlich, aber meine Puppe Elsa hat es oft getragen, ich kann die Puppe einfach nicht weggeben, nicht mal jetzt, wo ich erwachsen bin.« Issy legte ihre Füße auf den Tisch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ihr habt hier aber ganz viel weggegeben, auf den alten Fotos sind lauter große Möbelstücke und ein Flügel, kann man das Fenster wirklich nicht aufmachen, ich ersticke fast, wie haltet ihr das aus, warum schaffst du dir keine Klimaanlage an, das ist so bequem, das haben wir auch, man würde nie auf die Idee kommen, daß Papa in Indien geboren ist, er kann Hitze überhaupt nicht ab, er liebt Regenwetter.«
    Charlotte stand auf und stellte den Ventilator, der sich über ihren Köpfen drehte, auf die höchste Stufe.
    »Machen sie hier keine Regentänze so wie die Indianer, hast du gewußt, daß das schon die Pharaonen in Ägypten gemacht haben, das weiß ich von Mamas Bruder, der schreibt Reiseführer, wenn ich ihm von dem blöden Reiseführer erzähle, den ich bei mir habe, kommt er bestimmt nächstes Jahr nach Indien und schreibt einen besseren, er ist unheimlich nett und lädt mich immer zum Essen in berühmte Restaurants ein, hast du gewußt, daß es in London sehr gute indische Restaurants gibt, sie sollen sogar besser sein als hier, habe ich gehört.« Sie ließ die Schöße ihrer Jacke flattern, aber als sie den schockierten Blick ihrer Tante sah, knöpfte sie die Jacke seufzend wieder zu. »Können wir den Butler nicht darum bitten, daß er einen Regentanz macht?« Sie kicherte bei der Vorstellung. »Wir können doch nicht einfach nur die ganze Zeit warten auf den … den Monsun, dafür ist es einfach zu heiß.«
    Charlotte

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