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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Persönlichkeit her gern Krankenpfleger, Zahnarzthelfer oder Sekretär wären: Es lohnt sich einfach nicht. Und so finden wir sie in den typisch weiblichen Berufen auch kaum vor.
    Frauen können Männerberufe erlernen und ausüben, in denen sie mehr wirtschaftlichen Erfolg haben und die gesellschaftlich anerkannter sind. Im Sinne der Emanzipationsbewegung haben sich die Frauen in den letzten beiden Jahrzehnten sukzessiv immer mehr männliches Terrain erkämpft, vom Frauenfußball über Bankmanager-Posten bis hin zur Bundeskanzlerin. Frauen tragen im Geschäftsleben ähnliche Kleidung wie Männer, sie benutzen den gleichen Sprachcode, sie zeigen ähnliche Verhaltensmuster. Allerdings zahlen sie dafür auch einen hohen Preis: Um sich auf männlichem Terrain behaupten zu können, müssen sie nach männlichen Spielregeln agieren. Und das heißt, dass sie die Denk- und Verhaltensweisen, die ursprünglich mit ihrer Rolle als Frau verbunden waren, in den Hintergrund stellen, um Denk- und Verhaltensmuster zu erlernen, die früher der Männerrolle zugeordnet waren.
    Aber auch die zweite Hälfte der Gesellschaft hat einen Wandel erfahren: Männer erfahren oftmals nur noch dann weibliche Zustimmung und soziale Bestätigung, wenn sie zusätzlich zu ihrer Karriere und dem erfolgreichen Job auch in der Kindererziehung glänzen und weibliche Seiten zulassen und beherrschen. Sie dürfen vielfach eben kein „Macho“ mehr sein.
    Wenn junge Familienväter die Aufgabe übernehmen, mit ihren Neugeborenen zum Schwimmkurs zu gehen, können sie sich einmal in die weibliche Welt fallen lassen. Beim Männer-Baby-Schwimmen müssen sie nicht immer den starken Vater heraushängen lassen, sondern hier können sie auch einmal mütterliche Seiten zeigen. Der Weg vom Beschützen zum Behüten wird ihnen im warmen Wasser des Hallenbades leicht gemacht. Doch wie sieht der Alltag an Land aus?
    Beschützen und Behüten sind dem Mann nicht in die Wiege gelegt. Junge Männer, die zeitweise das Kleinkind versorgen, während die Frau Geld verdienen geht, fragen sich offen oder insgeheim: „Kann ich das überhaupt?“ Oder zumindest: „Kann ich das so gut wie meine Partnerin?“ Die Unsicherheit darüber, der richtige Mann am richtigen Ort zu sein, wurde den Männern spätestens dann eingebrannt, als sie zusehen mussten, wie die Partnerin das Kind stillt. Ein Mann hat keine Brust; er ist von Natur aus ganz offensichtlich nicht zum Stillen da. Wieso sollte er also zum Versorgen von Kleinkindern da sein?
    Während die meisten Frauen besser aus Gesichtern lesen können und intuitiv verstehen, was gerade los ist, und sich entsprechend darauf einstellen können, müssen die meisten Männer dafür richtig hart arbeiten. Erfolgreich sind sie dagegen mit Werten wie Leistungsbereitschaft, Wettbewerbsfähigkeit, Risikobereitschaft, gesundem Egoismus, Selbstdarstellung, Wagemut. Sie kennen Sieg und Niederlage, den Kampf und die Konkurrenz.
    Die weiblichen Werte sind eher Wir-bezogen, die männlichen eher Ich-bezogen. Deshalb gelingt es Männern bei einer Teamleistung eher, die eigene Leistung noch einmal explizit herauszustreichen. Frauen exponieren sich nicht so deutlich, halten sich stärker innerhalb des Teams auf. Wenn in einer Teamsitzung ein Mann und eine Frau ihre beiden Ergebnisteile der Produktvorstellung vor dem Kunden präsentieren, sagt der Mann beispielsweise: „Ich bin der Meinung, dass ...“ Die Frau hingegen meint: „Wir sind sehr froh, dass wir diesen Einfall hatten ...“ Dem Mann bereitet es die größere Freude, wenn sein Ego hervorsticht, die Frau hat ein größeres Wohlgefühl, wenn sie das Wir aussprechen kann. Anerkennung wollen beide Geschlechter bekommen. Der Mann legt aber mehr Wert auf die Anerkennung seiner persönlichen Leistungen, während die Frau mehr die soziale Wertschätzung ihrer gesamten Person sucht.
    Die große Freiheit mag also mit der Gleichberechtigungs- und Emanzipationsbewegung eingezogen sein. Merkwürdigerweise umfasst diese Freiheit aber in den meisten modernen sozialen Gruppen nicht die Erlaubnis, offen über diese Gefühle zu sprechen. Würde ein Mann Zweifel daran äußern, ob er als Ersatzmutter am richtigen Platz wäre, würde er nicht nur Spott und Häme ernten, sondern vielleicht die ganze Palette weiblicher Aggression in Familie und Freundeskreis entfachen. Will dieser Steinzeitmann etwa wieder zurück in die Höhle? Er würde doppelt Gefahr laufen: erstens an den Anforderungen zu scheitern und zweitens von

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