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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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darauf, was für ein Menschenkind da zu ihnen kommt und welche Einflüsse im Laufe des Lebens auf ihr Kind einwirken. Wenn Eltern nur die Aufgabe haben, ihrem Kind einen guten Start ins Leben zu ermöglichen und dann loslassen müssen – anhand von welchen Ergebnissen soll dann jemals unter dem Leistungsaspekt Bilanz gezogen werden können: „Ich habe meine Sache als Mutter gut gemacht. Wir waren gute Eltern ...“
    Wenn die Frauen sich so wenig anerkannt fühlen und so sehr unter fehlender Wertschätzung leiden, dann liegt das auch daran, dass sie selbst keine Wertschätzung für ihr Hausfrauendasein aufbringen. Sie sind Kinder unserer Zeit und in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Frauen, die nur zu Hause sind, weniger wert seien. Folglich muss die dringend benötigte, ja, existenziell wichtige Wertschätzung auf einer anderen Ebene geholt werden.
    Also fördern die Mütter ihre Kinder bis zum Gehtnichtmehr. Die Mütter versuchen, zu ihrem Werkstolz zu kommen, indem das Kind besonders hübsch, gut im Judo oder im Ballett, musikalisch, super in der Schule ist – es muss irgendwie besonders sein, sonst bin fühlt sich die Mutter minderwertig.
    Die junge Mutter verfolgt also das gleiche Muster wie im Job: Alles muss perfekt sein, alles auf höchstem Niveau. Die Leistung zählt. Sie will immer das Beste geben. So war es vor 50 Jahren, so ist es heute. Der Zwang oder der Trieb zur Perfektion im Haushalt ist der Versuch, irgendeine Form von Wertschätzung für sich und für die eigene Situation zu erzeugen. Das Fatale dabei ist: Nur ein Ergebnis, das messbar ist, wird von der Umwelt gesehen und gewürdigt – der Aufwand jedoch nicht. Das saubere und zufrieden glucksende Kind wird von der Nachbarin bewundert. Wie die Küche und die Waschküche nach der Schlacht am Vormittag aussehen, das sieht die gute Frau ja nicht. Wenn ich eine junge Mutter mit ihrem Kinderwagen sehe, denke ich oft: Wie viel Kraft hat das wohl heute gekostet, dass sie sich selbst und das Baby vorzeigbar auf der Straße präsentieren kann!
    In unserer Gesellschaft kommt es doch massenweise vor, dass Mütter und Hausfrauen ihr Bestes geben, wirklich ihr Bestes, und doch niemals Zufriedenheit ernten können. Sie müssen einfach 110 Prozent geben, sonst befinden sie sich in einem Wertekonflikt mit dem eigenen Anspruch. Eine solche überzogene Anspruchshaltung an sich selbst ist jedoch nicht gesund und nicht angemessen. Und sie macht die frustrierten Frauen unangenehm zickig.
    Vor einiger Zeit kam ein Paar zu mir in die Beratung, bei dem sich der Mann bitter darüber beklagte, nie etwas richtig machen zu können. Wenn er einmal mit dem Kind loszog – was die Mutter dringend wünschte und ausdrücklich befürwortete –, erhielt er vorher einen Katalog mit Handlungsanweisungen, der schon vor dem geplanten Ausflug wie Blei auf seinen Schultern lastete.
    Dazu kam dann noch eine Ausrüstungstasche für das Kind, die mittlerweile Ausmaße wie für einen Wochenendausflug hatte. Die Frau kontrollierte vor Verlassen der Wohnung detailliert, ob die Tasche auch alles enthielt. Ständig hatte sie Angst, dass ihr Mann etwas vergaß. Sie wollte ja auf der einen Seite, dass der Mann mit dem Kind das Haus verließ, damit sie endlich auch mal ihre Ruhe hatte, aber sie ließ ihm keine Chance, dabei etwas richtig zu machen: „Hast du an die Isolierkanne mit dem heißen Wasser gedacht, falls du unterwegs ein Gläschen im Wasserbad erwärmen musst? Nimm lieber einen zweiten Löffel mit, falls dir einer runterfällt. Hast du auch die Feuchttücher eingepackt?“
    Der Mann wurde schier verrückt! Was sollte schon Schlimmes passieren, wenn er mit dem Kind unterwegs war? Glaubte die Frau etwa, das Kind würde verhungern oder erfrieren? Die beiden würden schon zurechtkommen. Er hielt es nicht mehr aus. An dem irrwitzigen Anspruch seiner Frau an die Elternrolle konnte er nur scheitern.
    Wenn wir diese Schieflage berücksichtigen, erscheint das Ergebnis der Burnout-Studie der Krankenkasse einleuchtend. Und naheliegend wäre demnach auch die Lösung: „Macht euch doch mal locker! Keiner kann auf Dauer 110 Prozent geben. Ihr seid doch an eurem Stress selbst schuld. Lasst doch mal fünfe gerade sein! Kauft doch mal ein Breigläschen im Supermarkt! Legt doch mal die Beine hoch! Ihr müsst doch nicht jede Fördermaßnahme für das Kind mitnehmen! Ihr könnt euer Problem doch selbst lösen: Kommt doch mal runter von eurem Trip!“
    Ja, so einfach klingt das. Aber es ist

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