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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Geld in die Ausbildung ihrer Töchter, weil diese ja sowieso bald heiraten würden und die Ausgaben somit keinen Sinn machten.
    Es scheint heute unvorstellbar: Erst in den 1970er-Jahren bekamen Ehefrauen das Recht, ohne die Zustimmung ihres Mannes berufstätig zu sein – vorher musste eine Frau die Erlaubnis ihres Mannes haben, während der Ehe arbeiten zu dürfen. Dass der Haushalt in Ordnung blieb, die Kinder sauber angezogen waren und die Frau abends und am Wochenende auch noch fit genug war, um sexuell verfügbar zu sein, dafür wussten die Männer vor der Emanzipationsbewegung sogar gesetzlich zu sorgen. Dementsprechend waren die Männer stolz darauf, wenn sie sagen konnten: „Meine Frau muss nicht arbeiten und kann zu Hause bleiben.“ Ob das nun dem Willen der Frau entsprach oder nicht, war nicht das Thema. Klar war damals: Wenn sie nicht aus finanziellen Gründen arbeiten muss, dann will jede Frau von Natur aus zu Hause bleiben und sich um Heim und Herd kümmern.
    Den Frauen wurde immer zu sehr großer Sorgfalt geraten, wenn es um das Wohl ihrer Familie ging. 1952 schrieb eine Ratgeberautorin: „Hausarbeit ist Kopfarbeit; alle Arbeit soll vorher durchdacht und mit Überlegung ausgeführt werden.“ Im damals noch immer aktuellen Schulkochbuch von Dr. Oetker aus dem Jahr 1911 fand sich der Hinweis: „Wenn die Hausfrau die Gerichte nicht richtig zusammenstellt, ist die Gesundheit der Familie ernstlich gefährdet.“ Sie solle vor allem auf genügend Fett achten: „Der Mann, welcher mit zu magerer Kost ernährt wird, greift fast stets zum Branntwein, um sich zu erwärmen, besonders dann, wenn er außerdem noch einen unordentlichen, ungemütlichen Haushalt vorfindet.“
    Eine anspruchsvolle und wichtige Aufgabe also. Zwar anstrengend und teilweise womöglich erniedrigend. Aber richtig und wichtig. Der Mann verdiente das Geld und seine Gattin hatte den Haushalt im Griff – beide taten, was sie sollten, und kamen sich nicht in die Quere. Dass Männer wie Frauen dabei nur einen kleinen Teil ihrer Fähigkeiten einsetzen konnten, dass die Frau in der gesellschaftlichen Werteskala deutlich unter dem Mann rangierte und nicht die gleichen Rechte hatte wie die Männer, das ist alles richtig, aber es war auch allen klar, was zu tun ist, um Anerkennung zu bekommen. Die Männer mussten ausreichend Geld heranschaffen, um der Familie Statussymbole kaufen zu können. Und die Frau musste dafür sorgen, dass es ihrem Mann gutgeht. Lob und Anerkennung gab es für gutes Essen, freundliche Atmosphäre im aufgeräumten und sauberen Heim, brave, folgsame, gesunde, saubere und adrett angezogene Kinder und einen allzeit zufriedenen Mann. Dazu gehörte auch, dass die Frau hübsch und vorzeigbar aussah. Die klassische Hausfrau (ob mit oder ohne Kinder) hatte den Job, es dem Mann gutgehen zu lassen. Das heißt: Sie hatte einen Job!
    Aber es war ein hartes Los, auf diesen kleinen Ausschnitt der Persönlichkeit reduziert zu werden. Meine Mutter, die wirklich nie viel Alkohol trank, hatte während einer Phase ihres Lebens immer eine Flasche Rotwein in der Küche stehen. „Frauengold“ wäre zu teuer gewesen. Wir Kinder waren klein, mein Vater kam oft spät und gestresst von der Arbeit, das Geld war knapp – da wurde ihr alles manchmal zu viel, und sie schaffte nur mithilfe eines Glases Rotwein, sich wieder zu fangen. Offensichtlich hatten viele Frauen ihre Strategien, wie sie die Rolle der perfekten Hausfrau ausfüllen konnten.
    Die Verzweiflung der Frauen sollte dann mit einer hilfreichen Dose Fondor von „Maggi“ für das ultimative Geschmackserlebnis gelindert werden. Oder eben mit einem Glas „Frauengold“. All das erscheint heute bizarr. Wie bizarr hätte die heutige Lebenswirklichkeit der Frauen wohl für die Menschen der 1950er-Jahre ausgesehen, wenn sie einen Blick durch ein Zeitfernrohr in die Zukunft hätten werfen dürfen?
Wenn das Kind zum Projekt wird
    Eine Studie der Techniker-Krankenkasse kommt 2009 zu dem Ergebnis, dass ein großer Teil der Burnout-Erkrankten aus der Gruppe der Hausfrauen stammt, besonders junge Mütter laufen der Studie zufolge Gefahr auszubrennen. Viele Frauen versuchen heute freiwillig, ihre Aufgaben als Familienmanagerinnen zu erfüllen. Sie sind gut ausgebildet und entscheiden sich ganz bewusst, eine Zeit lang aus dem Berufsleben auszusteigen und sich der Familie zu widmen.
    Das Bild von Müttern und Hausfrauen in der Öffentlichkeit wird aber durch Ansichten dominiert wie: „Wer Kinder hat

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