Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1
wollen. Ihnen wird nach und nach klar: Ihre Gesamtsituation ist ein fauler Kompromiss.
Das Streben nach der erhofften Anerkennung und Zugehörigkeit allein kann nicht der Grund sein, warum Frauen nach dem Kinderkriegen wieder so verzweifelt in den Job zurückdrängen. Denn die Rechnung geht ja nicht auf. Der eigentliche Grund, warum die Frauen den unbefriedigenden Teilzeitjob draufsatteln und ihre Belastung damit noch zusätzlich erhöhen, muss tiefer liegen.
„Wann arbeitest du eigentlich wieder?“
Ich hatte mir mein Baby so heiß und innig gewünscht. Hatte mich ganz bewusst für eine Auszeit aus meinem Beruf entschieden, weil ich die ersten Jahre mit dem Kind intensiv erleben wollte. Und ich hatte mir alles so schön ausgemalt: Wie wir es uns zu Hause schön machen, wie ich mich um das Würmchen kümmere und dabei noch Zeit habe, den Haushalt liebevoll in Schuss zu halten. Ich hatte sogar so absurde Gedanken wie den, dass ich dann endlich einmal die Zeit finden würde, Fotos zu sortieren und in Alben zu kleben, wenn das Kleine schläft.
Und dann war unser Kind auf der Welt – und ich bekam gar nichts mehr hin. Mitunter schaffte ich es nicht einmal, mich morgens zu waschen, weil mein Baby ständig nach meiner Aufmerksamkeit verlangte. Hatte ich es gestillt und ins Bettchen gelegt, wollte ich nur endlich schnell die Wäsche aufhängen, weil sich vor der Maschine schon ein neuer Turm Schmutzwäsche stapelte – doch bevor ich fertig war, maunzte meine Süße schon wieder und hatte irgendein anderes Bedürfnis, das dann wichtiger war als die Wäsche. Als ich auf die Uhr schaute und sah, dass es mittlerweile fast Mittag war, ich aber noch immer den Bademantel trug und nicht gefrühstückt hatte, rief ich heulend meinen Mann an und klagte, dass ich eine totale Versagerin sei.
Vor der Geburt meines Kindes war ich sehr selbstständig und gut organisiert gewesen. Das klappte jetzt nicht mehr. Mein Leben war nicht mehr selbstbestimmt. Mein Mann beruhigte mich dann am Telefon und versprach, abends im Haushalt zu helfen. Gemeinsam würden wir das schon schaffen. Doch als dann im Anschluss das Telefon erneut klingelte und eine gute Bekannte wissen wollte, wie es mir so ginge, saß ich wieder wie ein Häuflein Elend auf der Couch, die Hand an der Wiege, damit das Kind nicht aufwachte. Als dann der Smalltalk mit der Frage endete, wann ich denn endlich wieder arbeiten wolle – ich könne doch meine Fähigkeiten nicht so brachliegen lassen –, legte ich am Boden zerstört auf. Ich war nur noch traurig.
„Wann arbeitest du eigentlich wieder?“ Diese Frage bringt uns zum Kern des Problems, denn sie entlarvt unsere Gesellschaft und ihre Vorstellungen. Hausfrau zu sein wird als ein Defizit-Zustand betrachtet. Ein suboptimaler Zustand, der einen deutlichen Rechtfertigungsdruck erzeugt. Die Rollenverteilung „Mann auf der Arbeit, Frau zu Hause“ gilt nicht mehr als legitim. Wenn der Mann der „Alleinversorger“ der Familie ist, muss er sich mitunter als „altmodischer Macho“ beschimpfen lassen, der Frau wird suggeriert, sie habe wohl nicht das Zeug dazu, wieder berufstätig zu sein.
Wenn eine Frau früher ein Kind bekam und sich dann ausschließlich dem Nachwuchs widmete, hatte sie zwar eine mitunter frustrierende Aufgabe und war dem Mann nicht gleichgestellt. Richtig. Aber sie konnte mit gesellschaftlicher Anerkennung rechnen. Durch das Kind wurde in der Partnerschaft ein Ausgleich geschaffen: Der Mann als Geldverdiener und die Frau als Mutter befanden sich zumindest innerhalb der Familie wieder auf Augenhöhe. Doch heute ist das, was früher eine klar umrissene und geschätzte Rolle war, der Anerkennung gezollt wurde, ein Makel, ein Defizit, ein vorübergehendes Übel. Eine der ernüchternden „Nebenwirkungen“ der Gleichberechtigung der Frau lautet: Hausfrauen und Mütter im Haushalt werden gesellschaftlich diskriminiert. Frauen, die nicht außerhalb des Heims arbeiten, also keinen irgendwie gearteten „Job“ haben, sind weniger wert.
Wenn eine Frau sich heute frei dazu entscheidet, zu Hause zu bleiben, muss sie sich auf beträchtlichen Gegenwind einstellen. Sie trifft in ihrer Umgebung auf Fragen, Widerstände und Verwunderung: „Du mit deinen Talenten willst zu Hause versauern?“ Sie steht unter Rechtfertigungsdruck und darf ein permanentes schlechtes Gewissen pflegen: „Ich tue etwas Unrechtes. Ich muss doch schnellstmöglich raus hier und etwas aus meinem Leben machen!“
Auch wenn die Erziehung eines
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