Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
Name! Oder ein bisschen albern? Ich kann mich nicht entscheiden), seine Aufmerksamkeit, sondern einer Rolle, also einer erfundenen Figur. Ich weiß, das hört sich jetzt nach Künstlergeschwafel an, aber es ist wahr– das Schauspielern bringt eine frische Brise in mein Leben, weil ich dann jemand anders sein darf als der Trottel, der ich bin. Mein Brustkorb schwillt, aber vor freudiger Erregung, nicht vor Angst. Ich mach mich jetzt lieber bereit, jeden Moment kann’s so weit sein…
3 . Stunde
Theaterkurs– Improvisation
Wow. Es hätte nicht besser laufen können, wenn ich es geplant hätte (hab ich aber nicht, weil das nicht zu meinem großen Plan gehörte). Da niemand sein Einsatzzeichen verpassen wollte, hatten viele schon vorzeitig ihre Stühle verlassen und warteten zu beiden Seiten der Bühne. Während ich fieberhaft über eine Rollenidee nachdachte, die originell, aber nicht allzu weit hergeholt sein sollte (ein Möbelpacker an der Bushaltestelle; jemand, der am Tourette-Syndrom leidet; ein Zuhälter), tippte Eleanor mir und Alice auf die Schulter und schlug vor, dass wir drei zusammen auf die Bühne gehen. Sie hat mich ausgewählt! Sie hätte auch jedem anderen auf die Schulter tippen können, aber sie hat es bei mir getan! Was nicht einer gewissen Logik entbehrt, weil ich zu den ganz wenigen Normalos in unserem Kurs gehöre (mir liegt weder daran, als größter Schauspieler der Welt angesehen zu werden, noch blödele ich herum und nehme die ganze Sache nicht ernst. Ich zähle also nicht zu den eitlen Egozentrikern, die stets im Mittelpunkt stehen wollen, bin andererseits aber auch nicht so EXTREM SCHÜCHTERN wie manche Mitschüler, bei denen man sich fragt, warum sie überhaupt diesen Kurs belegt haben).
Alice und ich nahmen Eleanors Vorschlag sofort an, dann sahen die beiden mich fragend an, weil sie anscheinend auf der Suche nach einer Spielidee waren.
KLATSCH !
Ich schob Eleanor rasch auf einen Stuhl und begann sie rückwärts auf die Bühne zu ziehen, als säße sie in einem Rollstuhl. Alice folgte uns, obwohl sie vermutlich nicht wusste, was wir vorhatten.
Ich tat so, als wäre ich ein Arzt und Eleanor meine Patientin. Ich fühlte ihren Puls, sah ihr in die Ohren und ließ sie die Zunge herausstrecken. Dann sah ich sie streng an und sagte: » Beim Kaffeetrinken tun Ihnen die Augen weh, sagen Sie? Probieren Sie mal, vorher den Löffel aus der Tasse zu nehmen.«
Ich erntete beeindruckendes Gelächter von allen Seiten (auch von Eleanor und Alice), doch hatte ich das Gefühl, mir den Applaus erschlichen zu haben, weil ich den Witz mal auf einer Geburtstagskarte gelesen hatte. Eigentlich hasse ich Leute, die geklaute Witze als ihre eigenen ausgeben, aber dies war schließlich ein Notfall. Wir spielten die Szene weiter, indem Alice und ich so taten, als wären wir Sanitäter, die den Bus nehmen mussten, weil ihr Krankenwagen liegen geblieben war.
» Hey, das war total abgefahren«, stieß Alice aus, während wir lachend und prustend von der Bühne stolperten. Alle gratulierten uns widerwillig zu unserem Erfolg, dann kehrten wir zu unseren Stühlen zurück. Diesmal saß ich direkt zwischen Eleanor und Alice– ein perfektes Jack-Sandwich! Ich fühlte mich verpflichtet, auch weiterhin den Charmebolzen zu geben, entschied aber dann doch, die Klappe zu halten und lieber an meinem Inhalator zu saugen. Wirklich lässig.
(Immer noch) 3 . Stunde
Theaterkurs– der Plan
Vielleicht habe ich mich doch etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt, als ich euch von der Brillanz meines Plans vorgeschwärmt habe, und vermutlich hätte ich auch nicht so lange damit hinterm Berg halten sollen, denn nach dem Erfolg unserer Bühnenimprovisation scheint mir die Sache gar nicht mehr so großartig zu sein.
Na ja…
Wie ihr bereits wisst, geht es für mich hauptsächlich darum, Eleanor besser kennenzulernen. Ihr wisst allerdings nicht, dass in den nächsten Monaten Teamarbeit angesagt ist, wozu der Kurs in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt wird, die sich verschiedene Theaterstücke erarbeiten werden. In den anderen Schulstunden ist es mir ja schon ganz gut gelungen, mich irgendwie in Eleanors Leben zu drängen, und wie leicht dürfte mir das erst fallen, wenn wir derselben Theatergruppe angehören– halb so viele Leute, halb so viele Ablenkungen und angesichts des bestehenden Ungleichgewichts der Geschlechter vermutlich nur ein bis zwei Nebenbuhler. Und diesmal hat sich mein Schicksal als gnädig erwiesen… Lasst mich
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