Warum es die Welt nicht gibt
etwas in einem Sinnfeld erscheint. Die Frage ist also: Wenn die Welt existiert, in welchem Sinnfeld erscheint sie dann? Nehmen wir einmal an, die Welt erscheint im Sinnfeld (S1). (S1) ist in diesem Fall ein Sinnfeld unter anderen, es gibt neben (S1) also auch (S2), (S3) und so weiter. Wenn die Welt in (S1) erscheint, das neben anderen Sinnfeldern existiert, existiert sie selbst. Ist dies möglich?
Die Welt ist das Sinnfeld, in dem alle Sinnfelder erscheinen. Demnach erscheint in (S1) jedes andere Sinnfeld als Unterfeld. Denn in (S1) erscheint die Welt, und in der Welt erscheint alles.
Auch (S2), (S3) und so weiter erscheinen also nicht nur neben (S1), sondern sie erscheinen auch in (S1), weil in (S1) die Welt erscheint, in der ihrer Definition zufolge alles erscheint. (S2) gibt es also zwei Mal: einmal neben und einmal in der Welt. Aber (S2) kann es nicht neben der Welt geben, da es neben der Welt gar nichts gibt! Dasselbe gilt für (S3) und alle anderen Sinnfelder. Es ist also unmöglich, dass die Welt in einem Sinnfeld erscheint, das neben anderen Sinnfeldern erscheint.
Daraus folgt nämlich, dass es die anderen Sinnfelder gar nicht geben kann. Deswegen können wir festhalten: Die Welt kommt in der Welt nicht vor.
Außerdem gibt es noch ein anderes Problem. Wenn die Welt in (S1) erscheint, wo erscheint dann (S1) selbst? Wenn die Welt das Sinnfeld ist, in dem alle Sinnfelder erscheinen, dann muss (S1) selbst in der Welt erscheinen, die wiederum in (S1) erscheint! Eine verzwickte Lage (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1
Die Welt, in der (S1) erscheint, in dem die Welt erscheint, unterscheidet sich offensichtlich von der Welt, die in (S1) erscheint. Die erscheinende Welt ist nicht mit der Welt identisch, in der sie erscheint.
Darüber hinaus erscheinen ja auch alle anderen Sinnfelder in der Welt. Deswegen gehören sie mit in das Diagramm (Abbildung 2), wobei sie wiederum an zwei Positionen auftauchen, nämlich einerseits in »der Welt« in (S1) und andererseits neben (S1).
Abbildung 2
Dass die Welt in der Welt nicht vorkommt, ist aber auch unabhängig von dieser etwas formalen Beweisführung leicht nachvollziehbar. Nehmen wir als Beispiel das Gesichtsfeld. In diesem Bereich sieht man niemals das Gesichtsfeld selbst, sondern immer nur sichtbare Gegenstände: die Nachbarin, das Kaffeehaus, den Mond oder den Sonnenuntergang. Bestenfalls könnte man versuchen, das Gesichtsfeld bildlich darzustellen: Wenn ich etwa das Talent hätte, mein Gesichtsfeld, das ich gerade vor mir habe, ganz genau abzumalen, könnte ich mir damit das Gemälde meines Gesichtsfeldes ansehen. Doch dieses Gemälde wäre natürlich nicht mein Gesichtsfeld, sondern nur wiederum etwas in meinem Gesichtsfeld. Das Gleiche gilt für die Welt: Immer wenn wir meinen, sie erfasst zu haben, haben wir nur eine Kopie oder ein Bild der Welt vor uns. Die Welt selbst können wir nicht begreifen, weil es kein Sinnfeld gibt, zu dem sie gehört. Die Welt erscheint nicht auf der Weltbühne, sie tritt nicht auf und stellt sich uns nicht vor.
In Flucht vom Planet der Affen , dem dritten Teil der klassischen Filmreihe Planet der Affen , entwickelt ein gewisser Dr. Otto Hasslein eine Theorie der Zeit, die erklärt, wie es möglich ist, dass die Affen aus der Zukunft in die Vergangenheit zurückgekehrt sind. Hassleins These ist, dass man die Zeit nur dann verstehen könne, wenn man sie als eine Art »unendlicher Regression« begreife. Dies erklärt er den Zuschauern einer Nachrichtensendung, in der er auftritt – diese Zuschauer sind in der Filmwelt die Affen aus der Zukunft, und natürlich wir als Filmzuschauer –, anhand eines einleuchtenden Beispiels. Wir sehen eine Landschaft auf einem Gemälde. Wir wissen, dass jemand diese Landschaft gemalt hat. Also können wir uns auch ein Gemälde vorstellen, auf dem das Gemälde zusammen mit dem Maler erscheint, der es gemalt hat. Doch auch dieses Gemälde ist gemalt, und zwar keineswegs von dem gemalten Maler. Denn dieser malt ja allenfalls das Gemälde im Gemälde. Also können wir uns wiederum ein Gemälde vorstellen, auf dem wir einen Maler sehen, der ein Gemälde malt, auf dem ein Maler das ursprüngliche Landschaftsgemälde malt, und so weiter ad infinitum – eine unendliche Regression.
Der Maler, der alles malt, kann sich nicht selbst beim Malen malen. Der gemalte Maler ist niemals vollständig identisch mit dem malenden Maler. An dieser Filmszene ist bemerkenswert, dass wir – die Zuschauer – uns in genau
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