Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)
Freundinnen ins Kino gingen. (Meine Familie bestand darauf, dass unsere gemeinsam verbrachte Zeit mit Essen zu tun hatte und wir nicht stumm im Dunkeln saßen, um uns einen Film anzusehen.)
Monate später, bei einem unserer regelmäßigen Besuche bei den Lions, zeigten sie uns das berühmte Champagnerhaus Veuve Clicquot, aus dem ihr Lieblingschampagner kam, und als wir an jenem Sonntag spät wieder nach Hause aufbrachen, hatten wir eine Kiste davon in unserem Kofferraum, als Dankeschön für Mutter. Er wurde unser Lieblingschampagner, aber ich hatte natürlich noch keine Ahnung, dass der große Name Veuve Clicquot einmal im Mittelpunkt meines Arbeitslebens stehen würde.
Als Studentin in Paris, nachdem ich mit Dr. Wunders Hilfe abgenommen hatte, beschloss ich, zu Semesterende ein Fest zu veranstalten. Gut gelaunt ging ich in ein Geschäft, um sechs Flaschen Champagner zu kaufen, musste dann aber zu meinem Schrecken – und zur Erheiterung des Geschäftsinhabers – feststellen, dass ich kaum genug Geld für eine Flasche hatte! Als ich meiner Mutter die Geschichte bei einem unserer sonntäglichen Telefongespräche erzählte, hatte sie Mitleid mit mir und schickte mir einen Scheck.
Mamie
hatte uns den Wert der meisten Dinge gelehrt, nicht aber ihren Preis. Das war eine Lektion für Erwachsene.
Meine Freunde von der Universität waren entsprechend beeindruckt und dankbar. Ich hatte im wahrsten Sinne desWortes den Vogel abgeschossen: Champagner schafft immer eine besondere Stimmung, und seinem festlichen Charakter kann sich niemand entziehen. Schon damals traf ich eine Entscheidung fürs Leben: In Zukunft würde ich entweder für eine Party mit Champagner sparen oder erst gar keine geben. Es ist
so
ein Unterschied!
Ich gehöre tatsächlich zu den glücklichen Menschen, die für ihr Vergnügen bezahlt werden. Champagner gibt mir immer noch einen Kick – und was für einen! Champagner hat für mich etwas Magisches. Und er ist ein höchst femininer Wein. Ich liebe alles an ihm: seine verführerische honigfarbene Tönung, die kleinen tanzenden Bläschen, die verschiedenen Duft- und Geschmacksnoten (Zitrus, Birne, Apfel, Trockenobst,
Brioche
), den wunderbar langen, heftigen Nachgeschmack. Ich liebe die Stimmung, die Champagner schafft, dieses Gefühl, das kein anderer Wein hervorrufen kann: Festlichkeit, lebensbejahende Freude. Und ich halte Champagner auch für den versöhnlichsten Wein. Was sich da im Glas tut, macht es schwer, ihn zu schnell zu trinken, und ich war nie betrunken von ihm oder hatte gar einen Champagner-Kater. Natürlich trinke ich ihn in Maßen und nur in Verbindung mit einem Essen. Wie mit allen guten Dingen dieser Welt ist auch hier Balance die richtige Devise.
Mehr als 20 Jahrhunderte lang waren die Weine der Champagne bei festlichen Anlässen in der ganzen Welt vertreten, aber erst seit der industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts haben auch wir, das gemeine Volk, Zugang dazu. Davor war der Champagner der Wein der Könige und Mächtigen.
Während der letzten Jahrzehnte habe ich fast täglich ein Glas Champagner mit jemandem trinken dürfen, mit dem mich meine Arbeit zusammengebracht hat, ob in Paris,New York, Santa Barbara, Bali, Sardinien, Kyoto, Mykonos, der Provence, Puerto Rico, San Francisco, Miami, Nantucket oder zahllosen anderen Orten. Wie Edward mir immer sagt: »Du machst die Menschen glücklich. Als hättest du einen Zauberstab.«
Das habe ich immer gewusst. Als ich vor langen Jahren gerade nach New York gezogen war, musste ich einen Freund im Krankenhaus besuchen. Natürlich hatte ich eine Flasche Champagner dabei. Nach französischer Sitte bringt man entweder einen Strauß Blumen oder Champagner mit, und da ich meinen Freund kannte, entschied ich mich für Letzteres. Aber die Stationsschwester ließ mich nicht einmal durch die Tür. Das war ein völlig unerwarteter Kulturschock. In Amerika, das auf Jahrhunderte der Enthaltsamkeit und des Puritanismus zurückblickt, wird Champagner in einem Krankenhaus zu einem Skandal. In Frankreich dagegen gibt es nicht selten Cartoons, auf denen der Doktor am Bett seines Patienten mit ihm auf seine Gesundheit anstößt.
Wenn ich heute mit Freunden ausgehe, sind wir oft die Einzigen im Restaurant, die Champagner trinken, auch wenn wir nur einen Teller Austern mit gutem Brot und Butter essen. Was haben die da wohl um diese Zeit zu
feiern
?, scheinen sich die Leute zu fragen, die an der Bar an leuchtend orangefarbenen Cocktails nippen.
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