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Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Titel: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Druckerman
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München 1991, S. 91–99
    18 Ebda.
    19 Ebda., S. 72.
    20 Marie-Anne Suizzo, »French and American Mothers’ Childrearing Beliefs: Stimulating, Responding and Long-Term Goals« , Journal of Cross-Cultural Psychology 35, 5 (September 2004): S. 606–626.
    21 Dolto, Une vie pour l’enfance, Télérama hors série , 2008.
    22 Aus den Erinnerungen des Psychoanalytikers Alain Vanier in Dolto: Une vie pour l’enfance, Télérama hors série, 2008.
    23 Die Psychologin ist Muriel Djéribi-Valentin. Sie wurde von Jacqueline Seelem für einen Artikel mit der Überschrift » Françoise Dolto: An Analyst who Listened to Children « interviewt, der in L’Humanité auf Englisch erschien und von Kieran O’Meara übersetzt wurde.
    24 Marie-Anne Suizzo stellte fest, dass 86 Prozent der Pariser Mütter, die sie befragt hat, »extra betonten, dass sie mit ihren Kindern reden, um mit ihnen zu kommunizieren.« Marie-Anne Suizzo, » Mother-Child Relationships in France: Balancing Autonomy and Affiliation in Everyday Interactions , Ethos 32, 3 (2004): S. 292–323.
    25 Paul Bloom, » Moral Life of Babies « im New York Times Magazine vom 3. Mai 2010.
    26 Alison Gopnik schreibt, dass diese neuen Studien »zeigen, dass Babys und sehr kleine Kinder mehr wissen, beobachten, erkunden, imaginieren und lernen, als wir das je für möglich gehalten hätten.« Gopnik ist eine Psychologin an der University of California in Berkeley und Autorin des Buches Kleine Philosophen: Was wir von unseren Kindern über Liebe, Wahrheit und den Sinn des Lebens lernen können.

Tagesbetreuung – ja oder nein?
    Als ich meine Mutter anrufe, um ihr zu sagen, dass Bean von einer städtischen Kindertagesstätte aufgenommen wurde, entsteht eine lange Pause.
    »Eine Tagesstätte?«, fragt sie schließlich.
    Freunde aus der Heimat sind ebenfalls skeptisch.
    »So etwas käme für mich nie infrage«, schnaubt eine Freundin, deren Sohn etwa in Beans Alter ist. »Ich möchte, dass er etwas mehr individuelle Aufmerksamkeit bekommt.« Aber als ich meinen französischen Nachbarn erzähle, dass Bean in die crêche aufgenommen wurde, wie die Kindertagesstätten hier auch genannt werden, gratulieren sie mir, und es fehlt nicht viel, dass sie die Champagnerkorken knallen lassen.
    Einen größeren Unterschied zwischen unseren beiden Ländern habe ich bisher noch nicht erlebt. Mütter aus meiner Heimat sind in der Regel nicht begeistert von Kindertagesstätten. Schon allein das Wort »Tagesstätte« beschwört vor ihrem inneren Auge Bilder von Pädophilen und kreischenden Babys in schmutzigen, spärlich beleuchteten Räumlichkeiten herauf. »Ich möchte, dass er etwas mehr individuelle Aufmerksamkeit bekommt« ist eine höfliche Verbrämung der Aussage: »Im Gegensatz zu dir liebe ich mein Kind wirklich und bin nicht gewillt, es einer Institution anzuvertrauen«. Amerikanische Eltern, die es sich leisten können, heuern Kindermädchen an und gewöhnen ihre Kinder dann mit zwei, drei Jahren schrittweise an die Vorschule. Diejenigen, die gezwungen sind, ihre Kinder in eine Tagesstätte zu geben, tun das nur ungern und oft voller Schuldgefühle.
    Französische Eltern dagegen – Architekten, Ärzte, Journalistenkollegen – prügeln sich regelrecht um einen Platz in der crêche ihres Viertels, die fünf Tage die Woche geöffnet hat, normalerweise von acht bis sechs. Mütter bewerben sich schon in der Schwangerschaft, liegen den Erziehern unablässig in den Ohren, bitten und betteln. Crêches werden vom Staat unterstützt, und die Eltern zahlen abhängig von ihrem Einkommen.
    »Ich halte das für ein perfektes System, für ein absolut perfektes System!«, schwärmt meine Freundin Esther, eine französische Anwältin, deren Tochter mit neun Monaten in die crêche kam. Sogar Freundinnen, die nicht arbeiten, melden ihre Kinder dort an. Als Alternative werden sonst höchstens noch eine Teilzeitbetreuung oder ein Kindermädchen in die engere Wahl gezogen, und selbst letztere wird staatlich gefördert. (Regierungswebseiten zählen sämtliche Möglichkeiten auf.)
    Von alldem wird mir fast schwindelig. Wird die Tagesstätte mein Kind aggressiv, vernachlässigt und bindungsunfähig machen, so wie es die schlimmsten amerikanischen Schlagzeilen behaupten? Oder wird sie sozialisiert, »erweckt« und fachmännisch betreut werden, wie mir französische Eltern versichern?
    Zum ersten Mal habe ich Angst, wir könnten es mit unserem kleinen interkulturellen Experiment übertreiben. Dass ich mich

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