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Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Titel: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Druckerman
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ein Happy End. Der Löffel wünscht sich, eine Gabel zu sein, merkt aber irgendwann, wie toll es als Löffel ist. Der Junge, der die anderen Kinder nicht in seinem Laufstall spielen lässt, wird selbst aus dem Laufstall verbannt und lernt, dass alle Kinder gemeinsam im Laufstall spielen sollten. Lektionen werden gelernt, und das Leben wird besser.
    Das ist nicht nur in den Büchern so. Ich merke, wie lächerlich optimistisch ich klinge, wenn ich Bean If you are happy and you know it, clap your hands vorsinge oder The Sun will come out tomorrow aus dem Musical Annie . In der englischsprachigen Welt scheint es für jedes Problem eine Lösung zu geben, und das Glück wartet gleich hinter der nächsten Ecke.
    Die französischen Bücher, die ich Bean vorlese, sind ähnlich aufgebaut. Es gibt ein Problem, die Figuren bemühen sich, es zu lösen. Aber das gelingt ihnen meist nicht für lange. Oft endet das Buch damit, dass die Figur wieder vor genau demselben Problem steht. Es kommt selten zu einer persönlichen Entwicklung, bei der alle etwas lernen und daran wachsen.
    Eines von Beans französischen Lieblingsbüchern handelt von zwei hübschen kleinen Mädchen, die Cousinen und beste Freundinnen sind. Eliette (die Rothaarige) kommandiert Alice (die Brünette) ständig herum. Eines Tages beschließt Alice, dass sie die Nase voll von Eliette hat, und will nicht mehr mit ihr spielen. Eine verfahrene Situation entsteht, in der sich beide einsam fühlen. Schließlich besucht Eliette Alice, bittet sie um Verzeihung und verspricht, sich zu ändern. Alice nimmt ihre Entschuldigung an. Eine Seite später spielen die Mädchen zusammen Doktor, und Eliette versucht, Alice mit einer Spritze zu stechen. Nichts hat sich verändert. Ende.
    Nicht alle französischen Bücher gehen so aus, aber viele schon. Die Botschaft lautet, dass es nicht immer ein Happy End gibt. Das Leben ist kompliziert. Es gibt keine Guten und keine Bösen. In uns steckt sowohl das eine als auch das andere. Eliette ist herrisch, aber auch witzig. Alice ist das Opfer, aber sie scheint es auch gar nicht anders zu wollen.
    Wir sollen glauben, dass Eliette und Alice ihre dysfunktionale Beziehung deshalb aufrechterhalten, weil eine Freundschaft zwischen zwei Mädchen nun mal so ist. Ich wünschte, ich hätte das auch schon gewusst, als ich vier war, statt es erst mit um die dreißig herauszufinden. Die Autorin Debra Ollivier weist darauf hin, dass amerikanische Mädchen Gänseblümchen ihre Blütenblätter ausreißen und dabei sagen, »Er liebt mich, er liebt mich nicht«. Französische Mädchen dagegen lassen auch Zwischentöne zu. Sie sagen » Il m‘aime un peu, beaucoup, passionnément, à la folie, pas du tout .« (»Er liebt mich ein bisschen, sehr, leidenschaftlich, wahnsinnig, gar nicht.« 43 )
    Die Figuren in französischen Kinderbüchern dürfen auch widersprüchliche Eigenschaften haben. In einem von Beans Princesse Parfaite -Büchern packt Zoé ein Geschenk aus und verkündet, dass es ihr nicht gefällt. Aber auf der nächsten Seite ist Zoé eine perfekte Prinzessin, die aufspringt und sich beim Schenkenden mit merci bedankt. 44
    Gäbe es eine amerikanische Variante dieses Buches, würde Zoé ihre Unhöflichkeit und Undankbarkeit überwinden und sich für immer in die perfekte Prinzessin verwandeln. Die französischen Bücher sind eher wie das wahre Leben: Zoé hat nach wie vor zwei Seelen in ihrer Brust. Das Buch versucht, für ein prinzessinnenhaftes Benehmen zu werben (Am Ende ist ein kleines Zeugnis für gutes Benehmen beigefügt.), geht aber davon aus, dass Kinder einen angeborenen Drang haben, bêtises zu machen.
    Es gibt auch viel Nacktheit und Liebe in französischen Büchern für Vierjährige. Bean hat ein Buch über einen Jungen, der aus Versehen nackig zur Schule geht. Ein anderes handelt von der Liebe eines Jungen, der sich aus Versehen in die Hose macht, zu einem kleinen Mädchen, das ihm ihre Hose leiht, während es sich aus seinem Bandana einen Rock bindet. Diese Bücher – und auch die französischen Eltern aus meinem Bekanntenkreis – nehmen die Liebeleien und Romanzen von Vorschülern ernst.
    Ich lerne Leute kennen, die amerikanische Eltern haben, aber in Frankreich aufgewachsen sind. Als ich sie frage, ob sie sich eher als Franzosen oder als Amerikaner fühlen, sagen fast alle, das hänge von der Umgebung ab. Seien sie in Frankreich, fühlten sie sich als Amerikaner, in Amerika dagegen als Franzosen.
    Bean scheint sich ähnlich zu

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