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Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Titel: Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard David Precht
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Jahren – und zwar mit Kapuzineraffen. Unter den Affen Südamerikas sind sie die Stars. Die flinken Baumbewohner des Amazonas-Regenwaldes sind besonders langlebig. Mit annähernd fünfzig Jahren werden sie in etwa so alt wie Menschenaffen. Die Größe und das Gewicht ihrer Gehirne sind außergewöhnlich. Und sie sind sehr freundlich und friedlich. Kein Wunder, dass sie bei Menschen seit langer Zeit beliebt sind: als Heimtiere, als Begleiter von Drehorgelspielern, als Filmstars und als Helfer für körperbehinderte Menschen.
    De Waal und seine Kollegin Sarah Brosnan wollten herausfinden, ob Kapuziner erwarten, dass es im Umgang mit ihnen fair zugeht. Sie setzten jeweils zwei Affen in einen Käfig. Am Anfang war die Welt für die Kapuziner noch in Ordnung. Die Forscher warfen ihnen Spielmarken in den Käfig. Gaben die Äffchen diese Marken zurück, so erhielten sie dafür ein Stückchen Gurke oder eine Weintraube. Gurken schmecken für Kapuzineraffen so lala. Weintrauben dagegen schmecken großartig. Die meisten Menschen sehen das sicher ähnlich. Bekam man eine Weintraube, hatte man Glück. Bekam man eine Gurke … Na ja.
    Dann machten die Forscher eine neue Reihe von Versuchen. Und diesmal wurden sie ungerecht. Denn dieses Mal bekam der eine der beiden Affen für seine Marken immer ein Gurkenstück. Der andere dagegen bekam jedes Mal eine viel schmackhaftere Weintraube. Der mit dem Stück Gurke Abgespeiste konnte genau beobachten, wie sein Kumpan für dieselbe Leistung, die Marke zurückzugeben, eine viel größere Belohnung bekam.
    Was passierte? Schon nach kurzer Zeit verlor der Affe mit den langweiligen Gurkenstückchen sichtbar die Lust. Er weigerte sich weiter mitzuspielen. Die Marken blieben jetzt einfach im Käfig liegen. Stinksauer wurde er dann, als er mit ansehen musste, wie sein Gefährte mit Weintrauben gefüttert wurde, ohne etwas dafür zu tun. Während er selbst weiter für Gurken arbeiten musste. Da begann der Zu-kurz-Gekommene ein wildes Gekreische und fing an, mit seinen Spielmarken die blöden Forscher zu bewerfen.
    Wie konnte ein Stück Gurke, das vorher noch recht begehrt gewesen war, in so kurzer Zeit seinen Wert verlieren? Ganz offensichtlich verglichen die Tiere ihre eigene Belohnung mit der Belohnung der anderen. Und sie schienen zu erwarten, dass sie für die gleiche Tätigkeit auch den gleichen Lohn erhalten sollten. Als dies nicht mehr der Fall war, stieg in ihnen ein Gefühl des Unmuts auf – das Gefühl, » unfair« behandelt worden zu sein.
    Kapuzineraffen sind nicht unsere nächsten Verwandten. Aber dennoch können wir aus ihrem Verhalten etwas lernen. Auch sie haben ein Gefühl dafür, wie andere sie behandeln sollten. Wenn wir Menschen etwas als » ungerecht« empfinden, dann ist das etwas, was Affen auch kennen. Mit anderen Worten heißt das: Etwas ungerecht oder unfair zu finden liegt in unserer Natur.
    Und doch gibt es einen wichtigen Unterschied: Die Kapuziner hatten zwar einen feinen Sinn dafür, was unfair ist. Aber wissen sie deshalb wirklich schon, was fair und gerecht ist?
    Wäre es nicht fair gewesen, wenn der Affe, der mit Weintrauben gefüttert wurde, dem anderen Affen die Hälfte seiner Trauben abgegeben hätte? Aber kein einziges Äffchen hat freiwillig geteilt! Wir Menschen tun das, zumindest einige von uns. Kapuziner tun das nicht. Das ist ein Unterschied. Anders als wir haben die Äffchen zwar einen Sinn für Unfairness – aber sie haben keinen Sinn für Fairnes s !
Was hältst du davon? Wissen Kapuzineraffen, was fair ist?
Ich glaube, ja.
Meinst du denn, dass ein Gefühl für Unfairness das Gleiche ist wie ein Gefühl für Fairness?
Der Affe mit den Gurken findet das unfair. Aber der Affe mit den Weintrauben findet das ganz O. K.
So sehe ich das auch. Wenn der Affe, der mit den Weintrauben gefüttert wird, ohne dass er etwas dafür tun muss, ein Gefühl für Fairness hätte, was würde er dann wohl tun?
Dann würde der Affe mit den Weintrauben zwar nicht alle Weintrauben abgeben, aber ein paar.
Eben. Weißt du, woran mich das erinnert?
Nein.
An unsere Kissenschlachten. Als du fünf Jahre alt warst, haben wir immer abends im Bett getobt. Und wenn ich dabei in einer guten Position war und dich ordentlich mit dem Kissen verdroschen habe, weißt du, was du da geschrien hast?
Hmm?
» Papa, das ist unfair!!!« Und weißt du, was für dich fair war? – Wenn du in der besseren Position warst!
    Was wir unfair fi nden , das wissen wir bereits mit fünf Jahren. In diesem

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