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Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Titel: Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard David Precht
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von sich selbst. Meistens versuchen wir so zu leben, dass das Bild, das wir von uns selbst haben, nicht darunter leidet. Aber oftmals tricksen wir uns auch selber aus: durch Verdrängen und Vergleichen.
    Dass wir oft versuchen das Gute zu tun und uns dafür anstrengen, liegt aber nicht nur an unserem Selbstbild. Denn meistens denken wir, dass es uns im Leben besser geht, wenn wir nicht allzu viele miese Dinge tun. Wir glauben, dass das Leben uns dafür belohnt. Aber …
    = Verderben Belohnungen den Charakter?

Auf dem RAW-Gelände

    Verderben Belohnungen den Charakter?
    Was Berlin so besonders macht, sind seine vielen unbebauten Flächen. Überall in der Stadt findet man etwas Verwildertes, das aus einer anderen Zeit übrig geblieben ist. Oft sind es alte Fabriken, durch die heute der Wind pfeift. Oder es sind Gebiete, in denen einmal die Berliner Mauer stand und die deshalb frei geblieben sind.
    Häufig finden sich hier Menschen zusammen, die ihre Phantasie ausleben wollen. Sie bauen sich Werkstätten und Ateliers in alten Fabrikhallen. Andere suchen sich Proberäume, um Musik zu machen. Oder Inlineskater schaffen sich hier ihren Parcours. Alle diese Menschen tun dies nicht, weil sie damit Geld verdienen wollen. Sie machen es, weil sie sich austoben wollen und einfach Spaß haben an dem, was sie tun.
    Ein ganz besonderer Ort dieser Sorte ist das RAW -Gelände an der Revaler Straße in Friedrichshain. Die Abkürzung RAW steht für ein fast unaussprechbares Wort: » Reichsbahnausbesserungswerkstatt«. Schon vor fast 150 Jahren wurden hier Lokomotiven und Eisenbahnwagen repariert. Von dieser » Königlich-Preußischen Eisenbahnhauptwerkstatt Berlin II « der Preußischen Ostbahn ist heute allerdings kaum noch etwas erhalten. Was heute an Gebäuden auf dem Gelände steht, stammt aus der Zeit Ende des 19 . Jahrhunderts und den Zeiten danach. In der großen Zeit des Schienenverkehrs in Berlin arbeiteten hier mehr als tausend Menschen. Auch die DDR nutzte das Werk. Nach der deutschen Vereinigung allerdings wurde es stillgelegt, weil man es nicht mehr brauchte. Nur eine einzige Halle am Rand des Geländes ist noch in Betrieb.
    Auf dem übrigen Gelände fanden sich schnell Menschen mit tollen Ideen ein. Ein Flohmarkt entstand und ein Kulturverein. Und Jugendliche und Kinder eroberten sich hier einen Freiraum, gegen den fast jeder städtische Spielplatz langweilig ist. Die beiden besonderen Attraktionen auf dem Gelände sind einmal die Skaterhalle und zum anderen ein alter Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Mit viel Mühe und Liebe entstand daraus vor ein paar Jahren ein fast zwanzig Meter hoher Kletterturm. Keine Kletterwand in Berlin ist höher als diese. Und keine hat so viele verschiedene Möglichkeiten, um auf die Spitze des Bunkers zu kommen. Und hat man es erst einmal geschafft, hat man einen phantastischen Blick über die Stadt.
    Leider ist Oskar für den Bunker noch etwas zu jung. Selbst für ältere Jugendliche und Erwachsene ist es nicht so leicht, hier hochzukommen. Dafür gibt es gleich um die Ecke eine Kinderkletterwand. Doch auch die ist nicht ganz einfach zu besteigen. Oskar müht sich gehörig ab, bei dem Versuch einen oder zwei Meter nach oben zu kommen. Mit hochrotem Kopf hängt er an den Greif- und Fußhilfen. Doch schließlich schafft er es ein Stück nach oben. Beim anschließenden Eisessen im Hof neben dem Bunker frage ich ihn:
Sag mal, Oskar, hättest du dich eigentlich noch mehr angestrengt, da hochzukommen, wenn ich dir ein Eis dafür versprochen hätte?
Papa, dann hättest du jedenfalls kein Eis verdient.
Wieso nicht?
Weil du nicht geklettert bist.
Ich kann gar nicht klettern. Und ganz bestimmt nicht an so einer Kletterwand. Also hättest du dich genauso angestrengt.
Ja klar, Papa, ich wollte ja da hoch.
    Klar, wenn man etwas gerne macht, dann braucht man eigentlich auch keine Belohnungen dafür. Nur, wenn man es nicht gerne macht. Dann dient die Belohnung als ein Köder, um sich anzustrengen. Aber wie ist das eigentlich mit dem Helfen? Wenn wir anderen, die unsere Hilfe brauchen, einen Gefallen tun: Tun wir das freiwillig und gerne – oder tun wir das nur für eine Belohnung?
    Die Forscher Felix Warneken und Michael Tomasello wollten es genau wissen. Dafür machten sie viele Versuche mit kleinen Kindern und filmten sie dabei.
    Bei einem der Versuche will ein Mann einen dicken Stapel Bücher in einen Schrank stellen. Er hat den Stapel in den Händen und steht vor dem Schrank. Leider sind die Türen

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